Träumen von Aurora – Sehnsuchts Wogen

Träumen von Aurora siedeln musikalisch in der weniger harten, dafür aber anspruchsvolleren Schiene des Black Metal. Selbst bezeichnet die Band ihren Stil auch gerne als Post Black Metal.

Ab dem 1. Juni kann man sich von den Fähigkeiten der jungen Gruppe überzeugen, dann nämlich erscheint ihr Debütalbum „Sehnsuchts Wogen“.

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„Sehnsuchts Wogen“ hat eine Laufzeit von 48 Minuten und ist komplett in deutscher Sprache gehalten. Das Album hat inhaltlich zwei Teile. Im ersten Teil steht das lyrische Ich am Ende einer intensiven zwischenmenschlichen Beziehung, im zweiten Teil blickt es ein Jahr später auf die Geschehnisse zurück – eine Geschichte, so alt wie die Menschheit.

Die musikalische Umsetzung erfolgt in melodisch gehaltenem Black Metal, der auch immer wieder in sehr ruhige Passagen übergleitet. Gerade in den stilleren Momenten verwendet die Band gerne ein Keyboard, das in der Tonlage eines klassischen Pianos spielt, also nicht elektronisch auftritt. Ihre gegensätzlichen Facetten, also die harschen Black-Metal-Phasen und die sehr ruhigen Stellen, leiten Träumen von Aurora sehr gekonnt und ohne Kanten ineinander über.

Anders als zum Beispiel Alcest oder Dornenreich setzen Träumen von Aurora auf „Sehnsuchts Wogen“ kaum repetitive Passagen ein, nutzen dafür aber ab und zu Gitarrensoli. Am Ende von „Welknis“ bringt die Band zum Beispiel einen langen Instrumentalteil, in dem die Gitarre fast schon nach Heavy-Metal-Manier loslegt. Das ist in diesem Genre des Black Metal eher selten und lockert das Klangbild angenehm auf.

Durch solche Elemente kann man auch eher verzeihen, dass „Sehnsuchts Wogen“ an sich kein Hit-Album ist. Wirklich prägnante Melodien oder Ohrwürmer findet man auf dem Album nämlich eher nicht. Das heißt nicht, dass das Songwriting von Träumen von Aurora schlecht wäre, man sollte sich diesem Umstand als potenzieller Käufer des Albums aber trotzdem bewusst sein.

„Sehnsuchts Wogen“ scheint von seinen Urhebern nämlich eher als Gesamtkunstwerk begriffen zu werden, das seine Zugkraft auch erst über die Länge des gesamten Albums entfaltet. Erst in der Gesamtschau zeigt sich nämlich die ganze Bandbreite der Musik von Träumen von Aurora. So fällt einem erst mit der Zeit auf, welche enorme Vielfalt die Band vor allem in den Gesang gelegt hat.

Dieser erscheint nicht nur im Black-Metal-typischen Scream, sondern auch als Klargesang, Flüstern und gesprochener Textvortrag. Auffallend sind vor allem auch jene Passagen, in denen Klargesang laut geschrien oder besser gesagt gerufen wird. So geschieht es zum Beispiel am Anfang von „Parfüm“. Was man da hört ist kein Scream im Sinne von Gutturalgesang, sondern klar und verständlich. Durch die laute, kraftvolle Darbietung strahlt die Passage dennoch einiges an Aggressivität aus und bildet damit einen Mittelweg zwischen reinem Klargesang und Scream.

Insgesamt wird die gesangliche Vielfalt zu einem der Höhepunkte auf „Sehnsuchts Wogen“. Verbunden mit dem Wechsel zwischen hartem und weichem Instrumentspiel gibt sie auch sehr gut die verschiedenen Gefühlsregungen wieder, die den Texten zugrunde liegen.

Von Seiten der Abmischung beziehungsweise Produktion wird dem Gesang aber manchmal ein Bärendienst erwiesen. Der weiche Klargesang ist nämlich im Vergleich zu den Instrumenten oft viel zu sehr nach hinten gemischt und nur schwer verständlich. Wie bei der ansonsten guten Produktion so ein dicker Schnitzer passieren konnte ist mir ein Rätsel. Beim nächsten Mal auf jeden Fall besser machen!

Fazit

„Sehnsuchts Wogen“ ist ein Album, das frisch und unverbraucht klingt.

Hieran rüttelt nur die Abmischung, die mehrmals daneben haut. Gelungen ist das Werk trotzdem.

Punkte: 7.5 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de