Stolze fünf Jahre sind vergangen seit die Schweizer Metal-Band Morrigu ihr letztes Album “The Niobium Sky” vorgestellt hat. In diesen fünf Jahren ist bei Morrigu so einiges geschehen. Von der Besetzung des letzten Albums sind gerade einmal zwei Personen übrig geblieben: Severin Binder (Gesang / Gitarre) und Mirko Binder (Bass).
Alle anderen Bandmitglieder – inklusive Eluveitie-Schlagzeuger Merlin Sutter – haben das Weite gesucht. Auch der Stil von Morrigu hat sich weiter entwickelt. Auf dem Anfang November erscheinenden neuen Album “Before Light / After Dark” wird moderner Melodic Death Metal mit deutlicher Progressive-Neigung geboten. Wie sich Morrigus erstes Album seit fünf Jahren anhört erfahrt ihr hier.
“Before Light / After Dark” hat knapp 37 Minuten Laufzeit – und das inklusive Intro und Outro. Ein bisschen mehr Umfang hätte man gerade nach fünf Jahren ohne eine Veröffentlichung hier schon erwarten können. So mag die Quantität des Albums zu wünschen übrig lassen, die Qualität stimmt aber in jedem Fall.
Bevor ich das näher beleuchte aber zunächst einige Worte zum Stil der Band: Das Fundament von Morrigu liegt anno 2014 im Melodic Death Metal. Von dieser Basis aus bringen die Schweizer eine starke Progressive-Metal-Linie mit ein. Die zeigt sich vor allem durch komplexe Gitarrenarbeit und lupenreine Riffs. Vom Aufbau her ist “Before Light / After Dark” durch die Progressive-Schlagseite deutlich vielschichtiger als übliche Melodic-Death-Metal-Alben.
Der durchgehend englische Gutturalgesang ist vergleichsweise hoch und wird im Hintergrund immer wieder von Klargesang-Einwürfen begleitet. Schon daran zeigt sich, dass “Before Light / After Dark” alles andere als ein klassisches Melodic-Death-Metal-Album ist.
Der Sound ist im Gegenteil sehr modern gehalten, geht aber ausdrücklich nicht in die Hardcore-Schiene. Das verhindern schon allein die immer sehr saubere, sehr klare Aufmachung des Klangbilds und die lupenreine Gitarrenarbeit. Auch größere Elektronik-Experimente kommen nicht vor, dafür hier und da ein wenig Klavier.
Doch nun zur Umsetzung: Morrigu zeigen sich auf ihrem neuen Album von einer wirklich guten Seite. Auffallend sind zunächst die immer treffsicheren Spielfertigkeiten. Gerade Gitarrenriffs und -soli sind zu jeder Zeit über alle Zweifel erhaben. Auch der Frontgesang ist gut, wenngleich nicht sonderlich facettenreich.
Sehr wohl facettenreich ist das Album als Ganzes betrachtet. Trotz seiner nicht gerade überbordenden Länge bringt es diverse Variationen mit. Neben Tempowechseln sind auch die Einwürfe von Klavier und Hintergrundgesang gelungen und wirken nie aufgesetzt.
Die Komposition ist dabei nicht zwingend auf Hits ausgelegt, dennoch aber treffend und stimmungsvoll.
Fazit
Ein gutes Melodic-Death-Metal-Album, das sich durch seinen Progressive-Metal-Einschlag stilistisch von der Masse abhebt.
Punkte: 8 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de