Nur wenige Tage sind es noch bis zum Amphi Festival 2015. Viele Festivalbesucher machen sich Gedanken über die neue Location und das Programm. Genau darüber, aber auch über die Geschichte des Amphi Festivals und vieles weitere sprachen wir mit Kai Lotze, dem Veranstalter des Festivals und Geschäftsführer der Amphi Festival GmbH.
Das Interview führte unsere Gastautorin Daria Tessa von gothic.com.ua. Eine russische Übersetzung des Interviews gibt es bei gothic.com.ua, eine englische Übersetzung bei reflectionsofdarkness.com .
Hier präsentieren wir euch nun die deutsche Version des Interviews.
Unser erstes Interview mit Dir haben wir 2011 gemacht, vor vier Jahren. Seit dieser Zeit hat sehr sich viel geändert und letztes Jahr habt ihr den zehnten Geburtstag des Amphi Festivals gefeiert. Von 4.500 Besuchern ist das Festival auf 16.000 Gäste angewachsen. Habt ihr über solch einen Erfolg überhaupt nachgedacht? Und wie ist die Idee zum Amphi geboren?
Dann fangen wir erst mal bei der Geburt an. Das ist ja der Anfang von allem. Im Prinzip waren wir schon seit Jahren auf der anderen Seite des Geschäfts tätig – als Booking-Agentur und Tour-Manager. Da haben wir immer mitbekommen was alles nicht so glücklich funktioniert oder was wir vielleicht als Festival-Veranstalter anderes machen würden. als Festival-Veranstalter.
Dann kam dazu, dass wir eigentlich dachten, dass der Westen von Deutschland regional betrachtet ein bisschen unterbesetzt ist. Es gab nur das WGT in Leipzig und das Mera Luna bei Hannover. Der bevölkerungsreichste Bereich, also Einwohner pro Quadratmeter betrachtet, ist aber Nordrhein-Westfalen beziehungsweise das Ruhrgebiet. Und die angrenzenden Länder wie die Niederlande oder Belgien sind ja auch nur einen Katzensprung von Köln entfernt, selbst Nord-Frankreich ist gut zu erreichen. Und da war einfach nichts!
So kam uns die Idee, einfach mal selber ein Festival zu machen. Dabei wollten wir versuchen, vielleicht mal ein paar Sachen besser zu machen. Wir haben gemerkt, dass die Leute nicht nur an Bands interessiert sind. Klar muss das Programm stimmen und gut sein, aber das Drumherum ist halt wichtig, dieses Wohlfühl-Gefühl. Das hatten wir jetzt bei anderen Festivals nicht immer so! Das fängt ja schon mit der Location hat. Wir hatten im ersten Jahr ja auch schon eine nette Location, das Amphitheater in Gelsenkirchen. Da ist jetzt ja das Blackfield. Es ist auch schon eine besondere Location wenn man sie jetzt mal mit einem Acker oder Flugplatz vergleicht.
Köln im zweiten Jahr war dann noch mal eine Verbesserung, allein schon vom Gelände her. Durch den Rhein, den Blick auf den Dom und die zentrale Lage in Köln wurde das auch für viele Leute von außerhalb interessant. Die Stadt als solches mal zu besichtigen, den Dom zu besichtigen und all solche Sachen. Dass das Festival ein Gesamterlebnis wird – nicht einfach nur hin, Bands gucken und wieder zurück.
Deswegen haben wir angefangen das Festival zu machen. Was die Besucherzahlen angeht haben wir uns dabei keine Gedanken gemacht. Uns war nur wichtig, dass wir keinen Verlust machen und es allen Beteiligten Spaß macht. Da hatten wir sicher auch Glück, gleich im ersten Jahr relativ viele Besucher zu haben. Hätten die Leute das Festival nur schlecht angenommen, dann hätten wir es wahrscheinlich nicht weiter gemacht. Aber durch diesen großen Erfolg gleich am Anfang haben wir gesehen, dass Bedarf da ist.
