Als Metalcore-Band mit einer Frau am Mikrofon sorgten In This Moment kräftig für Furore. Klar, eine Sängerin ist in diesem Genre mit seinem kernigen Scream-Gesang schon etwas Besonderes.

Da gerade die Kombination von Metalcore und weiblichem Frontgesang das große Herausstellungsmerkmal von In This Moment war, stieß es nicht nur auf Gegenliebe, als sich die US-Amerikaner von ihren stilistischen Wurzeln wegebwegten.

Auf ihrem neuen Album “Black Widow” haben In This Moment den Metalcore nun komplett hinter sich gelassen. Geboten wird nun moderne Rockmusik. Wie sich eine Metalcore-Band außer Dienst anhört erfahrt ihr in dieser Rezension.

Man muss es so klar sagen: Mit Metalcore hat “Black Widow” so gut wie nichts mehr zu tun. Die auffälligste Änderung ist dabei natürlich, dass Frontfrau Maria Brink nicht mehr im Scream, sondern Klargesang singt.

Ab und zu kommt auch noch ein Halbsatz im Scream vor – fast wie eine Hommage an die Frühphase der Band. Grundsätzlich laufen nun aber sämtliche Lieder im Klargesang ab. Wenn man an alte Lieder wie “Welcome To The Gun Show” denkt, in denen Marias infernalischer Scream einem die Schuhe ausgezogen hat, dann wirkt das was nun geboten wird im Vergleich wie ein Unterschied von Tag und Nacht.

Der Entwicklung des Gesangs haben sich auch die Instrumente angepasst. Für eine Rock-Band klingt der Sound von In This Moment immer noch wuchtig, verglichen mit ihren Metalcore-Zeiten aber natürlich weicher. So wurden zum Beispiel die Blastbeats gestrichen, dafür gibt es nun ab und an sogar eine Klavierballade.

Insgesamt haben In This Moment ihren Stil schon sehr deutlich verändert. Mit dem Metalcore ihrer frühen Tage hat die Band heute nichts mehr zu tun. Stattdessen steht jetzt elektronisch unterfütterter Crossover-Rock auf dem Programm, der sich sehr modern präsentiert.

Das Klangbild ist markant und bietet durchaus auch einiges an Abwechslung. Sowohl der Gesang als auch das Spiel der Instrumente decken eine hohe Bandbreite von weich bis hart ab. Vielfältig ist der neue Sound von In This Moment also auf jeden Fall.

Das Songwriting und die Umsetzung sind an sich gelungen. So darf man sich in einer Reihe von Liedern über griffige Melodien und eingängige Refrains freuen – einer der wenigen Aspekte, die sich In This Moment aus ihren Metalcore-Tagen bewahrt haben.

Andere Songs, gerade die weicheren gegen Ende des Albums, sind aber weniger eingängig. Mit einer vollen Stunde Laufzeit ist “Black Widow” vielleicht schlicht etwas zu lang geraten. Es wirkt, als ob ihm gegen Ende ein wenig die Puste ausgeht. Von daher dürfen es beim nächsten Mal ruhig 15 Minuten Laufzeit weniger sein wenn dafür das Niveau der guten Stücke durchgehend gehalten wird.

Fazit

Mit “Black Widow” besiegeln In This Moment ihre Stilwandlung vom Metalcore hin zu modernem Rock.

Die Band liefert mit ihrem neuen Werk ein gut hörbares Rock-Album ab. Von ihren alten Fans werden an diesem Punkt aber einige endgültig abspringen.

Punkte: 7 / 10

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de