Diabulus in Musica – Argia

„Argia“ ist der Titel des neuen Albums der spanischen Symphonic-Metal-Band Diabulus in Musica. Für die 2006 gegründete Gruppe ist „Argia“ ihr drittes Album. Erscheinen wird es hierzulande am 11. April.

Mehr über „Argia“ lest ihr in dieser Rezension.

diabulus in musica - argia
Mit einer üppigen Laufzeit von rund 57 Minuten haben Diabulus in Musica auf „Argia“ genug Raum, um alle ihre musikalischen Ideen umzusetzen. Und das tun die Spanier auch – sie setzen wirklich alle ihre Ideen um.

Im Ergebnis schlägt einem die Band damit so dermaßen viele verschiedene Elemente, Tonspuren, Stile und Herangehensweisen um den Kopf, dass man manchmal kaum mehr weiß wo oben und unten ist. Diabulus in Musica scheinen auf „Argia“ alles, ja wirklich alles unterbringen zu wollen, was es je im Symphonic Metal gegeben hat.

Ein Beispiel dafür sind die Hintergründe. Wie im Symphonic Metal üblich haben Diabulus in Musica auf „Argia“ natürlich für den nötigen Bombast im Hintergrund gesorgt. Es gibt durchaus vielseitige Bands, bei denen dabei sowohl Orchester-Sound als auch elektronische Synthesizer-Spuren zum Einsatz kommen dürfen. Diabulus in Musica fahren zusätzlich aber noch Chöre auf, epische Klassik-Passagen wie aus dem Soundtrack eines Monumentalfilms, ab und an Folklore-Instrumente oder auch mal leises Klavier.

Vom Härtegrad her wird auch alles aufgefahren was irgendwie geht. Es gibt einerseits Stücke, die einem für Symphonic-Verhältnisse fast schon die Schuhe ausziehen. In „Spoilt Vampire“ zum Beispiel kommen auch Blastbeats vor. Andererseits spannen Diabulus in Musica den Bogen dann hin bis zur Akustikgitarre („Maitagarri“) oder der Klavierschnulze („Eternal Breeze“). Die Harfe darf natürlich auch nicht fehlen („Indigo“) und klar, zwischendurch schiebt man dann noch ein Lied auf Spanisch ein („Furia de Libertad“). Fehlt was? Ach ja, das Cembalo darf auch noch („Healing“).

Merkt ihr was? Es fehlt komplett an einem stilistischen Zusammenhang. Diabulus in Musica haben es auf „Argia“ einfach übertrieben. Verschiedene Lieder des Albums könnten durchaus von verschiedenen Bands sein.

Doch das stilistische Tohuwabohu geht noch weiter, nämlich beim Gesang. Dass es mit der Stimme von Frontfrau Zuberoa alleine nicht getan ist, dürfte ja niemanden mehr überraschen. Hinzu kommen nämlich noch Sopran, ganze Chöre, heftige Growls und Duett-Einlagen wie in einem Musical („Encounter at Cronos‘ Maze“).

All das war wohl gut gemeint und sorgt auch unbestreitbar für Abwechslung. Im Ergebnis ist „Argia“ aber ein geradezu chaotisch überladenes Album, dem jeder rote Faden und jeder zusammenhängende stilistische Überbau fehlt. Ein großes Ganzes gibt es auf diesem Album einfach nicht.

Was das für Blüten treibt, zeigt sich zum Beispiel beim Growl-Gesang. Der ist im ersten Lied „From The Embers“ richtig heftig und rückt das Klangbild in die Nähe des Gothic Metal. Eben dieser Growl-Gesang, der zunächst einen prägenden Stellenwert einnimmt, verschwindet dann aber für die nächsten 20 Minuten (!) völlig von der Bildfläche.

Solche Amputationen finden sich auf dem ganzen Album, da einem Diabulus in Musica ständig etwas neues vorsetzen, ohne das jemals etwas davon präsent genug wäre um es als „typisch“ für die Band zu bezeichnen.

„Argia“ wird dadurch nicht automatisch zu einem schlechten Album. Diabulus in Musica zeigen auf ihrem Werk sogar richtig gute Aspekte ihres Schaffens. Hierzu gehören nicht nur der saubere Gesang, sondern auch ein ordentliches Songwriting und eine ganze Reihe wirklich gelungener Elemente.

Diese Stärken, die bei der Band sicher vorhanden sind, kommen hier aber nicht voll zum Tragen, da sie im stilistischen Wirrwarr von „Argia“ teilweise untergehen. Beim nächsten Album sollte man von Diabulus in Musica daher einen stilistischen Kahlschlag erwarten – oder gleich eine Brandrodung. Die Gruppe sollte sich darüber klar werden, was sie eigentlich für Musik machen will, und sich dann auf ihre Stärken konzentrieren. Wenn das gelingt, sehen wir Diabulus in Musica beim nächsten Mal weiter oben auf der Wertungsskala wieder.

Fazit

„Argia“ ist ein grotesk überladenes Album, das zu vieles zur gleichen Zeit sein will.

Dank ordentlichen musikalischen Fertigkeiten und sauberem Songwriting können es Fans des Genres ruhig mal gehört haben, für die Zukunft wünscht man sich von Diabulus in Musica aber mehr Struktur und eine klarere Linie.

Punkte: 6.5 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de