Mit seiner Band Blutengel ist der deutsche Musiker Chris Pohl eigentlich im elektronischen Bereich zu Hause. Im Frühjahr 2014 erschien mit “Black Symphonies” jedoch ein Orchester-Album, das die Musik von Blutengel im orchestralen Gewand umsetzte.
Dieser Ausflug in die Welt der Orchester hat bei Chris Pohl offensichtlich Spuren hinterlassen. Zusammen mit dem Blutengel-Produzenten Mario Rühlicke bildet er nun das Duo The Lonely Soul Experience. Das Konzept dieses neuen Projekts beruht auf der Verbindung von Orchester-Musik und Elektronik.
Wie sich das Ergebnis anhört, zeigt sich ab dem 25. Juli auf The Lonely Soul Experience’ erstem Album “Path Of Blood”. In dieser Rezension lest ihr mehr dazu.
Mit seinen zwölf Tracks erreicht “Path Of Blood” eine üppige Gesamtspielzeit von fast 65 Minuten. Die beiden Musiker von The Lonely Soul Experience wollen auf ihrem Album wie gesagt Orchester-Sound und elektronische Musik verbinden. Hierbei orientiert sich das Duo nach eigener Aussage vor allem an den Soundtracks von Fantasy-Spielfilmen und Computer-Rollenspielen.
Im Ergebnis liefern The Lonely Soul Experience ihren Hörern einen Elektronik-Orchester-Crossover, bei dem die orchestrale Instrumente meistens deutlich im Vordergrund steht. Es gibt auch Ausnahmen wie das Stück “Wardance”, bei dem tanzbare Beats den Ton angeben und die Klassik-Elemente eher als Zierde vorkommen. Grundsätzlich spielen die Orchester-Sounds auf “Path Of Blood” aber – im wahrsten Sinne des Wortes – die erste Geige.
Obwohl also die Klassik-Seite im Vordergrund steht, wirkt der Sound auf “Path Of Blood” keinesfalls altbacken. Die Inszenierung ist auch jenseits der Elektronik-Schleifen modern. Besonders gut gefällt die hohe klangliche Bandbreite, die The Lonely Soul Experience hier abdecken. So ist der Sound mal episch und erhaben wie im Titeltrack “Path Of Blood”, mal leise und bedächtig wie in “Lara’s Song” und in “Amygdala” fast schon meditativ.
Mit diesen verschiedenen Klangbildern bieten The Lonely Soul Experience ziemlich viel Abwechslung. Das ist umso bemerkenswerter, da ihr Album fast komplett instrumental ist. Es stellt sich hierbei aber die Frage, ob “Path Of Blood” mit mehr Gesang nicht noch eine Schippe hätte drauflegen können.
Trotz der dichten Atmosphäre und der abwechslungsreichen Klangbilder geht es fast ganz ohne Gesang manches Mal doch etwas zu gleichmäßig voran. Gerade weil die Lieder oft recht lang sind – sechs, sieben oder gar neun Minuten – kann die komplett instrumentale Machart des Albums zwischendurch auch mal ermüden.
Das mag auch daran liegen, dass The Lonely Soul Experience hier zwar gute Melodien im Gepäck haben, die ganz großen Gänsehaut-Momente aber ausbleiben. Auch wenn das Duo sich an Filmmusik orientiert hat, sollte man etwas Vergleichbares zur Musik von Game of Thrones oder Hans Zimmers Soundtrack zu Fluch der Karibik hier also nicht erwarten.
Stattdessen wirkt “Path Of Blood” eher wie die Hintergrundmusik zu einem Computer-Rollenspiel. Wohl gemerkt: Nicht den epischen Bombast im Abspann, sondern die Hintergrundmusik während des Spiels: Stimmungsvoll, aber unaufdringlich. Als Hintergrundmusik zu was auch immer würde “Path Of Blood” auch sicher tadellos funktionieren. Als geballtes, 65 Minuten langes Hauptwerk bleibt die eine oder andere Länge aber nicht aus.
Fazit
Ein prinzipiell hörenswertes Album, das sich seinem großen Umfang und der meistens instrumentalen Machart aber vor allem für die ausgewiesenen Liebhaber und nicht die Gelegenheitshörer dieser Musik eignet.
Punkte: 7 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de