Ein Jahr nach ihrem Debütalbum „Sehnsuchts Wogen“ meldet sich die Metal-Band Träumen von Aurora am 10. Mai mit ihrem zweiten Werk „Rekonvaleszenz“ zurück. Träumen von Aurora lösen sich auf dem Album weiter von ihren Black-Metal-Wurzeln, überraschen aber vor allem mit einem hohen Anteil instrumentaler Musik.
„Rekonvaleszenz“ enthält fünf Stücke mit einer Gesamtspielzeit von gut einer dreiviertel Stunde. Wenn man in das Album hereinhört, könnte man spontan meinen, allzu viel habe sich bei Träumen von Aurora nicht geändert.
Die ersten zwei Stücke, „Phönix und Asche“ und „Im Morgengrauen“, zeigen die Band nämlich in gewohnter Form. Zu hören ist melodischer Metal, der mit einigen Blastbeats und gutturalem Gesang seine Black-Metal-Wurzeln pflegt. Gleichzeitig löst sich das Klangbild aber von eben diesen, indem es immer wieder ruhige Passagen einstreut und den gutturalen Gesang mit Einwürfen aus Flüster- und Klargesang unterstützt. Zusammen mit Tempi- und Stimmungswechseln ergibt sich ein markanter Sound wie man ihn auch vom Vorgängeralbum her kennt.
Mit den Liedern drei und vier, „Der Sommerregen auf Asphalt“ und „Orion 21“, gelingt Träumen von Aurora dann eine faustdicke Überraschung. Beide Stücke, die zusammen 20 Minuten lang sind und damit einen Großteil des Albums ausmachen, sind komplett instrumental. In diesen 20 Minuten nehmen Träumen von Aurora den Hörer mit auf eine musikalische Reise, die sich als Höhepunkt des Albums herausstellen wird.
Der Weg führt in den beiden Instrumentalstücken praktisch komplett weg vom Black Metal, hin zu einem sehr breiten Klangspektrum. Ruhige Rock-Passagen steigern sich in eine melodische, sehr harmonisch aufgebaute Mischung aus Progressive- und Melodic Metal. Dazwischen kommt immer wieder auch ein Klavier zum Einsatz, eintönig wird es zu keiner Zeit. Das Klangbild der instrumentalen Lieder ist dabei immer voll und angenehm, sodass man den Gesang überhaupt nicht vermisst. Absolut gelungen!
Vielleicht sind die instrumentalen Titel auf „Rekonvaleszenz“ auch deshalb die besten, da die Lieder mit Gesang immer noch an manchen Stellen mit ihrer Abmischung kämpfen. Im Gegensatz zum technisch noch sehr groben „Sehnsuchts Wogen“ hat „Rekonvalenzenz“ zwar schon einen großen Schritt nach vorne getan. Etwas klarer könnte man Gesang und Gitarren aber noch gegeneinander abmischen. Von präzise herausgearbeiteten Riff-Wänden wie auf Eïs „Wetterkreuz“ ist man hier noch ein Stück weit entfernt.
Trotzdem haben sich Träumen von Aurora technisch durchaus gemausert. Das wirkliche Herausstellungsmerkmal von „Rekonvaleszenz“ sind jedoch die langen Instrumentalteile mit ihrer gelungenen, fesselnden Atmosphäre.
Nun noch zum letzten Stück auf „Rekonvalenzenz“: „Was einst im Wind der Wälder lag“ stellt eine Art Kompromiss zwischen den ersten beiden Stücken und den zwei instrumentalen Titeln dar. Das über 14 Minuten lange Lied lässt sich den Raum für lange Instrumental-Passagen, bringt dann aber doch an der ein oder anderen Stelle Gesang mit ein.
Insgesamt bieten Träumen von Aurora ihren Fans mit „Rekonvaleszenz“ ein abwechslungsreiches und atmosphärisches Album. Der Gang ins Instrumentale hat sich für die Band dabei zweifellos gelohnt.
Fazit
Ein unkonventionelles Werk, das das Zeug zum Geheimtipp hat.
Punkte: 8 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de