In Kürze bringt die Dark-Metal-Band Agathodaimon ihr neues Album “In Darkness” heraus. Im Gegensatz zum vorherigen Album “Phoenix” hat sich am Stil der Band einiges getan. Auch die Besetzung hat sich einmal mehr geändert.
All das bietet reichlich Material für ein Interview mit Agathodaimon, momentan ist die Band aber nicht auf Tournee. Das ist allerdings kein Problem, das sich nicht durch einen Kneipenbesuch mit Manuel Steitz lösen lassen würde. Dieser ist seit 2008 Schlagzeuger von Agathodaimon und stand mir nun Rede und Antwort.
Da Steitz für Interviews eigentlich gar nicht zuständig ist, kam es sogar zu einer kleinen Premiere, denn das nun geführte Interview war sein erstes. Das Ergebnis lest ihr im Folgenden.
Hallo Manuel,
du bist seit 2008 bei Agathodaimon, also zwischen dem vierten und fünften Album eingestiegen. Wie ist es gekommen, dass du damals zur Band gestoßen bist?
Ich hatte im Internet einige Magazine durchgestöbert und bin dann auf die Anzeige gestoßen, dass Agathodaimon einen Drummer suchen. Die Geschichte der Band hatte ich schon vom ersten Album an mitverfolgt und war vom ersten Album an Fan. Mainz, der Standort der Band, ist für mich auch nicht so weit weg, daher hat sich das angeboten. Für mich war es insgesamt genau, was ich gesucht hatte. Es passte stilistisch gut, da ich die Musik auch selbst sehr gerne höre und es war eben auch erreichbar. So habe ich Agathodaimon eine E-Mail geschickt und wir haben uns für eine Audition verabredet.
Am 28. Juni erscheint euer neues Album “In Darkness”. Wie hast du den Schaffensprozess des Albums wahrgenommen – war es ein eher schwieriges Album oder ging es euch gut von der Hand?
Es ging uns eigentlich gut von der Hand, hat aber ein bisschen gedauert. Zu den Verzögerungen kam es, weil wir uns von unserem damaligen Gitarristen getrennt haben, da es stilistische Differenzen gegeben hatte. Er hatte zu diesem Zeitpunkt schon einen Großteil für das nächste Album, also den Nachfolger von “Phoenix”, komponiert. Das war aber nicht so die Richtung, die wir uns vorgestellt hatten. Wir wollten lieber zurück zu den Wurzeln, deshalb sollte die Ausrichtung anders sein als bei “Phoenix”. So gab es dann keine andere Möglichkeit mehr als die Zusammenarbeit zu beenden. Anschließend kam Thilo als neuer Gitarrist hinzu, der aber schon vorher als Aushilfs-Gitarrist dabei war und auch als Gastmusiker und Songwriter an vorherigen Agathodaimon-Alben wie “Chapter III” und “Serpens Embrace” beteiligt war.. Er passt perfekt in die Band hinein. Wir wussten auch genau, dass er die selbe Richtung macht wie wir – wir wussten also, was mit ihm auf uns zukommt. Damit war er praktisch unser Wunschkandidat. Wir wollten eben kein zweites “Phoenix” aufnehmen, sondern wieder ein bisschen mehr in Richtung Black Metal gehen und das Ganze ein bisschen düsterer gestalten. Die modernen Elemente von “Phoenix” wollten wir rausnehmen, was sich aber alles auf natürliche Art durch das Songwriting ergab.
Der ausgestiegene Gitarrist von dem du sprichst war Jan Jansohn. Du sagst, er hatte schon große Teile des Nachfolgealbums komponiert. Was ist mit diesen Kompositionen geschehen? Habt ihr sie umgeschrieben oder komplett verworfen?
