Winterblood – Herbstsehnsucht

Die Black-Metal-Band Winterblood aus Koblenz wurde bereits 2007 gegründet, hatte in der Folgezeit aber einige Besetzungsänderungen und eine längere inaktive Phase zu verkraften.

Mit einem vollständigen Lineup und neuem Schwung will die Gruppe jetzt wieder frisch ans Werk gehen. In diesem Monat ist ihr Debütalbum “Herbstsehnsucht” erschienen.

winterblood - herbstsehnsucht
Auf ihrem knapp eine Stunde langen Debütalbum zeigen sich Winterblood als eine vergleichsweise ruhige Black-Metal-Band. Die Gruppe bleibt meistens im Mid- oder sogar Downtempo. Richtig wuchtige Abschnitte mit Blastbeats und Hightempo bleiben die absolute Ausnahme.

Vom Sound her präsentieren Winterblood ein kaltes Riffing und einen lockeren Wechsel zwischen Growl- und Scream-Gesang. Klargesang kommt ebenfalls vor. In seltenen Momenten wird zudem klassischer Tenorgesang eingesetzt.

An sich haben Winterblood also ein recht breit gefächertes Klangbild. Dessen Umsetzung – so viel kann man gleich vorweg nehmen – findet jedoch im technischen Standard des Albums schnell seine Grenzen.

Doch zunächst zu den Spielfertigkeiten der Band. Die hauen einen auf “Herbstsehnsucht” zwar nicht vom Hocker, gehen aber voll in Ordnung. Mit echte Soloeinlagen oder dergleichen können Winterblood nicht aufwarten, das kaschieren sie jedoch durch ein gelungenes Riffing. Die Gitarrenriffs sind auf “Herbstsehnsucht” nämlich ziemlich markant geraten. Bestimmte Riffmuster werden Schleife um Schleife wiederholt, was gerade in Instrumentalpassagen durchaus Atmosphäre schafft.

Zusammen mit den verschiedenen Gesangsstilen könnte man aus diesem Konzept prinzipiell einiges herausholen. Hier jedoch scheitert es am technischen Niveau von “Herbstsehnsucht”, denn das ist größtenteils unter aller Kanone. Das gesamte Album wurde im Sommer 2012 in Eigenregie, ohne festen Proberaum und mit mäßigem Equipment aufgenommen.

Dass das Album von lediglich zwei Musikern eingespielt wurde und Winterblood auf einen Drumcomputer zurückgreifen mussten, macht die Sache da nicht besser. Die Tonqualität ist jedenfalls maximal durchschnittlich, noch weit schlechter sieht es mit der Abmischung aus.

In instrumentalen Passagen ist das Ergebnis noch recht ordentlich. Sobald dann aber Gesang dazukommt, klingt der entweder verrauscht oder wie hinter einem Wasserfall. Vom Text versteht man daher denkbar wenig. Wenn es sich um Klargesang handelt, kann man die Sache dann gleich komplett vergessen.

Andere Newcomer-Bands bieten selbst auf Demo-CDs mit drei Liedern einen höheren technischen Standard. In Eigenregie aufzunehmen, noch dazu gleich ein Full-Lenght-Album, war also sicher nicht die beste Idee von Winterblood. Man muss der Band allerdings zugute halten, dass sie das Problem erkannt hat. Derzeit arbeiten Winterblood bereits an ihrem zweiten Album und haben angekündigt, dieses Mal ins Tonstudio zu gehen. Man darf gespannt sein, was Winterblood dann aus ihrem Konzept herausholen – die Investition in ein professionelles Studio ist sicher ein Schritt in die richtige Richtung.

Fazit

Die Band an sich hat durchaus Potenzial, auf ihrem Debütalbum wird es aber von kärglicher Technik untergraben.

Punkte: 4 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de