Obscurity – Interview

Wenige Tage nachdem mit „Várar“ das vierte Album der nordrhein-westfälischen Viking/Death-Metal-Band Obscurity erschienen ist, stand uns die Gruppe für ein Interview zur Verfügung.Die ebenso umfang- wie aufschlussreiche Beantwortung all unserer Fragen übernahm Bassist Ziu.Viel Spaß beim Lesen!

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Foto: myspace.com


Hallo Ziu!

Seit dem 6. März ist euer neues Album „Várar“ zu haben. Was für eine Bedeutung hat der Begriff „Várar“?

Hallo Stefan,
erst einmal vielen Dank für Deine Bemühungen um dieses Interview. Es ist mir
beziehungsweise uns immer eine Freude. 
Várar bedeutet Schwur und steht für den
Gemeinschaftsschwur der alten, nordischen Völker sowie für die Gemeinschaft im
Heavy Metal, als auch für die Bruderschaft Obscurity.

Das Cover symbolisiert den Gemeinschaftsschwur, in dem sich zwei Krieger verbrüdern. Die Heerschar im Hintergrund symbolisiert die Stärke, die durch eine Gemeinschaft
und unerschütterlichen Zusammenhalt geschaffen wird.

Was war die größte Herausforderung im Entstehungsprozess des Albums?

Nun, die Herausforderung beim Entstehungsprozess eines jeden Albums ist natürlich gute
Songs zu schreiben, hehe. Dazu kommt dann natürlich noch der Ansporn noch eins
drauf zu legen, in Hinsicht auf das vorangegangene Album. Der Sound muss hinterher
stimmen und alle Mitglieder von Obscurity müssen zufrieden sein, hehe.

Insbesondere beim Schmieden von „Várar“ sind wir sehr entspannt zu Werke gegangen, obwohl in den letzten beiden Monaten vor dem Studiotermin noch einmal drei bis vier Songs entstanden, die dann auch aufs Album gekommen sind. Der Entstehungsprozess war wirklich sehr entspannt und wir fühlten uns zu keiner Zeit irgendwie unter Druck gesetzt. So läuft das auch nicht bei Obscurity.

Wir gehen dreimal die Woche in den Proberaum, und schrauben an neuem Material rum, ganz altmodisch. Wir haben keinen Masterplan, nach dem wir neue Songs schreiben. Wir machen einfach, ohne irgendwelchen Erwartungsdruck und gucken was dabei raus kommt. Wenn es uns gefällt, wird es behalten.

Auf „Várar“ ist das Stück „Battle Metal“ enthalten, das ihr zusammen mit dem Gastsänger Manuel von Path of Golconda aufgenommen habt. Ist es nur Zufall, dass „Battle Metal“ auch der Titel des Debütalbums von Turisas war oder steckt vielleicht etwas anderes dahinter?

Nein, der Song „Battle Metal“ hat nichts mit Turisas zu tun. Man hat mich zur Zeit unseres ersten Albums „Bergisch Land“ nach unserem Musikstil gefragt, da man uns nicht direkt einem speziellen Genre zuordnen kann. Wir machen eine Mischung aus Death und Black Metal, mit ein paar Thrash Metal Sprenklern und einer großen Prise Pagan/Viking Lyrik.

Da man sowas aber immer schlecht beschreiben kann und es einfach zu kompliziert ist, habe ich damals (ca. 2000 – 2001) einfach gesagt wir machen eine Art „Battle Metal“. So, jetzt höre ich schon die lauten Schreie der Entrüstung, dass doch Turisas den Begriff „Battle Metal“ erfunden haben und eben alles was damit zusammenhängt. Das stört mich gar nicht und geht auch völlig in Ordnung. Die Jungs haben ihr erstes Album so genannt, sind damit richtig groß geworden und haben den Begriff bekannt gemacht. Ich glaube auch nicht, dass die das von uns geklaut haben, HAHA! Lustig wär’s trotzdem, hehe.