Jan hatte bereits im Alleingang viele Songs für ein neues Album komponiert, mit denen wir aber nichts anfangen konnten. Es war eben eine Fortsetzung von “Phoenix”. Er hat diese Songs bei seinem Ausstieg dann quasi mitgenommen. Wir selbst haben das komplett verworfen und von diesen Songs gar nichts verwendet. Das wäre auch nicht möglich gewesen, da es ja Jans Songs sind. Nach dem Ausstieg haben wir praktisch von vorne angefangen.
Wie kann man sich bei Agathodaimon den Entstehungsprozess eines Albums vorstellen? Gibt es da eine bestimmte Arbeitsteilung?
Also die Hauptsongwriter auf dem neuen Album sind Thilo und Sathonys, die beiden Gitarristen. Vier Songs sind von Thilo und vier Songs sind von Sathonys. Die beiden haben die Songs quasi schon zu Hause vorkomponiert und uns dann die Ideen zugeschickt. Wir anderen tragen dann dazu bei. Ich selbst kann als Schlagzeuger leider keine Melodien oder Riffs schreiben, von mir kommen dann aber zum Beispiel Ideen zum Arrangement und natürlich meine Grooves und Fills am Schlagzeug. Die Hauptkompositionen stammen aber ganz klar von den beiden.
Du hast schon die Besetzungswechsel der Vergangenheit angesprochen. Wie wirken sich solche Besetzungswechsel generell auf die Musik der Band aus?
Im dem konkreten Fall war es eine sehr große Änderung, da Jan bei “Phoenix” noch der Hauptkomponist war – zusammen mit dem Keyboarder Felix, der ja auch ausgestiegen ist. Diese Stilrichtung wollten wir aber nicht in der Form weiterverfolgen. Daher sind nun komplett andere Songwriter am Werk, wodurch sich die neue Ausrichtung von “In Darkness” ergibt.
Rotationen in der Besetzung waren bei Agathodaimon immer schon ein großes Thema. War die Band als Ganzes durch die Besetzungsänderungen je gefährdet?
Nein, zumindest nicht in der Zeit, in der ich nun bei der Band bin. Bisher habe ich nie das Gefühl gehabt, dass die Band wirklich gefährdet wäre oder auseinanderfallen würde. Wie es vor meiner Zeit bei Agathodaimon war kann ich natürlich nicht sagen.
Es gibt einige prominente Beispiele von Bands, bei denen Mitglieder ausgestiegen und später wieder zurückgekommen sind. Wer von den ehemaligen Agathodaimon-Mitgliedern glaubst du, würde am ehesten wieder zur Band zurückkehren?
Das kann ich so genau nicht sagen, aber wenn ich so an unsere Sänger denke, ist das schon allein organisatorisch ziemlich unwahrscheinlich. Akaias wohnt jetzt in Norwegen und hat dort seine Band. Er war auf dem letzten Album nochmal als Gastsänger dabei, aber dauerhaft wird er in absehbarer Zeit wohl nicht nach Deutschland zurückkehren. Der Sänger unserer ersten beiden CDs, Vlad, kommt aus Rumänien. Er wohnt in Bukarest, von daher ist bei ihm auch kaum mit einer Rückkehr zu rechnen. Davon abgesehen könnte ich mir für Agathodaimon kaum einen variableren und besseren Frontmann als Ashtrael vorstellen. Bei anderen ausgestiegenen Bandmitgliedern aus früheren Jahren ist mir kaum bekannt, warum sie genau ausgestiegen sind. Von daher kann ich kaum Prognosen über eine Rückkehr treffen. Wir sind im Moment aber auch sehr zufrieden mit der Besetzungssituation, die wir jetzt haben. Oder anders ausgedrückt: Ich sehe nicht den geringsten Grund, an dem jetzigen Lineup etwas zu ändern.
Nach mehreren Alben beim Plattenlabel Nuclear Blast ist “In Darkness” euer erstes Album, das bei Massacre Records erscheint. Massacre ist ein angesehenes Metal-Label, Nuclear Blast ist aber größer und gilt gemeinhin als lukrativer. Gibt es eine Art Druck oder vielleicht Befürchtung, mit Agathodaimon den kommerziellen Zenith schon überschritten zu haben?