Wir haben dann schnell gemerkt, dass wir mit dem Gelände dort nicht weit kommen, weil die Kapazität zu begrenzt ist und man da nur eine Bühne aufbauen kann. Wir wollten aber unterschiedliche Bühnen in unterschiedlichen Größen haben. Dann kam das neue Gelände am Tanzbrunnen ins Spiel, mit dem wir uns dann erstmal erweitern konnten. Dorthin sind wir dann gewechselt und die Besucherzahl hat sich auf 8.000 oder 9.000 Leute verdoppelt. Bei der Nachfrage haben wir das Festival dann nach und nach erweitert. Irgendwann war das mit der Theaterbühne zu klein, die Second Stage war ja im Theater. Wir hatten die Möglichkeit das Staatenhaus, Rheinparkhalle hieß es damals noch, hinzu zu nehmen und dorthin die zweite Bühne verlegt. Und im Theater konnten wir dann sogar noch eine dritte Bühne machen für Lesungen und ruhigere Sachen. Fas jedes Jahr kam etwas dazu, zum Beispiel der Beach oder das Café im Staatenhaus. Es gab fast jedes Jahr eine Erweiterung des Konzepts und des Geländes.
Was ist Deine allererste Erinnerung an das erste Amphi?
Die beste Erinnerung war, dass wir mit unseren Leuten das alles so bewerkstelligt haben! Wir hatten keine Erfahrung als Festival-Veranstalter in dem Sinne. Klar haben wir schon mal Sachen veranstaltet, Club-Shows oder so, aber mit so vielen Bands das alles zu regeln ist ja schon eine andere Herausforderung. Und natürlich auch mit so vielen Besuchern. Das war das schönste Erlebnis! Abends von oben so hinunter zu gucken und zu sehen, wie viele Leute da sind und dass auch alles geklappt hat, nichts Schlimmes passiert ist und so. Das war das, was einem eine Bestätigung gegeben hat. Das ist immer wichtig, wenn man Arbeit in etwas hinein steckt. Hat ja fast ein Jahr Arbeit gekostet und kostet es ja immer noch. Wir fangen nach einem Festival gleich immer mit dem nächsten an. Und es ist natürlich schön, wenn man so eine Bestätigung bekommt. Dann weiß man, wozu man das gemacht hat!
Die wichtigste Nachricht ist aktuell, dass das Amphi umzieht. Ich habe damit schon gerechnet, denn in den letzten fünf Jahren war das Amphi immer ausverkauft und für mich war es immer zu heiß und zu voll. Aber warum jetzt? Nach dem zehnten Geburtstag etwas Neues anfangen?
Ja, das denken viele. Dass wir jetzt wieder gewechselt haben, weil wir uns erweitern wollen. Aber das ist eigentlich gar nicht der Grund! Wir wären dort so noch geblieben. Der Grund ist, dass wir das Amphi dort leider nicht mehr machen können weil das Staatenhaus wegfällt. Die wollen das umbauen und ein Musical machen. Wann das passiert weiß keiner so genau. Jedenfalls konnte es uns nicht mehr angeboten werden. Und damit fällt ja einiges weg, vor allem die zweite Bühne, vor der tausende Leute stehen können. Das heißt, man hätte jetzt die zweite Bühne wieder zurück ins Theater verlegen müssen. Da passen aber nur etwa 2.500 Leute rein. Das heißt, man hätte das ganze Festival total reduzieren müssen. Von der Gesamtkapazität dann wieder auf 12.000, die dritte Bühne ganz weg, die zweite viel kleiner. Und ich glaube, das hätten die Leute gar nicht gut gefunden.
Man kann nicht einfach Sachen wegnehmen, die die Leute schon seit Jahren kennen und gewohnt sind. Klar hat das Staatenhaus auch Nachteile. Es gab Kritik, dass es da zu warm sei, zu kalt, zu stickig oder zu dunkel. Insofern könnte man meinen, wir wären froh die Halle nicht mehr zu haben. Auf dem Gelände hätten wir das Festival aber drastisch reduzieren müssen und ich glaube nicht, dass den Leuten das gefallen hätte.
