Chthonic ist eine der wenigen auch in Europa bekannten asiatischen Extreme-Metal-Bands. Die taiwanesische Gruppe spielt Melodic Black Metal mit Einflüssen aus der asiatischen Folklore.
Nun haben Chthonic ihr neues Album „Bú-Tik“ fertig gestellt, das in unseren Breitengraden am 31. Mai erscheint.
„Bú-Tik“ hat eine Spielzeit von nur knapp 41 Minuten – und darin enthalten sind auch noch das Intro und das Outro. Insgesamt ist Chthonics neues Album also ziemlich kurz geworden. Etwas mehr hätte man vom Umfang her schon erwartet.
Ganz und gar erfüllt werden die Erwartungen hingegen in stilistischer Sicht. Was ihr Konzept angeht, sind sich Chthonic nämlich wieder einmal treu geblieben. Die Band spielt sehr melodischen, konsequent schnell gehaltenen Black Metal, bei dem der Gesang stets zwischen Growl und Scream wechselt. Dieses Fundament kombinieren Chthonic mit verschiedenen asiatischen Zupf- und Streichinstrumenten, außerdem auch mit Flöten. Obwohl die Texte der Gruppe zum ganz überwiegenden Teil auf Englisch gehalten sind, bekommt ihr Klangbild damit einen exotischen, asiatisch-folkloristischen Hauch, der die Musik von Chthonic praktisch unverwechselbar macht.
Der Albumtitel „Bú-Tik“ bezieht sich hierbei auf die Geschichte einer Schlacht aus dem 3. Jahrhundert, die Chthonic zum inhaltlichen Konzept ihres Werkes gemacht haben. Schon durch das Thema deutet sich an, dass die Taiwanesen auch einer weiteren Säule ihrer Musik treu geblieben sind: Dem Heroismus. Wie schon die Vorgängeralben trieft auch „Bú-Tik“ vor heroischen, epischen Melodien und Erzählungen. Chthonic liefern ihren Fans auch dahingehend also wieder genau das, was sie erwartet haben.
Von der Umsetzung her ist „Bú-Tik“ ein ziemlich abwechslungsreiches Album geworden. Zwar bleiben Chthonic meistens bei einer gleichsam hohen Spielgeschwindigkeit, die verschiedenen Folklore-Instrumente variieren jedoch oft und gerne. Zusammen mit dem steten Wechsel zwischen Growl und Scream wird das Klangbild nie berechenbar.
In seltenen Momenten wie in „Next Republic“ wechseln Chthonic auch in ihre Heimatsprache. Diese Passagen erinnern an ihr Stück „Takao“ vom vorherigen Album und schaffen eine sehr epische Atmosphäre. Ihre originäre Sprache dürfte die Band ruhig öfter verwenden.
Unter dem technischen Aspekt kann man an „Bú-Tik“ nichts aussetzen. Chthonic liefern sehr saubere Instrumentenarbeit mit schneidigen Soli und lupenreinen Riffs. Die Produktion ist klar und ordentlich.
Was man in „Bú-Tik“ hingegen nicht suchen sollte, sind Hits am laufenden Band. Trotz heroischer Melodien ist „Bú-Tik“ nämlich kein ausgewiesenes Ohrwurm-Album, das alle Nase lang mit einem tollen Refrain aufwartet.
Zwar kommen knackige Refrains durchaus mal vor, zum Beispiel in „Defenders Of Bú-Tik Palace“, diese sind jedoch nicht das vorrangige Ziel des Albums. In erster Linie zehrt „Bú-Tik“ nämlich von seiner episch-folkloristischen Atmosphäre, seinem hohen Maß an Abwechslung und nicht zuletzt an seinem exotischen Gesamtwesen – all dies auch durchaus mit Erfolg.
Fazit
„Bú-Tik“ ist kurz, aber gelungen und stimmungsvoll. Wer als Metal-Fan auch gerne mal über den gewohnten musikalischen Tellerrand hinausblickt, kann hier nicht viel falsch machen.
Punkte: 8 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de