Odroerir – Götterlieder II

Die thüringische Pagan-Metal-Band Odroerir befindet sich bereits im zwölften Jahr ihres Bestehens, kann bislang aber nur zwei vollwertige Alben vorweisen. Mit „Götterlieder II“ kommt in diesem Jahr aber ein drittes hinzu.

Erscheinen wird die CD am 28. Mai. Alles Weitere erfahrt ihr in dieser Rezension.

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Mir persönlich sind Odroerir bisher rein musikalisch so gut wie unbekannt gewesen. Wenn ich in den vergangenen Jahren den etwas beschwerlich auszusprechenden Bandnahmen der Thüringer mal wahrnahm, dann ging es meistens darum, dass der Gruppe – mal mehr und mal weniger begründet – ein zu lascher Abgrenzungskurs gegenüber diversen rechten Ecken vorgeworfen wurde.

Nun macht die Band aber doch tatsächlich wieder durch Musik von sich reden. Auf „Götterlieder II“ werden die Fans von Odroerir wohl schon sehnlich gewartet haben, denn seit dem Vorgängeralbum ist eine lange Durststrecke von fünf Jahren vergangen. „Götterlieder II“ ist dafür mit einer Gesamtspielzeit von über einer Stunde aber erfreulich umfangreich geworden.

Die Laufzeit von einer Stunde verteilt sich auf sieben Lieder. Während sich fünf der sieben Stücke bei einer Spielzeit von jeweils um die acht Minuten einpendeln, fallen die anderen beiden Tracks deutlich aus dem Rahmen. Das akustische „Bifröst“ ist mit knapp drei Minuten das kürzeste Stück, während „Allvater“ ein Epos von ganzen 19 (!) Minuten ist.

Wie die beiden erwähnten Liedtitel schon vermuten lassen, geht es auf „Götterlieder II“ einmal mehr um nordische Mythologie. In all ihren Liedern bleiben Odroerir dabei bei der deutschen Sprache.

Rein musikalisch positioniert sich die Band als sehr ruhiger, melodischer Vertreter des Pagan Metal. Mancher Metal-Fan wird dem Album die Rechtfertigung der Bezeichnung als Metal geradezu absprechen wollen. Und tatsächlich ist die folkloristische Seite bei Odroerir weitaus ausgeprägter als der Metal-Anteil. So hört man Flöte und vor allem Geige auf „Götterlieder II“ öfter als Bass und Gitarren. Außerdem geizen Odroerir nicht mit langen, ausschweifenden Akustik-Passagen.

Nur allzu gerne lässt die Band die elektrisch verstärkten Instrumente verstummen und packt stattdessen die Klampfe aus. Minne statt Metal. Auch wenn es dann nicht akustisch sondern mit kompletten Metal-Instrumentarium zu Werke geht, bleiben Odroerir stets melodisch, sanft und oft auch in gediegenem Spieltempo. Was den Härtegrad des Albums angeht, weht also ein Hauch von Týr über „Götterlieder II“. Man könnte die CD durchaus auch dem Folk Rock zuordnen, falsch wäre das sicher nicht.

Wer im Angesicht des Metal-Begriffs also Headbang-Passagen, Blastbeats oder Growl-Gesang erwartet, der wird mit „Götterlieder II“ definitiv nicht glücklich. Wer sich jedoch auch gerne in die ruhigeren (Folk-)Metal-Gefilde wagt, der wird von Odroerir gut bedient. Die Band gefällt mit einem stimmigen, ausgereiften Sound, in dem alle verwendeten Elemente zu einem großen, harmonischen Ganzen verschmelzen.

Auf instrumentaler Seite findet man zunächst gute spielerische Leistungen, inklusive schöner Gitarrensoli, die stets von schönen, sich immer perfekt in das Klangbild einwebenden und nie aufgesetzt wirkenden Geigenklängen ergänzt werden. Der klare Melodiegesang verleiht dem Sound dazu noch eine epische Note. Gesungen wird übrigens von einer männlichen als auch von einer weiblichen Stimme, die männliche hat hierbei einen größeren Anteil.

Das ausgereifte Klangbild von „Götterlieder II“ besticht sowohl durch seine Vielschichtigkeit als auch seinen Facettenreichtum. Zahlreiche Elemente und viel Abwechslung, nicht zuletzt auch durch die akustischen Passagen, sorgen dafür, dass es einem selbst im Verlauf eines Stückes wie „Allvater“, das mit seinen 19 Minuten ein echter Brocken ist, nicht langweilig wird.

Fazit

Odroerir spielen auf „Götterlieder II“ Pagan Metal mit sehr viel Pagan, sehr viel Folk und teils sehr wenig Metal. Dessen muss man sich unbedingt bewusst sein. Wenn man mit falschen Erwartungen an das Album geht und sich an zahlreichen deutlich kraftvolleren CDs anderer Genre-Bands orientiert, wird man hier wohl enttäuscht.

Wenn man sich aber bewusst ist, dass das Album sich sehr deutlich an die Fans von ruhigerem, sanfterem Metal richtet, dann wird man den Kauf sicher nicht bereuen, denn auf „Götterlieder II“ wartet eine Stunde hörenswerter, atmosphärischer, sehr gelungener Musik.

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de