Die Befürchtung gibt es eigentlich nicht. Ich mache mir da auch keine Gedanken drum. Wir schreiben die Musik, die sich aus dem ergibt was wir machen. Ob irgend etwas kommerziell erfolgreich wird oder nicht, ist da nicht wichtig. Wir freuen uns natürlich wenn wir von vielen Leuten gehört werden, aber das beeinflusst nicht unser Tun.
Jede Band will, dass ihre Musik gehört wird. Wo ist für euch die Grenze, die ihr auch zugunsten einer größeren Bekanntheit nicht überschreiten würdet. Würdet ihr zum Beispiel an Fernsehsendungen wie dem Bundesvision Song Contest teilnehmen?
Prinzipiell hätte ich nichts dagegen. Wenn uns jemand hören möchte, dann ist mir völlig egal wo wir spielen. Bei unserer Musik halte ich das aber für eher unwahrscheinlich. Wir würden sicher nicht extra einen Song komponieren, um dort zu spielen – aber wenn man uns mit unseren jetzigen Songs dazu einladen würde, warum nicht.
Bisher habt ihr noch keine Tournee zu “In Darkness” anberaumt. Kommt da noch was?
Ich hoffe es. Wir haben alle Lust, mit dem neuen Album auf Tour zu gehen. Letztes Jahr im November hatten wir eine Tour zusammen mit Graveworm, Emergency Gate und Kadavrik gemacht. Das war die erste längere Tournee seit langem und es hat uns allen sehr viel Spaß gemacht. Deshalb würden wir uns schon wünschen, dass wir bald wieder auf Tour gehen können. Bisher haben wir uns da aber noch nicht drum gekümmert, es sind mir bisher auch keine Angebote bekannt. Das wird sich alles erst nach dem Release zeigen und hängt auch davon ab wie das Album aufgenommen wird.
Ist es für euch bei den verschiedenen Wohnorten der Bandmitglieder ein großer organisatorischer Aufwand, auf Tour zu gehen?
Das mit den Wohnorten ist eigentlich nicht das Problem. Schwieriger ist, ob jeder Zeit oder Urlaub hat. Ich selbst bin da als Musiklehrer sehr flexibel und kann mir meine Zeit recht gut einteilen. Bei den anderen ist das manchmal schon etwas schwieriger. Insgesamt ist es aber eigentlich kein zu großer organisatorischer Aufwand.
Ist Agathodaimon die Hauptband von allen Bandmitgliedern oder haben einige noch ihre anderen Projekte?
Agathodaimon ist definitiv die Hauptband. Es gibt wohl auch andere Projekte, wobei ich jetzt gar nicht genau weiß, wer alles noch wo spielt. Agathodaimon steht aber für alle an erster Stelle.
Wie sehen die Pläne von Agathodaimon für die nächsten Jahre aus?
Ich hoffe, dass wir nach “In Darkness” die Möglichkeit haben, viele Konzerte oder Festivals bekommen, da wir gerne unterwegs sind und live spielen. Ansonsten hoffe ich, dass wir weiterhin gute Alben aufnehmen und zusammen Musik machen können.
Damit sind wir auch schon fast am Ende des Interviews angelangt. Die letzten Zeilen gehören nun dir. Wenn du noch ein Wort an die Leser richten möchtest oder sonst etwas sagen willst, dann kannst du das jetzt gerne tun.
Wir haben mit “In Darkness” dieses Mal ein Album eingespielt, das genau unserer Vorstellung entspricht und von dem wir wirklich überzeugt sind. Ich hoffe, dass es bei den Fans gut ankommt und ihnen genauso gut gefällt wie uns. Wir freuen uns auch immer über Feedback. Schön wäre auch, wenn einige Leute den Weg zu unseren Konzerten finden und uns auch mal live erleben können!
Vielen Dank für das Interview!
Interview: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de