Soko Friedhof, das Electro-Projekt von David A. Lane, zählt zu den Urgesteinen der deutschsprachigen Gothic-Szene. Gleichzeitig ist Soko Friedhof auch der akustische Autounfall der Szene, Hin- und Weghören liegen oft nahe beieinander.
Immer im Fahrstuhl zwischen Trash und Kult polarisiert die Band im Spiel mit Klischees und Ironie. Am heutigen Freitag erscheint ihr neues Album „Satan And I“. Hier erfahrt ihr mehr dazu.
Mit „Satan And I“ wollen sich Soko Friedhof vor allem als Gegenentwurf zu den Stars der heutigen Gothic-Szene positionieren. Das wird schon im Pressetext zum Album klar, der über einige Stars der „schwarzen“ Musik die Nase rümpft.
Der Text kürt Soko Friedhof zum „Gegen-Pohl“ heutiger „Un-Hei-no Herren“ und teilt damit in Richtung Blutengel und Unheilig aus. In Abgrenzung zu diesen repräsentieren Soko Friedhof die klassischen Grufti-Klischees der 90er. Die Soko steht für die Zeit von weißer Schminke, schwarzer Mäntel und umgedrehter Kreuze. Rein musikalisch kann sie dabei gegen die aktuellen Größen der Szene aber keinen Blumentopf gewinnen.
Doch fangen wir vorne an: „Satan And I“ hat eine Laufzeit von 47 Minuten. Bis auf wenige englische Abschnitte ist das Album wie gewohnt auf Deutsch gehalten. Der Sound basiert auf einer diffusen, oft minimalen Elektronik, die hier und da auch mal mit Gitarren angereichert wird. Neben David A. Lanes Gesang sind erneut auch wieder diverse Sprach-Samples zu hören.
Das Klangbild wirkt insgesamt nebulös und nicht recht greifbar, von der Atmosphäre her liefern Soko Friedhof also grundsätzlich das was die Fans erwarten. Auch die Variationen der Lieder untereinander gehen in Ordnung, manche Stücke sind stärker elektronisch geprägt, andere haben eine rockige Note.
Innerhalb der einzelnen Stücke findet aber oft kaum Variation statt. Die Lieder sind sehr gleichmäßig, manche geradezu monoton aufgebaut. Das Songwriting schafft hier keine Abhilfe, denn wirkliche Ohrwurm-Melodien sind nicht vorhanden. Was das angeht hat die Soko mal besser dagestanden.
Von den Texten her besingen Soko Friedhof auf „Satan And I“ so oft sie können die bekannten Klischees. Satan hier und Satan da. Oft geschieht das natürlich ironisch und überspitzt, genau so ist man es von Soko Friedhof ja gewohnt. Bei ihren Fans kann die Band damit erst einmal punkten.
Andere Aspekte ihrer Liedtexte lässt die Soko hingegen schleifen. Auf früheren Alben beschäftigte sich die Band noch kritisch-ironisch mit gesellschaftlichen Themen wie Medienkonsum oder dergleichen. Auf „Satan And I“ geschieht dies nur noch marginal. Von einem Seitenhieb auf die katholische Kirche im Titelstück abgesehen passiert dahingehend auf dem neuen Album nicht viel. Auch textlich haben Soko Friedhof also mal mehr geboten als heute.
Fazit
„Satan And I“ ist stilistisch ein typisches Soko-Friedhof-Album. Sowohl textlich als auch musikalisch ist die Band klar zu erkennen. Sowohl textlich als auch musikalisch war die Band aber auch schon mal besser und vielschichtiger.
Wer ein wirklich empfehlenswertes Album sucht, der sucht lieber woanders. Viele eingefleischte Fans halten der Soko wohl aber auch weiter die Treue, denn auch qualitative Schwankungen gehören bei Soko Friedhof seit jeher schon fast zum Konzept. Der Fahrstuhl zwischen Trash und Kult, er fährt unermüdlich weiter auf und ab…
Punkte: 5.5 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de
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