Die 2012 gegründete Dark-Rock-Band Radium Valley hat sich voll und ganz den Themen Endzeit und Postapokalypse verschrieben. So stehen die Franzosen bei ihren Konzerten auch gern mal mit Gasmaske und Schutzkleidung auf der Bühne.
Ihr Debütalbum heißt passender Weise “Tales from the Apocalypse” und ist Ende September erschienen. Im Folgenden lest ihr wie es sich anhört.
Das 50 Minuten lange Album “Tales from the Apocalypse” macht gleich zu Beginn dem Namen von Radium Valley alle Ehre. An dieser Stelle ein kleiner Chemie-Exkurs: Radium ist ein radioaktives chemisches Element. Dementsprechend startet “Tales from the Apocalypse” mit einem Ausschnitt aus einem Radiobeitrag zu einem Atombombentest.
So nämlich beginnt auf dem Album das erste Lied “Song of rain”. Es zeigt damit nur ein Beispiel von ganz verschiedenen Samples und Klangeffekten auf, mit dem Radium Valley ihr Album thematisch passend untermalen.
Die Musik der Franzosen kann man dabei an sich als melodischen Dark Rock mit ausgeprägten Elektronik-Einflüssen beschreiben. Anstatt der elektronischen Schleifen im Hintergrund wird mitunter auch klassisches Klavier eingesetzt. Hierüber liegt männlicher Klargesang, der gelegentlich von einer weiblichen Zweitstimme flankiert wird. Die Liedsprache ist dabei durchgehend Englisch.
Das Besondere am Konzept von Radium Valley ist natürlich ihre Endzeit-Thematik und die damit verbundene Atmosphäre. Die macht auf “Tales from the Apocalypse” mitunter richtig etwas her.
Das nach der Band selbst benannte Lied “Radium Valley” beginnt zum Beispiel mit dem Knistern eines Geigerzählers. Nach einigen Sekunden kommt das markerschütternde Dröhnen einer Alarmsirene hinzu bevor das Klangbild schließlich in krachende Rock-Riffs und eine diffus-bedrohliche Elektronik übergeht. All das macht wirklich Laune und ist einer der Glanzmomente des Albums.
Der Gesang der Band steht in völligem Kontrast hierzu. Bei dem apokalyptischen Konzept, der dystopischen Atmosphäre und den düsteren Klängen hätte man eigentlich einen rauen oder etwas verzerrten Gesang erwartet. Radium Valley liefern aber einen lupenreinen, sauberen Klargesang. Der ist zweifelsohne hochwertig, fällt für manche Ohren wohl aber etwas aus dem Konzept.
Das gleiche kann man auch von den beiden “Interludes” behaupten – zwei kurze Zwischenstücke, die aus gesprochenem Textvortrag und diversen Hintergrundgeräuschen bestehen. Obwohl sämtliche Liedtexte Englisch sind, sind die beiden Textvorträge auf Französisch. So ganz glücklich wirkt diese Entscheidung nicht.
Wirklich tragisch ist das natürlich nicht. Etwas anderes fällt da schon mehr auf: Die zahlreichen Klangeffekte und Samples sind zum Teil nur unzureichend in die Lieder eingegliedert. So werden all die Elemente wie Geigerzähler, Sirenen, gesprochene Passagen, elektronische Spielereien und dergleichen oft lediglich als Intro der Lieder verwendet oder kommen bestenfalls in der Bridge vor.
In den eigentlichen Strophen und Refrains findet man diese Effekte aber nur selten. Jenseits von Intros oder Instrumentalpassagen klingen Radium Valley daher oft wie eine ganz normale Dark-Rock-Band. Auch als solche machen die Franzosen eine gute Figur, aus ihrem Konzept hätten sie aber mehr herausholen können.
Rein musikalisch zeigen sich Radium Valley hingegen trotz Debütantenstatus von einer guten Seite. Die Spielfertigkeiten sind ebenso überzeugend wie die Produktion. Auch das Songwriting weiß zu gefallen und bringt durchaus eingängige Melodien und Refrains mit.
Fazit
Radium Valley liefern auf ihrem Debütalbum gute Lieder und eine markante Atmosphäre. Die verschiedenen Elemente ihres Schaffens muss die Band aber noch besser miteinander verbinden.
Auch wenn “Tales from the Apocalypse” also noch nicht ganz ausgereift ist, ist es allemal ein hörenswertes Album. Man darf gespannt sein wie es mit Radium Valley weitergeht.
Punkte: 7.5 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de