The Red Hot Chilli Pipers ist der – bestimmt nicht ganz zufällig an eine amerikanische Rockband erinnernde – Name einer schottischen Folk-Rock-Band. Diese besteht aus drei Dudelsackspielern, drei Trommlern, einem Keyboarder und einem Gitarristen. In Großbritannien haben die Chilli Pipers schon einige Bekanntheit erreicht, nun nehmen die Schotten auch das europäische Festland ins Visier.
Im April und Mai gehen die Chilli Pipers daher auf Deutschlandtournee, außerdem erscheint am 30. April ihr Livealbum “Blast Live”. Mit diesem befasst sich die folgende Rezension.
“Blast Live” erscheint auf CD und auf DVD, wir beschäftigen uns zunächst mit der DVD. Das auf “Blast Live” zu sehende Konzert hat eine Laufzeit von 80 Minuten und wurde am 15. August 2008 in Glasgow aufgezeichnet. Die 80 Minuten Laufzeit verteilen sich auf insgesamt 18 Stücke. Diese 18 Tracks beinhalten aber eigentlich mehr als 18 Lieder, da die Red Hot Chilli Pipers gerne Medleys aus verschiedenen Stücken spielen.
Grundsätzlich kann man festhalten, dass die Red Hot Chilli Pipers erstklassige Musiker sind. Auf “Blast Live” wird Folk Rock erster Güte dargeboten. Die Chilli Pipers glänzen mit großer Spielfreude und hervorragenden instrumentalen Fähigkeiten, die sich beispielsweise in überzeugenden Dudelsacksoli zeigen.
Der Reiz der Chilli Pipers schöpft sich aber nicht alleine daraus, dass sie einfach gute Musiker sind. Ein wesentliches Element im musikalischen Schaffen der Chilli Pipers ist nämlich ihre Herangehensweise an die Musik und ihr enormer Abwechslungsreichtum. Die acht Schotten spielen nicht einfach nur traditionelle Folklore mit Gitarre und Keyboard neu ein, sondern treten auch vorbehaltlos an moderne Musikstücke heran und interpretieren diese als Folk Rock neu.
So geben die Chilli Pipers auf “Blast Live” nicht nur Lieder aus Uropas Zeiten zum Besten, sondern covern sich quer durch die Rockmusik vergangener Jahrzehnte. Gespielt wird beispielsweise “Smoke on the Water” von Deep Purple oder “We Will Rock You” von Queen. Auch AC/DC oder sogar Survivor mit “Eye of Tiger” sind dabei. Meistens verwenden die Chilli Pipers diese weltbekannten Melodien in ihren Medleys, seltener spielen sie eines der bekannten Stücke auch komplett. Der Fall ist dies bei “Clocks” von Coldplay, das sich mit schottischen Dudelsäcken gespielt einfach wahnsinnig gut anhört.
Eine Gesangsbegleitung erfolgt bei all diesen Stücken im Übrigen nicht, die Red Hot Chilli Pipers sind größtenteils eine Instrumentalband.
Auf “Blast Live” kommen gelegentlich auch Gastmusiker zum Einsatz. Für mehrere Stücke steht eine dreiköpfige Brass-Band zusammen mit den Chilli Pipers auf der Bühne. Die drei Musiker (Saxophon, Trompete, Zugposaune) werden dem Publikum als “Red Hot Chilli Brass Boys” vorgestellt und fügen sich gut in das Klangbild ein. Ihre interessanteste Beteiligung erfolgt im Stück “Jazz Badger”, wo sie nicht nur eine begleitende Funktion erfüllen, sondern mit ihren Instrumenten tatsächlich im Vordergrund auftreten und den Folk Rock der Chilli Pipers um eine Jazz-Komponente erweitern.
Unterstützung erhalten die Chilli Pipers auch durch das wiederholte Auftreten einer sechsköpfigen Tänzerinnengruppe (“Red Hot Chilli Dancers”). Die sich insgesamt zwei Mal umkostümierenden Damen lockern das Bühnenbild zusätzlich auf und gefallen mit schottischem Volkstanz.
Der aufwändigste Gastbeitrag auf “Blast Live” erfolgt aber durch das Auftreten der Kintyre Schools Juvenile Pipe Band. Jawohl, die Red Hot Chilli Pipers stellen eine komplette Dudelsackkapelle auf die Bühne. Diese begleitet die Chilli Pipers bei den traditionellen Stücken “Hills of Argyll” und “Highland Cathedral” auf eindrucksvolle Art und Weise.
Gastmusiker sind bei der Aufzeichnung von Live-DVDs ja schon fast zum gewohnten Standart geworden. Mal ein zusätzlicher Sänger hier oder ein weiterer Instrumentalist da finden sich mittlerweile auf den meisten Live-Veröffentlichungen. Eine vollständige Pipes & Drums Marching Band aufzufahren ist aber schon etwas Besonderes – alle Achtung!
Insgesamt bleibt auf der “Blast Live”-DVD also kaum ein Wunsch offen. Als Bonusmaterial finden sich auf der DVD übrigens noch ein Interview mit der Band sowie eine halbstündige On-The-Road-Reportage vom Touralltag der Chilli Pipers.
Was bleibt von der überzeugenden Live-DVD nun in der CD-Version übrig? Zunächst kann man festhalten, dass auch die CD-Version durchaus gelungen ist und die Konzertatmosphäre gut transportiert.
Dass sich wegen der vergleichsweise kürzeren Laufzeit auf der CD nicht die komplette DVD-Version des Konzertes findet, ist aber auch bei den Chilli Pipers der Fall. Auf CD wurden daher die kompletten Anmoderationen weggeschnitten.
Gut, sollte man meinen, dann fehlen eben die Anmoderationen und dafür sind alle Lieder des Konzertes auf der CD enthalten. Doch dies ist leider nicht so, denn die CD-Version wurde um einige Stücke des Konzertes erleichtert. So fehlen auf der CD unter anderem “Tag Team Jigs” und auch das Lied “Wi A Hundred Pipers”, das ein Medley des Stückes “Rockin’ All Over The World” von Status Quo enthält.
Diese Schnitte sind vor allem dahingehend unverständlich, dass die frei gewordene Spielzeit dafür genutzt wurde, anstelle der fehlenden Stücke des Konzertes noch zwei Bonus-Tracks auf der CD unterzubringen – merkwürdig. Von diesem Manko abgesehen kann man aber auch die CD getrost empfehlen.
Fazit
Ein Fest für Folk-Rock-Fans. Wer die Mischung von Rock und Dudelsackmusik mag, kann mit “Blast Live” eigentlich gar nichts falsch machen.
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de