Was ich damit sagen möchte ist, dass es solche Zufälle einfach gibt. Nur
scheinbar trifft es uns immer mit `ner vollen Kelle.
Wir fanden den Begriff „Battle Metal“ schon immer passend, haben aber dummerweise nichts draus gemacht. Als ich dann den Text zu „Battle Metal“ geschrieben habe, passte dieser Titel einfach wie die Faust aufs Auge. Hierbei haben wir nur in unsere eigene Schatulle gegriffen und nichts von Turisas abgeschaut.Unser zweites Album von 2003 weist ja auch Parallelen zu Turisas auf, da es „Thurisaz“ betitelt ist. Der Titel geisterte schon seit 2002 bei uns rum und da haben ja die finnischen Jungs auch nicht bei uns abgeschaut. Zu der Zeit wussten wir auch noch gar
nicht, dass es diese sympathische Truppe gibt.

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„Várar“, Grafik: myspace.com

Neben dem bereits angesprochenen Gastbeitrag ist in einem Stück eures Albums auch Arkadius von Suidakra zu hören, musikalischen Zusammenarbeiten seid ihr also alles andere als abgeneigt. Habt ihr schon Pläne, mit welchen Musikern ihr in Zukunft noch zusammenarbeiten wollt?

Abgeneigt sind wir auf keinen Fall. Manuel und Arkadius haben beide hervorragende Leistungen abgeliefert. Es hat sich dieses mal einfach angeboten und das haben wir dankend angenommen und umgesetzt. Uns verbindet eine starke Freundschaft, die wir nun auch auf Scheibe gepresst haben.

Wenn sich eine ähnliche Zusammenarbeit anbietet und sie für das neue Material entsprechend passt, dann werden wir das gerne umsetzen, aber wirklich geplant ist nichts. Lediglich Bony, der unser Produzent und auch Sänger bei den Japanischen
Kampfhörspielen
ist wird auf jeden Fall wieder dabei sein. Er ist ja auch Musiker, ein sehr enger und langjähriger Freund von uns. Eigentlich ist er schon ein weiteres Mitglied. Live ist er zurzeit ja auch immer dabei und übernimmt Agalaz’ [Eigentlich Gitarrist von Obscurity, übernimmt derzeit aber mangels Sänger den Gesang, Anm. d. Red.] Gitarrenarbeit.

„Várar“ ist bereits euer viertes Album, man kann also sagen, dass ihr nicht wenig musikalische Erfahrung vorweisen könnt. Habt ihr trotzdem in musikalischer Hinsicht irgendwelche Vorbilder?

Vorbilder, die unsere Musik beeinflussen haben wir nicht. Wir haben keine anderen Songs oder Bands im Kopf, wenn wir neue Stücke machen. Es gibt keine Vorbilder an denen wir unsere Musik angelegt haben. Da wir aber schließlich auch nur „normale“ Metaller sind, haben wir natürlich persönlich auch unsere Helden und Metal-Götter. Diese reichen von Anthrax über Bathory, Iron Maiden, Kreator, bis hin zu Slayer und Unleashed und so weiter. Persönlich haben wir eben diese Helden genau wie jeder andere auch, nur beeinflussen sie uns nicht innerhalb der Band.

Werdet ihr bei der Produktion eures nächsten Albums etwas bewusst anders machen als bei „Várar“?

Nein, nichts! Im Gegenteil, wir werden versuchen im Studio und beim Mischung/Mastern alles wieder so zu handhaben wie bei „Várar“. Es war einfach eine hervorragende Zusammenarbeit, die für uns ein sehr bedeutendes Scheibchen hervorgebracht hat.
Alles andere wird sich zeigen und sich entwickeln.

Mit „Nach Asgard wir reiten“ wurde eines der Stücke auf „Várar“ schon Ende Dezember auf dem
Metalmessage-Sampler veröffentlicht. Wie kam es zu dieser Kooperation?

