Mit „Land“ erscheint am 2. Juni das vierte Album der Viking-Metal-Band Tyr.
Wieder einmal setzen die vier Musiker von den Färöer-Inseln (Dänemark) in ihren Lieder Quellen aus der Mythologie ihrer Heimatregion um.
Wie sich „Land“ anhört und ob das Album eine gelungene Anschaffung ist, erfahrt ihr in dieser Rezension.
Mit neun Stücken und einem stimmungsvollen Intro kommt „Land“ auf eine Gesamtspielzeit von fast 70 (!) Minuten und ist damit ein erfreuend umfangreiches Album!
Besungen werden auf der CD Elemente aus Mythologie und Sagen – ganz so, wie man es von einem Viking-Metal-Album mit Drachenboot auf dem Cover erwartet.
Die Liedsprachen sind Englisch und, meistens, die färöische Sprache. Die Tatsache, dass mit Tyr eine solch ungewöhnliche und wohl auch seltene Sprache um die Welt reist wird keinesfalls durch irgendwelche Death-Metal-Growls oder dergleichen beeinträchtigt, denn der Gesang bleibt bei Tyr durchweg klar und melodisch und hat darüber hinaus einen sehr hohen Stellenwert, da im Schaffensprozess der Musik von Tyr zuerst der Gesang entsteht und alles übrige mehr oder weniger um diesen herum arrangiert wird.
Musikalisch bewegen sich Tyr größtenteils in gemäßigter Geschwindigkeit. Über den Grundriss des Klanges ragen zwar öfter hohe Gitarrenmelodien heraus, die schneller sind als die übrigen Instrumente, insgesamt musizieren Tyr jedoch tatsächlich vergleichsweise gemächlich. Ganz klar steht die Atmosphäre der Musik im Vordergrund und nicht etwa Vortrieb. Fast geht die Band im Spektrum der Viking- und Pagan-Metal-Bands in Richtung Doom Metal.
Spring- und feiertaugliche Hymnen wie beispielsweise bei Korpiklaani darf bei Tyr also niemand erwarten. Dieses Klangkonzept der ruhigen, langen, gediegenen und atmosphärisch orientierten Lieder wird auf dem kompletten Album durchgehend beibehalten. Allzu viel Abwechslung oder Experimentierfreude sucht man auf „Land“ also vergebens.
Besonders auf dem Album hervorzuheben ist das titelgebende Stück „Land“. Es handelt sich dabei um einen Epos, der nicht weniger als sage und schreibe 16 Minuten (!) lang ist und ebenso lange den Hörer mit sich trägt. Nach 15 Minuten endet das eigentliche Lied, anschließend hört man bis zum Auslaufen des Tracks wie ein Streicher leise die Melodie des Titels vor der Geräuschkulisse einer Meeresbrandung spielt. Ein beeindruckendes Stück! Gewiss nichts zum Headbangen, gewiss auch nichts zum auf und ab springen auf Festivals, aber etwas zum zurücklehnen und genießen.
Fazit
Tyr spielen auf „Land“ langsamen, atmosphärisch gehaltenen Viking Metal, der eine Art Doom-Metal-orientiere Variante des Genres zu sein scheint.
Wer „Land“ erwirbt bekommt keine Lieder zum Tanzen und Mitgrölen wie bei Korpiklaani, keine eingängigen Hymnen wie bei Ensiferum und auch nicht so kraftvoll auf die Ohren wie von Amon Amarth. Dafür erhält man sehr eigenen und atmosphärisch ausgelegten Viking Metal.
Wenn man also keine Feier-Hymnen oder Festival-Ohrwürmer sucht, sondern bereit ist, sich auf eine ruhigere und weniger stimmungstreibende Musik einzulassen, deren Wert in anderen Ebenen zu finden ist als bei anderen Bands der verwandten Genres, dann kann man guten Gewissens zugreifen.
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de