Und dann hatten wir das Glück, dass unser Projektleiter, der am Tanzbrunnen schon für uns zuständig war, zufällig in die Lanxess Arena gewechselt ist. Der hat uns die Location dann nahe gelegt. Wäre das nicht gewesen, hätten wir den Schritt vielleicht nicht getan. Die Lanxess Arena ist ja eine riesige kommerzielle Einrichtung, die allerhand Mainstream-Sachen macht. Wir wussten nicht ob wir mit den Leuten zurecht kommen und die unser Festival verstehen. Aber da dieser Mensch gewechselt ist und wusste, was das Amphi ist, was die Befindlichkeiten sind, wie man mit dem Publikum umgeht und so weiter, haben wir uns mit der Lanxess Arena und dem ganzen Gebiet beschäftigt. Wir nehmen ja nicht nur die Arena, sondern auch eine große Open-Air-Wiese, wo eine Open-Air-Bühne hinkommt. Rings um die Arena gibt es dann die Händlermeile wie am Tanzbrunnen, wo es ja um den Brunnen herum ging. So geht es jetzt um die Lanxess herum. Da gibt es nebendran noch ein wunderschönes Stadthaus, wo die Stadt Köln gerade drin ist, mit so einer wunderschönen Magistrale, ein langer Gang, wo man eine Café-Atmosphäre schaffen kann. Es gibt da auch wieder viele verschiedene Bereiche auf dem Gelände, das ist also jetzt nicht einfach nur die Arena. Wir haben jetzt sogar zwei Open-Air-Bühnen! Die dritte Bühne, die vorher im Theater war, die ist jetzt auch draußen. Es ist also nach wie vor beides, war ja früher auch so. Open Air und Indoor.
Jetzt ist es etwas anders von den Größenverhältnissen. Die Hauptbühne ist jetzt innen. Das hat auch Vorteile gegenüber dem Tanzbrunnen, so können wir jetzt auch nachts Programm machen. Das war ja vielen Leuten immer zu früh zu Ende. Am Tanzbrunnen mussten wir immer um 22 Uhr Schluss machen wegen der Lautstärke. Jetzt interessiert das keinen wie laut es ist. Und natürlich hat die Arena innen noch ganz andere Vorteile. Jeder kann sitzen. Das war ja ein Kritikpunkt auf dem alten Gelände, dass es nicht genug Sitzmöglichkeiten gab. Aber wo sollte man die noch hinstellen? Das Gelände war begrenzt, da konnte man nicht noch für 10.000 Leute Sitzgelegenheiten hinstellen. In der Arena gibt es 16.000 bis 17.000 Stühle, da kann also theoretisch jeder sitzen wenn er möchte. Und man hat eine viel größere Bühne da drin. Dass war auch ein Nachteil beim Tanzbrunnen, dass die Hauptbühne relativ klein war. Es war immer alles sehr eng. Klar, es ging jahrelang aber da hat man nun traumhafte Bedingungen für die Bands, man kann ganz andere Sachen machen.
Wir konnten uns auch mit dem Gastronom besprechen, was die Verkaufspreise angeht. Das war auch immer ein Kritikpunkt beim Amphi. Also dass beim Tanzbrunnen die Gastronomie so teuer ist. Das wird jetzt also günstiger. Wir haben keinen direkten Einfluss auf die Preise, denn dort gibt es einen festen Gastronom. Der macht das und nicht wir selber, aber wir konnten zumindest im Vorfeld sicherstellen, dass alle Getränke ein bisschen günstiger sind. Das Essen auch. Auch das Angebot wird breiter, mehr vegetarische Sachen, vegane Sachen. Da findet jetzt eine viel bessere Zusammenarbeit statt. Das sind dann so kleine Vorteile, die es noch obendrauf dazu gibt. Wir sind da sehr positiv, freudig und natürlich auch gespannt. Man weiß ja trotzdem nicht, wie es dann bei den Leute ankommt. Wir wissen auch selber nicht, wie es sich da dann unter Festival-Atmosphäre anfühlt. Aber wir sind da guter Dinge, dass es auf jeden Fall wieder eine Bereicherung ist.