Unsere Plattenfirma SMP Records /TrollZorn arbeiten schon seit geraumer Zeit mit dem
Ein-Mann-Webzine Metalmessage zusammen. Markus Eck ist der geistige Vater
dieser Seite und ein extrem engagiertes Mitglied unserer Szene. Durch diese
Freundschaft und Zusammenarbeit kam der engere Kontakt auch mit uns zu Stande.
Dem Markus hat unser neues Material so gut gefallen, dass er es auf seinem
Sampler haben wollte.

Viele Bands im Bereich Viking Metal oder verwandten Metal-Genres verwenden
Folklore-Instrumente. Wäre so etwas für euch auch mal ein Thema – eine Flöte
oder ein Dudelsack in der Musik von Obscurity?

Hehe, nein nicht wirklich. Es kann durchaus vorkommen, dass wir eher ausgefallene
Instrumente mit einbauen, so geschehen beim Song „Schatten“ auf dem „Schlachten
& Legenden“ Album. Dabei haben wir an einer Stelle ein Cello eingebaut. Das
sind dann aber Ausnahmen und werden nie ausschlaggebend für unsere Musik sein.
Wir mögen zwar durchaus solche „folkloristischen“ Elemente bei anderen Bands,
siehe z.B. Black Messiah oder Eluveitie, aber für uns kommt das nicht in Frage.

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Ziu, Bassist und Mitgründer von Obscurity, Foto: myspace.com

Ihr positioniert euch klar (Zitat) “gegen jeglichen NSBM-Abschaum“. Ist es bei euch schon mal vorgekommen, dass auf euren Konzerten irgendwelche geistigen Tiefflieger zum Beispiel mit dem Hitlergruß herumgelaufen sind oder dass ihr auf irgend eine andere Weise schon mal direkt mit solchem Nazi-Mist konfrontiert worden seid?

Nein so etwas ist uns bisher noch nicht widerfahren. Bei Konzerten, die wir mitveranstalten gibt es die Vorgabe, dass beim Eintritt auf evtl. Auffälligkeiten in dieser
Richtung geachtet wird und dann diese Personen nicht eingelassen werden. Bei
Konzerten, die wir nicht mitveranstalten, behalten wir uns immer vor, den Gig
ab zu brechen oder wenn es im Vorfeld entsprechende Anzeichen gibt, erst gar
nicht auf zu treten.

Wir sind bisher auch noch nicht direkt mit diesem Thema in Verbindung gebracht worden. Lediglich wird uns auch immer wieder die Frage gestellt, wie wir zu der faschistischen
Unterwanderung unserer Szene stehen. Das geschieht aber immer im Hinblick auf die allgemeine Situation in der Szene und ist nicht direkt oder zwingend auf Obscurity bezogen. Mittlerweile sollte sogar jeder Hirnamputierte mitbekommen haben, dass wir mit rechtsradikalem Dreck nichts zu tun haben und uns öffentlich dagegen aussprechen, sowie aktiv dagegen einstehen.

Um es nochmal deutlich zu sagen: Für uns ist Metal eindeutig und schon immer „links“ und „antifaschistisch“ gewesen und wird es auch immer bleiben!

Da ihr ja schon lange im Metal-Bereich tätig seid kann man euch das wohl fragen: Was habt ihr im Bezug auf dieses Thema für einen Eindruck – Bietet man den Nazis, die die Metal-Szene vereinnahmen wollen, heute mehr Paroli als vor fünf Jahren oder ist es eher schlimmer geworden?

Hmmm, das ist eine wirklich schwere Frage, da ich nicht alle lokalen Szenen beurteilen kann. Im Allgemeinen glaube ich allerdings, dass innerhalb der Szene, speziell von den jüngeren Metallern, die Akzeptanz solch schändlicher Unterwanderung gestiegen ist. In manchen Köpfen haben sich diese Einflüsse wohl schon etabliert, auch wenn man selbst nicht mit solchen Ideologien sympathisiert. Als wir vor einigen Wochen in den beiden großen Metal Print Zines, die nunmal das öffentliche Sprachrohr des Heavy Metals sind, Interviews mit einer bestimmten Band gelesen haben, mussten wir uns doch schon sehr wundern.

