Anfang des Monats ist mit „Persona non grata“ das neue Mittelalter-Album von Schelmish erschienen. 2004 hatten die Musiker ihr bisher letztes Mittelalter-Studioalbum „Igni gena“ veröffentlicht und widmeten sich fortan mehreren Mittelalter-Rock-CDs.
Wie sich die Rückkehr der Schelme zur akustischen Mittelaltermusik anhört verrät euch diese Rezension.
Mit ihrem neuen Mittelalter-Album weisen Schelmish in diesen Tagen einige Parallelen zu ihren Kollegen von Saltatio Mortis auf. Mit „Manufactum II“ haben nämlich auch diese jüngst eine neue Mittelalter-CD hervorgebracht, die nahezu simultan mit der von Schelmish erschienen ist.Die Geschichten beider Gruppen gleichen sich doch sehr. Beide haben seit mehreren Jahren kein Mittelalter-Album mehr veröffentlicht. Beide sind in der Zwischenzeit als Mittelalter-Rock-Band sehr erfolgreich. Beide bringen nun auch noch gleichzeitig einen neuen Mittelalter-Rundling heraus.
Werden sich „Manufactum II“ und „Persona non grata“ nun gleichen wie ein Ei dem anderen? Mitnichten, denn die Alben weisen einige deutliche Unterschiede auf. Zunächst einmal handelt es sich bei der CD von Saltatio Mortis um den Mitschnitt eines Live-Auftritts auf einem Mittelaltermarkt, während Schelmish ihr Album im Studio produziert haben.
Außerdem unterscheiden sich die beiden Bands bei der Auswahl ihres Repertoires deutlich. Saltatio Mortis haben auch Stücke aus ihrem Rock-Programm akustisch vertont, bei Schelmish ist dies nicht der Fall. Die Schelme haben „Persona non grata“ ohnehin größtenteils als instrumentales Album konzipiert, wenn dann aber doch mal gesungen wird, handelt es sich ausnahmslos um traditionelle Texte.
Zielen Saltatio Mortis also eher auf die Anhänger ihrer Rock-Shows während Schelmish den Markt der klassischen Mittelalter-Fans bedienen? Nein, ganz so pauschal kann man das nicht sagen.
Auch wenn „Persona non grata“ auf den ersten Blick vor allem die Traditionalisten unter den Mittelalter-Freunden anzusprechen scheint, bricht das Album klanglich mit den bekannten Genre-Grenzen. Natürlich ist und bleibt „Persona non grata“ erst einmal ein Mittelalter-Album. Flöten, Dudelsäcke und Schlagwerk bilden überzeugend wie immer das gewohnte Mittelalter-Fundament.
Von normaler mittelalterlicher Marktmusik hebt sich „Persona non grata“ dennoch deutlich ab. So wird ein Großteil des Albums durch den Klang eines Cellos angereichert, das Gastmusiker B. Deutung (The Inchtabokatables) spielt. Auffällig zeigt sich aber vor allem das Schlagwerk. Diesem scheint es geradezu egal zu sein, dass Schelmish mit „Persona non grata“ wieder Mittelaltermusik und keinen Mittelalter-Rock machen.
So trommelt das Schlagzeug über weite Strecken des Albums Beats unter die Dudelsäcke, die man sonst eher in der Rockmusik vermuten würde. Dadurch entwickelt „Persona non grata“ auch bei nur durchschnittlichem Spieltempo eine hohe Intensität. Was Schelmish hier kreieren ist zumindest in Teilen geradezu akustische Rockmusik und als solche mit dem musikalischen Schaffen von Marktmusikern nur noch im Fundament verbunden.
Durch das offensive Schlagwerk und das Cello wirkt das Klangbild auch sehr voll und raumgreifend. Vor allem das Cello verleiht dem Sound mit seiner beständigen Auskleidung des Hintergrundes eine vielschichtige, mehrdimensionale Ebene.
Allein von seiner Machart her ist Schelmishs Pipe’n’Roll also schon ziemlich interessant. Dass die Band dem auch von handwerklicher Seite in nichts nachsteht, ist schon fast eine Selbstverständlichkeit. Schelmish waren schon immer gute Musiker und das sind sie auch auf „Persona non grata“.
Mit ihrem extravaganten Klangbild und überzeugenden spielerischen Leistungen sorgen sie dafür, dass selbst bei einer Länge von über einer Stunde auf „Persona non grata“ keine Längen zu erkennen sind.
Fazit
Mit „Persona non grata“ tragen Schelmish ihre Mittelaltermusik auf eine neue Ebene.
Fans mittelalterlicher Klänge erwartet eine lohnenswerte, nicht alltägliche CD.
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de