Was die zweite Open-Air-Bühne betrifft, also die Ex-Theaterbühne: Ich sehe, dass damit ein Problem gelöst wird, nämlich die Schlange am Einlass. Aber denkst du nicht, dass bei einer Open-Air Bühne die Atmosphäre etwas verloren geht? Auf der Theaterbühne haben zum Beispiel immer Kammer-Bands gespielt und da war die Atmosphäre sehr wichtig.
Ja, das ist richtig. Das wird sich jetzt da auch ein bisschen von der programmatischen Ausrichtung her ändern. Auf der dritten Bühne spielen jetzt Bands, die jetzt nicht andauernd überall spielen. Es ist schon noch eine spezielle Bühne, die jetzt aber schon eine etwas andere Ausrichtung hat als das Theater.
Eine Frage zum Location-Plan selber: Ich habe sehr lange gesucht und habe keine Area für Autogrammstunden gefunden. Wisst ihr noch nicht wo die dieses Jahr stattfinden werden oder sind keine geplant?
Geplant sind sie auf jeden Fall. Wir haben auch alle Bands angefragt, wer es machen möchte und wer nicht. Man kann sie ja nicht dazu zwingen. Aber die meisten Bands wollen sowas ja machen. Der Platz ist jetzt noch nicht festgelegt, weil das gerade alles noch in der Abstimmung ist mit den Ämtern ist. Es gibt ja das Bau-Ordnungsamt in Köln, mit denen das ganze Sicherheitskonzept besprochen werden muss. Das ist ja jetzt eine spezielle Nutzung des Geländes, die es bisher so nicht gab. Shows in der Lanxess gibt es zwar regelmäßig, aber im Zusammenspiel mit den Open-Air-Bereichen und den Bühnen draußen sind da viele sicherheitstechnische Kriterien zu berücksichtigen wie Entfluchtung oder die Besucherströme an sich. Es kann zum Beispiel keine Autogrammstunde stattfinden wo sich vielleicht eine Schlange bildet, die irgendwas versperrt. Da muss man dann natürlich sehr genau gucken.
Und jetzt eine Frage, die bestimmt viele Bands interessiert, die davon träumen auf dem Amphi zu spielen. Wie kann man beim Amphi auftreten? Auf eurer Seite steht ja, dass ihr die Bands selbst. Welche Kriterien berücksichtigt ihr wenn ihr Bands auswählt?
Das sind sehr viele Kriterien, das kann man jetzt gar nicht so pauschal beantworten. Es ist erstmal so, dass es eine gute Mischung sein muss. Es muss zugkräftige Bands geben, auch wenn dann viele sagen, die haben wir schon oft gesehen. Aber trotzdem sehen wir in den Wunschlisten, dass bestimmt Bands auch noch sehr oft gewünscht werden auch wenn sie schon oft zu sehen waren. Natürlich braucht man diese Bands erstmal als Basis. Und dann versuchen wir auch immer exotische Bands zu finden. Wir haben dieses Jahr auch wieder viele Bands, die noch nie beim Amphi waren. Das wird auch immer unterschätzt, das ist auch immer ein hoher Prozentsatz, die noch nie beim Amphi gespielt haben. Das ist nach zehn Jahren auch nicht so einfach. Es gibt ja auch nicht Millionen Bands in der Szene.
Die Auswahl trifft ein Team von vielen Leuten bei uns im Büro, das auch lange über die Bands diskutiert und gegebenenfalls auch wieder zurückstellt wenn man sich nicht ganz sicher ist. Viele Bands bei denen man anfragt können auch nicht und spielen schon woanders. Es ist ja nicht so, dass man immer alle Bands bekommt die man haben will. Man muss dann immer gucken, welche überhaupt verfügbar sind. Manche sagen auch, dass sie eine Live-Pause machen oder ein Bandmitglied schwanger ist. Da gibt es hunderte Gründe. Es ist schon ein hartes Stück Arbeit, das Programm zusammen zu kriegen.
