Kürzlich hat die deutsche Electro-Rock-Band Jovian Spin ihr neues Album “Angstladen” vorgestellt. Das Werk wurde von Bandchef Gerrit Wolf im hauseigenen Tonstudio aufgenommen und ist sowohl digital als auch auf CD erhältlich.
Mehr über “Angstladen” erfahrt ihr in dieser Rezension.
“Angstladen” ist der perfekte Titel um Hörer dieses Albums auf eine falsche Fährte zu führen. Anders als der Name vermuten lässt spielen deutsche Texte auf dem neuen Album von Jovian Spin nämlich keine große Rolle. Das Gegenteil ist der Fall, nicht mal das Titelstück “Angstladen” ist auf Deutsch.
In der Muttersprache der Band werden nämlich ganze 0,5 Lieder gesungen – die Hälfte von “Lust”, mehr aber auch nicht. Der Rest des 49 Minuten langen Albums läuft komplett auf Englisch ab.
Stilistisch siedeln sich Jovian Spin dabei wie eingangs erwähnt im Electro Rock an. Der Stilbegriff ist natürlich dehnbar und das Angebot an elektronisch unterfütterter Rockmusik breit. Jovian Spin haben in diesem Genre aber tatsächlich ihre Nische gefunden und bewegen sich abseits ausgetretener Pfade.
So sollte man beim Stilbegriff Electro Rock keinesfalls die elektronische Deutschrock- oder NHD-Schiene a la Eisbrecher oder Stahlmann erwarten. Im Vergleich zu denen ist der Sound von Jovian Spin nämlich deutlich komplexer, gerade was die elektronischen Elemente angeht.
Bei Jovian Spin spielt also nicht einfach ein Keyboard mit, es werden auch nicht einfach Synthesizer-Schleifen in den Hintergrund gestellt. Stattdessen hat die Elektronik einen deutlich höheren Stellenwert und liefert verschiedene, auch in den Vordergrund reichende Klangelemente, die sich durchaus stark voneinander unterscheiden.
Richtige Beats können dabei genauso vorkommen wie ein diffuses Wabern oder andere elektronische Spielereien. Hier und da ist auch für etwas Klavier Platz. Obwohl das Album durchgehend in einer langsamen bis mittleren Spielgeschwindigkeit abläuft und seinem Konzept fast immer treu bleibt, ist durch die vielseitige Elektronik immer für Abwechslungsreichtum gesorgt. Berechenbar wird “Angstladen” jedenfalls nicht.
Dafür sorgt auch der vielschichtige Aufbau der Lieder, man kann durchaus von einem Progressive-Einschlag sprechen. Die Kehrseite davon ist, dass das Album nicht unbedingt leicht zugänglich ist. Wirklich eingängige Melodien sind eher selten und auch auf mitreißende Refrains haben Jovian Spin keinen gesteigerten Wert gelegt. Ein wenig Einarbeitungszeit sollte man schon mitbringen, zum nebenbei Durchhören taugt das Album eher nicht.
Wer damit leben kann, erhält mit “Angstladen” ein abwechslungsreiches, stilistisch eigenes Album, das auch mal eine Überraschung parat hält. Dass in “Lust” Gastsänger René Anlauff von Völkerball einen Hauch von Rammstein mit einbringt oder mit “Leaders” eine direkt clubtaugliche Nummer ohne jeden Rock-Einfluss ertönt, hätte man nach der ersten Hälfte des Albums zum Beispiel gar nicht erwartet.
Fazit
“Angstladen” liefert nicht den einen großen Hit, das muss Freunde der anspruchsvolleren Rockmusik aber keinesfalls abschrecken. Die bekommen hier nämlich ein gelungenes Stück Musik, das sich angenehm von der Masse abhebt.
Punkte: 7.5 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de
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