Gernotshagen – Weltenbrand

Seit dem Erscheinen des letzten Albums der Pagan-Metal-Band Gernotshagen sind schon einige Jahre ins Land gegangen. Bald sorgt die aus Thüringen stammende Gruppe aber wieder für Nachschub, denn am 29. April erscheint ihr drittes Album „Weltenbrand“.

Hier erhaltet ihr eine Einschätzung dazu.

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Auf dem einstündigen, wie gewohnt komplett in deutscher Sprache gehaltenen „Weltenbrand“ zeigen sich Gernotshagen erneut als eine sehr melodische Pagan-Metal-Band. 

Neben dem hohen Stellenwert der Gitarren ist es vor allem das Keyboard, das im Hintergrund für den melodischen Überbau der Musik der Band sorgt. Durch seine stete Präsenz nimmt das Tasteninstrument bei den Thüringern eine tragende Rolle ein. Auf Folklore-Instrumente wird im Gegenzug aber fast komplett verzichtet, einzig im Intro sind auch mal Flötentöne zu hören.

Wer also großen Wert auf Dudelsack, Geige und co. legt, dem werden Gernotshagen ein Stück zu synthetisch klingen. Bei den übrigen Hörern wird der Taster aber durchaus Anklang finden, sorgt er doch mit seinen zahlreichen Einspielern in gelungener Weise für eine hymnische Komponente auf „Weltenbrand“.

Durch diesen hymnischen Charakter, eine spürbare Zurückhaltung bei Bass und Schlagzeug und eine oft recht gediegene Spielgeschwindigkeit positionieren sich Gernotshagen eher am weicheren Ende des Pagan Metal. Einen Beitrag dazu leistet auch der Klargesang, der erneut eines der großen markanten Elemente in der Musik von Gernotshagen darstellt.

Deutlich im Vordergrund steht auf „Weltenbrand“ aber wie zu erwarten der gutturale Gesang. Der Melodiegesang gibt lediglich die zweite Stimme und tritt ausschließlich in ruhigen Passagen auf.

Das ist sehr schade, denn in früheren Jahren setzten Gernotshagen den klaren Gesang auch offensiver ein. So gibt es einige ältere Lieder der Band, bei denen der Klargesang in deutlich härteren Passagen und sogar mit Anflügen von Blastbeats begleitet zum Einsatz kommt. Dadurch, den Klargesang hier auf die weichen Abschnitte zu beschränken, ist dieser Kontrast verloren gegangen.

Was das angeht hat man also das Gefühl, dass Gernotshagen schon mal weiter waren.

Durchgehend in Ordnung ist der instrumentale Gesamteindruck der Band. Zwar erfinden Gernotshagen mit ihren spielerischen Fähigkeiten das Rad nicht neu, sind aber durchaus auf der Höhe der Zeit und lassen auch mal das ein oder andere Solo hören. Die atmosphärische Untermalung durch das Keyboard ist wie beschrieben sehr gelungen, allein an Variationen fehlt es im Angesicht der hohen Gesamtspielzeit des Albums zeitweise.

Textlich bieten Gernotshagen im Übrigen die altbekannte Heiden- und Germanen-Thematik. Hier muss ich aber ganz deutlich sagen: Die Band nimmt sich zu ernst. Auch andere Gruppen haben sich Heiden, nordische Mythologie, Wikingersagen und Konsorten zum Thema gemacht, auch andere Gruppen bauen sich aus diesen Vorlagen oft eine Ansammlung an Heroismen und flacher Schlachtenlyrik zusammen.

Bei Gernotshagen wird es jedoch besonders krude, da die Thüringer von Heldenmythen und banal heroisierter Frühgeschichte aus einen Bogen zur neuzeitlichen Realität zu spannen versuchen. So wird das frühzeitliche Germanentum auf einmal zur realen Alternative der vermeintlich bösen und schlechten Neuzeit stilisiert.

Gleichzeitige ernst gemeinte Gesellschaftskritik und die arg simple Heroisierung irgendwelcher teilfiktionaler Germanensagen wirken in ihrer Kombination doch arg befremdlich. Oder anders ausgedrückt: Man weiß nicht ob man lachen oder weinen soll.

Fazit

„Weltenbrand“ verbucht sowohl Plus- als auch Minuspunkte für sich.

Auf der einen Seite verfügen Gernotshagen durch den Einsatz von Klargesang über ein sehr markantes und charakteristisches Element. Außerdem sind ihr musikalischer Gesamteindruck sowie die atmosphärische Keyboard-Untermalung gut gelungen.

Auf der anderen Seite spielt die Band ihren Trumpf in Sachen Klargesang nicht voll aus. Auch hätte etwas mehr Variation auf der instrumentalen Seite gut getan. Leugnen kann man auch nicht, dass sich Gernotshagen textlich viel zu ernst nehmen und dadurch zeitweise arg grotesk wirken.

Alles in allem kann man „Weltenbrand“ also ruhig mal gehört haben, eine wirkliche Empfehlung ist das Album jedoch nicht wert.

Punkte: 6.5 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de