Wenn ich mich nicht irre war 2010 sowas wie ein Newcomer-Wettbewerb. Wollt ihr das wieder machen oder ist Schluss damit?
Meinst du das, was an dem Freitag im Theater war? Da hatten wir so ein Newcomer-Ding, ein Newcomer-Contest. Da waren wir jedoch von der Resonanz enttäuscht. Macht ja dann auch wenig Sinn, wenn nur wenige Leute bereit sind, sich das dann anzugucken. Es ist anscheinend so, dass viele sagen „Macht doch mehr Newcomer! Macht doch mehr Newcomer!“. Oft hat dann einer eine Band entdeckt, die er gut findet und seine Kumpels, die aber sonst kein Mensch kennt. Und dann schaut es sich keiner an. Und deswegen ist es halt das Problem, wenn man dann sagt, wir machen jetzt eine Newcomer-Bühne oder einen Newcomer-Tag oder so, da genug Interesse zu finden. Ich weiß, dass andere Festivals das auch probiert haben zum Teil und es jetzt auch schon nicht mehr machen.
Das Mera Luna macht es noch.
Ja, die buchen dann eine Newcomer-Band dazu. Das haben wir auch. Nur hängen wir das nicht so auf als Newcomer-Contest, es ist halt automatisch ein Newcomer. Also das haben wir schon. Nur nicht unter dieser offiziellen Deklaration „Hier das ist jetzt unser Amphi-Newcomer!“.
Eine Frage zum Merchandise. Beim Amphi gibt es immer viel Merchandise – Shirts, Feuerzeuge, alles Mögliche. Und die Amphi Compilation. Wer entscheidet was gemacht wird? Welches Design? Wie wählt ihr die Lieder für die Compilation aus?
Die Amphi Compilation ist eine Kooperation mit Out Of Line, also mit dem Label. Und das machen die alles autark. Sie bestimmen das Track-Listing, fragen die Bands an und kümmern sich darum. Das ist also ausgelagert. Klar legen sie uns vorher vor wer da jetzt drauf soll aber das suchen sie sich im Wesentlichen selbst aus.
Die Shirts und die ganzen anderen Artikel, da arbeiten wir mit Grafikern zusammen, die uns Vorschläge machen. Wir geben ihnen gewisse Richtungen vor, was wir jetzt gerne hätten. Dann kommen die Vorschläge. Die werden dann bei uns im Team besprochen. Und wir entscheiden dann zusammen, was wir machen und was nicht.
Als wir uns 2011 unterhalten haben, hast du von der Besonderheit gesprochen, dass ihr für das Amphi überregional Werbung macht. Viel Werbung in Zeitschriften und so. Meiner Meinung nach ist in den letzten Jahren die Popularität von Zeitschriften sehr gesunken. Das Zillo ist zum Beispiel gestorben. Habt ihr jetzt neue Wege für Werbung gefunden?
Klar, das ist richtig. Wir haben ein bestimmtes Werbe-Budget oder Promotion-Budget und das verteilt sich jetzt ganz anders als noch vor ein paar Jahren. Damals war tatsächlich der Anteil für Print-Anzeigen sehr hoch, der ist jetzt gering geworden. Print-Magazine werden nicht mehr so viel gelesen. Ist jetzt alles ganz klar mehr hin zum Internet. Also Facebook ist zum Beispiel ein Schlagwort, was von Jahr zu Jahr mehr wird. Dass man auch da mal Anzeigen macht. Überhaupt soziale Netzwerke. Webzines. Klar, das hat sich Laufe der Jahre ein bisschen verlagert.
