Tarabas – Das neue Land

Am 26. Februar veröffentlicht die Melodic-Death-Metal-Band Tarabas ihr zweites Album „Das neue Land“.

Was den Umfang angeht kann das Werk der vierköpfigen Band aus Sachsen-Anhalt mit stolzen 75 Minuten Gesamtspielzeit stark punkten. Wie es in anderen Kategorien abschneidet erfahrt ihr in dieser Rezension.

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Das zwölf Lieder umfassende „neue Land“ verortet sich musikalisch wie angesprochen im Melodic Death Metal. Zu hören gibt es also schnelles, hartes Instrumentenspiel zu hartem Growl- und Scream-Gesang, allerdings mit deutlichem Melodieanteil und einer starken Stellung der Gitarren.

Gesungen wird hierbei sowohl auf Deutsch als auch – seltener – auf Englisch. Inhaltlich bieten Tarabas wie auch vergleichbare, oft noch deutlicher im Pagan/Viking-Spektrum siedelnde Gruppen dem Hörer allerhand Mystik- und Schwertschwing-Lieder feil. Im Gegensatz zu verwandten Bands fußen die Texte von Tarabas aber weder in nordischer Mythologie noch in irgendwelchen Wikingergeschichten. Stattdessen besingt die Band durchgehend rein ihrer Phantasie entspringende Begebenheiten.

Insgesamt läuft dies auf die durchaus genreüblichen Helden- oder sonst welche mystisch wirkende Erzählungen heraus, die von ihrem Anspruch her zwar nicht unbedingt das Prädikat besonders wertvoll erhalten, ansonsten aber in Ordnung gehen. Um Missinterpretationen der CD vorzubeugen, stellt der Pressetext im Übrigen nicht ganz grundlos von vorneherein klar: „Begriffe wie „Volk“ und „Schlacht“ muten weder politisch noch historisch an, da sie in eigenen, erzählen Geschichten eine zu interpretierende Bedeutung erhalten.“

Seinen Anfang nimmt das 75-minütige Werk mit dem Titeltrack „Das neue Land“. Mit diesem haben Tarabas gleich eines der stärksten Lieder der CD an ihren Anfang gestellt. Der Song wird von einem überaus gelungenen Gitarrenriff durchzogen, das sofort im Kopf hängen bleibt und richtigen Ohrwurmcharakter entfaltet. Darüber hinaus erfreuen schöne Akustikgitarren-Passagen die Hörer. Auffallend ist schon in diesen ersten Minuten des Albums der Gesang, denn Tarabas lassen sowohl tiefen Growl-Gesang (Death Metal) als auch höheren Scream-Gesang (Black Metal) hören.

Hinzu kommt im Stück „Das neue Land“ wie auch im darauf folgenden und nicht minder fesselnden Stück „Weiße Pferde“ klarer Gesang. Dieser überzeugt vollends und verschafft dem Sound eine geradezu epische Note. Umso – neutral gesprochen – überraschender ist es, dass der klare Gesang im weiteren Verlauf des Albums eigentlich gar nicht mehr auftritt. Außer sehr selten auftretendem Hintergrund- oder Begleitgesang ist auf der kompletten CD kein klarer Gesang mehr zu hören.

Was soll das denn bitte? Tarabas suchen sich ein für dieses Gerne außergewöhnliches Stilelement heraus, das sie deutlich von ähnlichen Bands abhebt, setzen es auch noch wunderbar um und dann halten sie es gerade einmal zwei Lieder lang durch. Völlig unverständlich, absolut nicht nachzuvollziehen.

Auch wenn es mit weiteren klaren Gesangseinlagen sicher noch markanter geworden wäre, „Das neue Land“ kommt auch so gut aus. Die instrumentalen Fähigkeiten von Tarabas gefallen, der Sound ist ausgereift und mitreißend. Immer wieder erklingt zudem die Akustikgitarre und die E-Gitarren gefallen mit schönen Soli. Für genügend Abwechslungsreichtum haben die vier Musiker also definitiv gesorgt. Mit „Intermezzo“ haben sie übrigens auch ein Instrumentalstück auf das Album gebannt, in dessen Verlauf auch eine Geige zu hören ist.

Insgesamt ist am gebotenen Klangbild also wenig zu bemängeln. Tarabas halten auf ihrem langen Album ein hohes Niveau, auch wenn sie den Ohrwurmcharakter von beispielsweise dem Anfangsstück nur selten wieder erreichen. Apropos Anfangsstück: Neben „Das neue Land“ ist auf dem gleichnamigen Album auch das Stück „Das neue Land (Teil 2)“ vorhanden.

Da das erstgenannte Stück eines der besten des Albums ist, befindet man sich bei erstmaligem Hören in einer gespannten Erwartung gegenüber „Das neue Land (Teil 2)“. Was werden Tarabas in „Teil 2“ tun? Die Melodie von „Teil 1“ wieder aufgreifen? Das geniale Gitarrenriff rezitieren? Leider nichts von alledem. Man stellt fest, dass „Teil 2“ musikalisch mit „Teil 1“ eigentlich nichts gemein hat. Hier haben Tarabas eine Chance vergeben.

Den Gesamteindruck des Albums schmälert dies aber natürlich nicht. Wer gerne melodischen Death Metal hört kann mit Tarabas nicht allzu viel falsch machen.

Fazit

Ein gutes Album. Fans des Genres sollten den Blick auf „Das neue Land“ riskieren, sie werden gut bedient.

Trotz der Tatsache, dass Tarabas bei manchen Aspekten unter ihren Möglichkeiten bleiben, kann das Album getrost empfohlen werden. Wenn die Band weiter an sich arbeitet, wird sich ihr in absehbarer Zeit auch die Bewertung sehr gut nicht verschließen.

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de