Coronatus – Terra Incognita

Coronatus aus Baden-Württemberg spielen eine eigenwillige Mischung aus Symphonic-, Melodic- und Folk Metal.

Mit einer runderneuerten Besetzung setzt die Band nun zu ihrem vierten Studioalbum an. Das Werk trägt den Titel „Terra Incognita“ und erscheint am 18. November.

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Den Gesang des Symphonic Metal, das instrumentale Klangbild des Melodic Metal und die Folklore-Einlagen des Folk Metal – Coronatus haben wahrlich einen denkwürdigen Stil! Das große Charakteristikum der Band bilden aber die beiden Sängerinnen Mareike und Ada. Durch sie treffen nämlich zwei sehr unterschiedliche Gesangsstile aufeinander – Rock-Stimme (Mareike) und hoher Gesang mit Sopraneinlagen (Ada).

Was man aus einem solchen Stil verbunden mit dem gesanglichen Kontrast im besten Falle herausholen kann, zeigen Coronatus eindrucksvoll bei „Fernes Land“. Das Lied ist nicht nur der unangefochtene Höhepunkt des 55 Minuten langen Albums, sondern mit der beste Song, den Coronatus jemals veröffentlicht haben. In diesem Track stimmt nämlich alles: Die Gruppe fährt ein angenehm flottes Tempo, das für ein dementsprechend druckvolles Fundament sorgt. Die Komposition ist großartig und gipfelt in einem tollen, folkig unterlegten Refrain. Außerdem fahren beide Sängerinnen ihre Stimmen voll aus. Der Kontrast zwischen Rock-Röhre und Sopran wird zusätzlich dadurch verstärkt, dass sich beide Stimmlagen konsequent ergänzen und sich – anstatt nur übereinander zu singen – auch sehr stimmungsvoll abwechseln.

So sehr all das in „Fernes Land“ gelingt und so sehr all das den Track zu einem der besten in der Bandgeschichte macht, so ehrlich muss man auch sagen, dass das auf „Terra Incognita“ nicht durchgehend der Fall ist. So ist das Songwriting zwar über die gesamte Dauer des Albums in Ordnung, kann das Niveau seiner denkwürdigen Momente aber nicht auf der ganzen Strecke halten. Auch hätten Coronatus die Spielgeschwindigkeit höher halten können.

Vor allem fällt aber auf, dass die Band den Bonus der zwei verschiedenen Gesangsstimmen nicht konsequent genug ausspielt. In dem enormen Kontrast zwischen Mareikes Rock-Stimme und Adas Sopran liegt viel mehr Potenzial als Coronatus bisher nutzen. Viele Lieder werden ohne echten Sopran gehalten. Auch die schönen, beide Gesangsstile ineinander verwebenden Passagen wie in „Fernes Land“ würde man sich öfter wünschen. Bisher führen Coronatus diesen Trumpf zwar immer mal wieder ins Felde, das auch wirklich gelungen, gemessen am Umfang des Albums aber noch zu zaghaft.

Gerade gesanglich erhält man nach zwei oder drei Durchgängen übrigens den Eindruck, dass sich Coronatus mit den deutschsprachigen Liedern etwas leichter tun als mit den englischen. Wenn nämlich schöne gesangliche Variationen auftreten, dann meistens in den deutschen Titeln – in diesen zeigt sich die Band freier und selbstbewusster.

Durchgehend gut gefällt der hohe Abwechslungsreichtum von „Terra Incognita“. Die sechs Musiker bieten immer mal wieder etwas Neues und spielen mit verschiedensten klanglichen Einflüssen. So gibt es natürlich die obligatorische Ballade („Vor der Schlacht“), aber auch ungewöhnlichere Elemente wie ein Cembalo („Der Kleriker“). Wirklich gut ist auch der Chor-Einsatz in „Dead Mans Tale“, der richtig episch herüberkommt.

Fazit

Ein hörenswertes und abwechslungsreiches Album, das das Potenzial von Coronatus allerdings noch nicht auf ganzer Linie entfaltet.

Punkte: 7.5 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de