Huntress aus den USA verfolgen ein interessantes Konzept. Im Prinzip stellt die Gruppe eine klassische, geradlinige Heavy-Metal-Band dar, am Mikrofon steht statt einem Sänger in Lederkluft allerdings eine röhrende Krawallschachtel.
Auf ihrem Ende April erscheinenden Debüt „Spell Eater“ wollen Huntress damit nun das Ur-Genre des Metal aufmischen. Kann das gelingen?
Im Metal bedienen Frauen als Sänger eigentlich eher die Symphonic-Schiene. Dort haben die Damen der Schöpfung das Ruder fest in der Hand, im klassischen Heavy Metal sind sie dagegen kaum vertreten. Jill Janus, Sängerin von Huntress, ist da die klare Ausnahme. So verwundert es auch nicht weiter, dass ihr Gesang das große Charakteristikum ihres 43 Minuten langen Debüts darstellt.
Dabei ist auf „Spell Eater“ nicht nur auffällig dass eine Frau singt, sondern auch wie diese Frau singt. Grundsätzlich würde man bei einer Frau als Sängerin ja ein etwas weicheres Klangbild als bei einem Mann erwarten, nicht aber bei Jill Janus. Die gute Frau röhrt nämlich dermaßen in das Mikrofon, dass mancher ihrer männlichen Kollegen wohl vor Angst das Weite sucht.
Dabei sei ganz deutlich gesagt: Jill Janus singt im Klargesang. Anders als zum Beispiel Sabina Classen (Holy Moses) ist sie bis auf ganz wenige Ausnahmen keine Gutturalsängerin. Wir bewegen uns also immer noch im Heavy Metal. Trotzdem ist ihr Klargesang räudiger als der Growl mancher Kollegen und definiert die Rock-Röhre fast schon neu. So eine Stimme hat man selten gehört!
Ganz klar ist dabei aber, dass Jill Janus zwar alles nach „wild drauflos“ klingen lässt, im Grunde aber eine wirklich professionelle Sängerin ist. Huntress machen es in jedem Fall richtig und fokussieren ihr Klangbild voll und ganz auf ihre markante Frontfrau. Alle Instrumente ordnen sich dem Gesang stets unter, um ihn als große Besonderheit des Albums auch schön herauszustellen.
Manchmal gehen Huntress hierbei fast schon zu weit und lassen die Melodiegitarre beinahe verschwinden. In solchen Passagen wummern die Instrumente nur noch den Rhythmus vor sich hin und überlassen die Melodieführung voll und ganz dem Gesang. Das ist mutig und sicher nicht jedermanns Geschmack.
Voll da sind die Gitarren wieder bei den schönen Soli, die sich absolut hören lassen können und – gerade für ein Debütalbum – gute Spielfertigkeiten demonstrieren.
Nachholbedarf besteht allerdings noch bei Songwriting beziehungsweise Komposition. Gelegentlich hören sich die Songs, vor allem bei längeren Midtempo-Passagen, noch zu gleich an. Hier wurde sich etwas zu sehr auf dem markanten Konzept ausgeruht, denn auch markant gleich ist immer noch gleich. Mehr gute Refrains und saubere Melodien würden hier Abhilfe schaffen, sind allerdings noch Zukunftsmusik. Wenn beim nächsten Mal Jill Janus unverwechselbare Stimme noch durch besseres Songwriting gedeckt wird, dann steht dem Aufstieg von Huntress nichts mehr im Wege. Das Potenzial dafür ist jedenfalls da.
Fazit
Huntress bieten auf „Spell Eater“ einen unverkennbaren Sound, müssen aber bei der Komposition noch etwas nachlegen.
Punkte: 7.5 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de