Aber nach wie vor machen wir viel mit Street-Teams, die wir in verschiedenen Städten und Ländern haben, die dann vor Ort bei den Partys Flyer und Poster machen. Das ist ein Bereich der wichtig ist. Direkt an der Basis, direkt am Fan. Oder durch Party-Kooperation. Wir machen ja diese Pre-Partys. Auch im Ausland haben wir viel gemacht, denn beim Amphi ist der Anteil der internationalen Besucher relativ hoch, wahrscheinlich auch durch die gute Erreichbarkeit. Du hast ja nicht nur Köln als Flughafen, du hast auch Düsseldorf und theoretisch kannst du auch noch nach Dortmund. Auch deshalb wollten wir nicht aus Köln weg als klar war, dass wir am Tanzbrunnen nicht bleiben können. Gerade die ausländischen Besucher bleiben dann noch montags oder kommen schon donnerstags oder freitags um sich Köln anzugucken.
Ihr habt vor zwei Jahren mit „Call the ship to port“ angefangen. Letztes Jahr waren es zwei Events, dieses Jahr wieder nur eins. Wieso hat es sich wieder verringert?
Eigentlich war das immer nur ein Event. Also nur der Freitag. Letztes Jahr war nur der Sonntag zusätzlich als Jubiläums-Special zum zehnjährigen Jubiläum. Also das war jetzt nicht so geplant, dass wir jetzt da ein Schiff nach dem anderen machen. Das war eine Ausnahme. Das war ja auch ein kleineres Schiff sonntags. Das war wirklich nur ein Bonus zum Jubiläum. Grundsätzlich ist der Sonntag ja auf dem Festival interessant. Und es gab auch Überlegungen ob man freitags nun einen dritten, regulären Festivaltag machen sollte, aber selbst das ganze Programm für zwei Tage ist schon so viel. Wir hatten auch vor ein paar Jahren mal eine Besucher-Umfrage gemacht. Da war die Frage mit drin, ob die Leute einen dritten Tag wollen. Das war aber auch nicht unbedingt gewünscht. Aber trotzdem wollten wir freitags abends was Besonderes haben für die Leute, die Freitag schon da sind und da kam uns die Idee mit dem Schiff. Und jeder der damit gefahren ist, ist auch begeistert. Aber es war von vorne herein als Freitagsevent gedacht und so wird es auch die nächsten Jahre bleiben.
Ihr macht dieses Jahr ein kleines, neues Festival: E-Werk Ost. Ist das eine lokale Veranstaltung? Und wie seid ihr überhaupt zu diesem Festival gekommen?
Wir machen ja das E-Tropolis, vorher in Berlin, jetzt in Oberhausen. Glaub das ist das sechste dieses Jahr. Machen wir ja auch schon eine ganze Weile, und ich weiß jetzt gar nicht, von wem die Idee kam. Auf jeden Fall haben wir einen Partner, mit dem wir viel machen im Osten, also in den neuen Bundesländern wie man korrekt sagt. Das ist die Konzertagentur Dresden. Mit denen haben wir in den letzten Jahren mehr und mehr gearbeitet und da kam die Idee ob man nicht ein Teil des Programms des E-Tropolis da in Dresden macht. Weil es da eine schöne Location gibt mit dem Eventwerk in Dresden, weil das nicht so eine 0815 oder typische Halle ist. Das ist eine besondere Location, da waren wir mit Camouflage bei der Jubiläumsshow letztes Jahr. Und da waren wir ganz von angetan, weil das auch passt mit dem industriellen Flair des Festivals, was ja auch sehr auf Elektronik reduziert ist. Mit den Maschinen, dieses Industrial-Flair ist in der Halle nun mal vorhanden und deshalb haben wir das mal probiert als Kooperation mit denen zusammen. So eine Fifty-Fifty Kooperation ist das. Kommt auch sehr gut an. Auch wenn es ein Sonntag ist, was ja ein kritischer Tag ist, rechnen wir mit gut 2.000 Leuten in Dresden, was für das erste Mal auch super ist. Ich denke, wir werden das auch fortsetzten, die nächsten Jahre dann an einem Freitag. Also das E-Werk Ost freitags und E-Tropolis samstags wie bisher.
