Mit „Desiderat“ hat das Hamburger Musikprojekt Oberer Totpunkt vor kurzem sein viertes Album vorgestellt. Das Duo bestehend aus Bettina Bormann und Michael Krüger macht minimale elektronische Musik, zu der nicht etwa Gesang sondern ein gesprochener Textvortrag dargeboten wird.
Mehr zu „Desiderat“ erfahrt ihr in dieser Rezension.
„Desiderat“ enthält elf Lieder mit einer Gesamtspielzeit von 44 Minuten und hält weiter an dem bekannten Konzept von Oberer Totpunkt fest: Bettina Bormann trägt mit fester Stimme ihre deutschsprachigen, meist etwas trübsinnigen Texte vor. Michael Krüger gibt diesem Fundament dann die musikalische Untermalung.
Die ist an sich auch recht abwechslungsreich geworden. Die meiste Zeit über bewegen sich Oberer Totpunkt im EBM- oder Minimal-Electro-Bereich, es gibt jedoch auch gitarrenlastige Stücke, die das Klangbild mehr in Richtung NDH lenken, außerdem auch Lieder mit durchaus poppig geratenen Beats.
So sind die musikalischen Hintergründe auf „Desiderat“ durchaus vielseitig. Trotzdem bleiben sie immer nur Hintergründe – und das hat nicht nur Vorteile. Zwar ist es verständlich und naheliegend, dass Oberer Totpunkt ihr gesamtes Klangbild voll und ganz auf den Textvortrag von Bettina Bormann ausgelegt haben. Das führt aber auch dazu, dass der instrumentale Anteil des Albums für sich genommen alles andere als spektakulär wirkt.
Der instrumentale Rahmen ist wie erwähnt zwar ziemlich abwechslungsreich. Dadurch, dass er aber immer nur den Hintergrund bildet, hört man auf „Desiderat“ instrumental aber immer nur absoluten Standart: Standart-Riffs, Standart-Beats und Standart-Elektronik ohne Besonderheiten.
Die eigentliche Besonderheit von Oberer Totpunkt ist und bleibt also das Konzept mit dem gesprochenen Textvortrag. Das hat auch durchaus seinen Reiz. Die Texte sind gelungen, werden treffend dargeboten und sind wie erwähnt auch abwechslungsreich (wenngleich nicht sonderlich spektakulär) untermalt. Wer also über die spartanische Gestaltung der musikalischen Seite hinwegsehen kann, bekommt hier nicht alltägliches Album.
Fazit
„Desiderat“ ist ein Album, das mit seinem Lyrik-Konzept aus der Masse hervorsticht. Das macht es durchaus hörenswert, rein musikalisch gesehen sollte man aber keine Offenbarung erwarten.
(ohne Punktewertung)
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de