Sehr emsig geht es im Hause des Berliner Electro-Projekts Soko Friedhof zu. Jedes Jahr ein Album scheint nämlich schon seit einiger Zeit das Motto der Gruppe zu sein. So ist seit 2006 kein Jahr ohne eine CD der Musiker vergangen und auch dieses Jahr setzt sich der Trend fort.
Am 3. Dezember nämlich haben Soko Friedhof ihr neues Werk mit dem Namen „Mord“ veröffentlicht. Diese Rezension befasst sich näher damit.
13 Tracks mit einer Gesamtspielzeit von 49 Minuten haben es auf „Mord“ geschafft. Wie gewohnt sind alle Liedtexte in deutscher Sprache gehalten.
Auf Bewährtes setzten Soko Friedhof auch beim Sound, geboten wird düster gehaltener Electro, der gelegentlich mit Gitarren gewürzt wird. Betrachtet man das, was Soko Friedhof aus diesem Soundkonzept herausholen, muss man aber feststellen, dass sie schon mal besser dastanden.
Wirklich markante Klänge lässt „Mord“ nämlich vermissen. Zugunsten des im Vordergrund stehenden Gesangs ist der instrumentale Anteil der Lieder ohnehin recht schmal gehalten, hier jedoch verfallen manche instrumentalen Hintergründe geradezu in die Belanglosigkeit. Der wenig abwechslungsreiche Sound plätschert so vor sich hin und wirkt durch diese Beliebigkeit teils austauschbar. Oft genug ziehen sich die immer gleichen Electro-Loops durch ein komplettes Lied. Selbst die Wechsel zwischen Strophen und Refrains halten diese Automatismen dann nicht auf, was die Lieder recht einseitig wirken lässt. Wenn schon dermaßen gleichmäßig, dann könnte „Mord“ doch wenigstens tanzbar sein. Auch hier wird man aber eher enttäuscht, denn von der Qualität großartiger früherer Club-Nummern wie „Uniform“ ist die Soko hier weit entfernt.
Ein großes Merkmal von Soko Friedhof waren in der Vergangenheit immer sehr schwarzhumorige Liedtexte, die teils auch gesellschaftskritische Töne anschlugen. Letztere sind auf „Mord“ so gut wie verstummt. Während in den Vorjahren noch Dinge wie der Medienkonsum oder soziale Themen kritisch behandelt wurden, haben Soko Friedhof die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Problemstellungen dieses Mal aus dem Programm genommen.
Wird die Soko zahm?
Geblieben ist aber die triefend ironische, morbid-humorige Seite der Lyrik. Auch „Mord“ bietet schaurig-amüsante Texte wie von der Soko gewohnt („Ich wollt‘ mich selbst ersticken doch die Tüte war von Aldi…“). Selbst in ihrem Kerngebiet lässt die Band dieses Mal aber Federn. Viel zu plakativ versuchen Soko Friedhof mit Vulgarismus zu provozieren anstatt konsequent ihre subtil-sarkastsiche Note zu pflegen.
Fazit
„Mord“ bleibt hinter früheren Veröffentlichungen von Soko Friedhof zurück.
Rein musikalisch ist das Album zu unspektakulär und auch textlich kann die Soko ihr früheres Niveau dieses Mal nicht halten.
Zurück zu alter Größe bitte!
Punkte: 5.5 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de