Habt ihr euch mal überlegt das Zita Rock Festival zu reanimieren?
Ja, da denken wir jedes Jahr mal drüber nach. Die Location ist ja da. Die ist ja nach wie vor vorhanden die Zitadelle. Da sind ja auch jedes Jahr viele Open-Airs im Sommer, das Citadel Music Festival ist da der Überbegriff. Also das ist jederzeit mit einem Fingerschnipp zu reaktivieren. Aber wir haben uns gesagt, es muss ein stimmiges Programm sein, was sich auch wirklich von den bestehenden Festivals unterscheidet. Nicht exakt dieselben Bands, man ist da ja leider auch begrenzt von der Anzahl der Bands wegen der Lautstärkebestimmung. Man darf nicht vor 15 Uhr anfangen, also nicht wie beim Amphi ab 12 Uhr. Und man muss leider schon um 22 Uhr fertig sein. Das sind sieben Stunden. In der Zeit bekommt man gerade mal sechs oder sieben Bands unter. Eine zweite Bühne geht nicht. Also sind es sechs Bands. Und dann muss die Mischung so gut sein, dass man sagt, es macht auch Sinn. Man will kein Festival machen nur damit man halt was macht. Es macht nur Sinn wenn der Bedarf da ist und die Leute das auch ausreichend wollen. Klar, die Location ist interessant, deswegen ist es auch noch nicht endgültig gestorben, aber es muss das richtige Programm möglich sein. Wir haben auch schon öfter Sachen angefragt und das ging dann nicht. Und da haben wir dann auch gesehen, wir kriegen kein interessantes Programm zusammen und dann lassen wir es lieber und warten noch ein Jahr. Dieses Jahr also nicht mehr, aber 2016 kann es theoretisch wieder sein. Man weiß es nicht, kommt halt drauf an was sich ergibt.
Und wir sind am Ende meiner Liste. Ich danke dir sehr!
Na das ging ja schnell!
So schnell nicht, aber ich danke dir für die Infos. Was ich von meiner Seite aus wünschen kann ist, dass alles klappt!
Ja, vielen Dank! Das können wir dieses Jahr wirklich gut gebrauchen! So ein Wechsel ist immer ein hohes Risiko. Viele wollen natürlich das, was sie schon kennen. Wir denken aber, dass die Vorteile überwiegen und dass viele Sachen im Zuge der neuen Location den Leuten wirklich gut gefallen werden.
Klar, man weiß es vorher nicht sicher. Aber wir denken, dass es gut wird. Es gibt in der Arena auch Logen, die man von Fußballstadien und großen Arenen kennt. Die sind halt nun mal da. Und entweder man nutzt sie nicht oder man nutzt sie. Wir haben uns gedacht da so eine Art Premium-Paket anzubieten, was es ja bei anderen Festivals in Form von VIP-Tickets auch gibt. Als Normalsterblicher ist man ja so gut wie nie in einer Loge. Selbst ich war noch nie in so einer Loge drin. Und da hat man nun die Möglichkeit sich einen Logenplatz zu erwerben. Da ist eine eigene Toilette drin, eine eigene Bar, eigene Garderobe, wo du deine Sachen hinlegen kannst. Du hast die Stühle, wo nur du sitzt, mit bestem Blick auf die Bühne. Das sind die besten Plätze in der Halle. Kannst das Festival von da optimal genießen. Wenn du Pause haben willst, gehst du in die Loge hinein. Und wir haben noch eine Getränke-Flat mit eingebaut, dass du also Bier, Wein, Sekt, Softdrinks so viel wie du möchtest trinken kannst.
Da bin ich echt gespannt! Ich danke Dir nochmal für Interview und wir sehen uns beim Amphi!
Interview: Daria Tessa, tessa(at)gothic.com.ua
Interview-Vorbereitung durch Britta Pirkko
Weitere Informationen zum Amphi Festival unter amphi-festival.de
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