Ich glaube, dass die Metal Szene noch ein ganzes Stück näher zusammenrücken sollte um sich gegen diese Unterwanderung zu wehren. Wir werden dies jedenfalls auch weiterhin mit unseren Möglichkeiten im entsprechenden Rahmen tun, genauso wie es viele andere Bands tun. Ich glaube fest an den Metal und unsere Szene.

Etwas ganz anderes: Würdet ihr wenn ihr die Wahl hättet gerne von eurer Musik leben wollen?

Natürlich…
wessen Traum ist das denn nicht!? Allerdings ist das nicht unser vorrangiges
oder ausgesprochenes Ziel. Unser Bestreben ist einfach, die Musik zu machen,
die wir gerne selbst hören möchten, Spaß dabei zu haben und so unseren ganz
eigenen, kleinen Teil zum Metal bei zu steuern. Wie der nette Onkel Zagan von
Black Messiah, gerade auch in einem Interview zu berichten wusste, gehen wir
alle einer normalen Tätigkeit nach um unseren Lebensunterhalt zu verdienen und
in dieser schwierigen wirtschaftlichen Situation, können und werden wir uns
nicht einfach von unseren Berufen trennen. Cortez hat ja auch eine Familie mit
zwei Kindern. Da muss schon eine große Veränderung eintreten, für die wir uns
aber in keinster Weise verbiegen oder anbiedern werden, um derartige
Überlegungen aus zu lösen. Leichtfertigkeit gibt es in dabei bei uns nicht. Wir
sind Metalheads, die es lieben Metal zu machen. Fertig aus!

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Grafik: myspace.com

Derzeit seid ihr dabei, einen neuen Sänger zu suchen. Wie weit ist die Suche bisher fortgeschritten?

Bisher haben wir noch keinen geeigneten Kandidaten gefunden, der den Platz von Nezrac
einnehmen könnte. Da Agalaz bisher diesen Platz einnimmt, ist eine Hürde natürlich seine gesanglichen Qualitäten zu überflügeln. Agalaz fällt es sehr schwer, besonders live, seine Gitarre nieder zu legen. Was nach 12 Jahren auch völlig verständlich ist.

Wir werden die Suche noch einige Zeit fortsetzen. Sollte dann kein neuer Sänger gefunden werden, werden wir uns eventuell doch auf die Suche nach einem neuen Gitarristen
machen. Agalaz, dessen Stimme perfekt zu uns passt, wird dann wohl doch zumindest live seine Axt an den Nagel hängen und uns weiter als Fronter durch die Schlachten führen.

Gibt es einen Moment, den ihr als bisher besten Augenblick eurer Bandgeschichte beschreiben würdet?

Da gibt es eine Reihe von Augenblicken. Wenn du das erste Mal dein neues Album in der
End-Version hörst oder es in der Hand hältst. Jedes Mal wenn wir auf der Bühne stehen ist das ein großartiges Gefühl, hierbei stechen die Auftritte 2003 in Hamburg, das Wolfszeit 2007 oder das Ultima Ratio 2008 heraus. Dann die Momente nach Auftritten oder anderen Begebenheiten bei denen man Fans trifft und sich wirklich intensiv mit ihnen unterhalten kann. Dann aber auch dieser Moment, den ich jetzt gerade erleben darf. Ich sitze an einem Interview und kann mich beziehungsweise Obscurity anderen Leuten mitteilen, die hoffentlich auch noch daran interessiert sind, was wir zu verlauten haben. Dafür sind wir alle sehr dankbar und das ist mit der größte Lohn, den wir uns wünschen können.

Möchtet ihr zum Abschluss unseren Lesern noch etwas mit auf den Weg geben?

Ja, Dir vielen Dank für dieses Interview. Sollte dieses Interview Euch etwas neugierig auf
Obscurity gemacht haben, dann besucht uns doch einfach mal auf unseren
Webseiten:
Hompage:
http://www.obscurity-online.de/
MySpace:
http://www.myspace.com/obscuritybergischland

Bleibt sauber. METAL FOREVER!

Vielen Dank Ziu für das Interview!