Vor etwa anderthalb Jahren veröffentlichte die Gothic-Rock-Band Herzblvt ein etwas wechselhaftes Debütalbum, nun stellt die Kaiserslauterer Gruppe ihr zweites Werk „Niemals Mehr“ vor.
Diese Rezension beschäftigt sich näher damit.
Wie schon das Debütalbum geizt auch „Niemals Mehr“ nicht mit Masse. Inklusive der vier Bonustracks enthält das Album ganze 17 Titel mit einer Gesamtspielzeit von 65 Minuten. Ob die etwas beliebig wirkenden Bonusstücke nötig gewesen wären sei dahingestellt, das eigentliche Album ist aber durchaus hörenswert geworden.
Herzblvt gefallen vor allem mit ihrer großen musikalischen Vielfalt. Diese speist sich zunächst aus einer Vielfalt von Instrumenten. Neben den Rockinstrumenten verwenden Herzblut nämlich Keyboard, Klavier und (höchstwahrscheinlich elektronisch generierten) Streichersound. Andere Bands entscheiden sich oft für eines dieser Elemente, Herzblvt bauen einfach alles ein was das Genre hergibt.
Meistens geht dieses Konzept auch auf, die vielen verschiedenen Klangarten und -ebenen sowie ihre Variation untereinander sorgen für einiges an Abwechslungsreichtum. Weitere Vielseitigkeit schaffen Herzblvt durch deutliche Wechsel in Härte und Geschwindigkeit ihrer Stücke. Das Repertoire reicht von ruhigen, balladesken Stücken („Himmelsläufer“) bis hin zu schnellen, treibenden Rock-Nummern mit wuchtigem Schlagzeug („Fernab von dieser Welt“).
Während Herzblvt durch ihre große musikalische Bandbreite überzeugen, kommen die gezeigten spielerischen Fähigkeiten leider weniger gut weg. Zwar nehmen Herzblut alle möglichen Instrumente und Klangstrukturen in ihre Musik auf, wirklich hervorstechende Passagen sind aber fast nicht zu hören. Die verschiedenen Klangerzeuger vereinheitlichen sich zugunsten des Gesangs zu einem glatten, ebenen Hintergrundbild, aus dem kaum ein einzelnes Instrument merklich hervortritt. Soli oder sonstige wie auch immer auffallende Instrumentalpassagen sind äußerst selten.
Was sich im Vergleich zum Debütalbum sehr deutlich verbessert hat, ist die Produktion der CD. Das Debüt klang seinerzeit noch wie in der heimischen Garage aufgenommen, mit „Niemals Mehr“ haben Herzblvt dagegen geradezu einen technischen Quantensprung vollzogen. Diesen merkt man vor allem am Gesang, der wie beim Debüt sowohl in englischer als auch in deutscher Sprache erfolgt. Während Sänger Daniel an manchen Stellen des Debüts hart an der Wahrnehmbarkeitsgrenze kämpfte, ist der Gesang auf „Niemals Mehr“ zumeist voll in Ordnung.
Insgesamt macht „Niemals Mehr“ den reiferen und besseren Gesamteindruck als sein Vorgänger. Zur ersten Wahl des Genres gehören Herzblvt mit ihrem Album natürlich nicht, jedoch haben die Musiker ihren Regler schon ein Stück weit von Quantität auf Qualität geschoben. Diesen Weg gilt es weiterzugehen. Mit „Niemals Mehr“ haben Herzblvt einen großen Schritt in die richtige Richtung getan.
Fazit
Ein grundsolides, sehr abwechslungsreiches Album. Wer über das ein oder andere Manko hinwegsehen kann, findet an „Niemals Mehr“ durchaus Gefallen.
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de