Nhor – Momenta Quintae Essentiae

Gut zwei Jahre sind seit Nhors letztem Album „Within The Darkness Between The Starlight“ vergangen. Auf der CD präsentierte das britische Musikprojekt atmosphärisch ausgelegten Black Metal, der immer wieder von ruhigen Klavier-Passagen unterbrochen wurde.

Nun ist Nhors neues Album „Momenta Quintae Essentiae“ erschienen und markiert einen Wendepunkt. Der Black Metal – oder Metal überhaupt – ist auf dem neuen Werk der Band komplett weggefallen. Stattdessen wird nun minimalistische Akustik-Musik geboten.

Wie sich das Ergebnis anhört erfahrt ihr in dieser Rezension.

nhor - momenta quintae essentiae

Von einer Black-Metal- zu einer Akustik-Band: Viel größer könnte der stilistische Bruch nicht sein, den Nhor hier vollziehen. Dass das neue Album mit etwas über 40 Minuten Gesamtspielzeit deutlich kürzer ausfällt als sein Vorgänger ist also noch die geringste Änderung.

Das gesamte Album wird vordergründig mit einem Klavier bestritten. Als zweitwichtigstes Instrument tritt die Akustikgitarre hinzu, das Klavier behält jedoch stets die Oberhand. Hier und da kann man noch ein Streichinstrument entdecken, das war es dann aber auch schon.

Ebenso selten – und hier liegt eine der Gemeinsamkeiten zum vorherigen Black-Metal-Album – ist der Gesang. Wenn (!) er zu hören ist, dann meist nur als textloser Vokalgesang. Kommen dann einmal auch einige Worte Text vor, dann ist das schon die absolute Ausnahme.

Den Musikstil mit Klavier, Akustikgitarre und seltenem Gesang kann man insgesamt wohl am besten als Neoklassik bezeichnen. Die Umsetzung ist auf allen Ebenen sehr zurückhaltend. Das Klavier tritt mit vorsichtigen Notenfolgen auf. Oft wirkt es, als ob ein Lied mehr angedeutet als wirklich gespielt wird. Auch der Gesang ist kaum mehr als ein Hauchen. Insgesamt ist das Album geradezu minimalistisch.

Das Cover des Albums beschreibt den Musikstil sehr gut: Es zeigt dünne Konturen auf einer leeren, weißen Fläche. So ungefähr kann man sich auch das Hörerlebnis vorstellen. Mit dem Minimalismus haben es Nhor mitunter aber übertrieben.

So wird gleich in mehreren Liedern nur das Klavier genutzt und auf andere Instrumente verzichtet. „Luna Oritur“ ist eines davon. Es bietet sieben Minuten lang nur versprengte Klaviernoten – und sonst nichts. Es passiert einfach sehr wenig. Natürlich ist diese Herangehensweise sehr ungewöhnlich, der Sound tritt dadurch aber mitunter zu sehr auf der Stelle.

Atmosphärisch ist das Album, das laut Pressetext „Natur ohne jegliche Wertung oder Interpretation einfangen“ möchte, nicht ohne Reiz. Das verschwindende, scheinbar nur angedeutete Klangbild hört man so sicher nicht alle Tage. Spätestens nach drei minimalistischen, größtenteils instrumentalen Klavierliedern hintereinander erschöpft sich das Konzept aber doch recht schnell.

Zum Schwelgen mögen die Lieder auf „Momenta Quintae Essentiae“ also taugen. Als Gesamtkunstwerk plätschert das Album jedoch so dahin und lässt Momente vermissen, die wirklich hängen bleiben. Vielleicht wären die Lieder der CD  auf einem anderen Album als Zwischenspiel, Intro, Outro, Überleitung oder Kontrastprogramm zu was auch immer besser aufgehoben gewesen.

Fazit

Ein ungewöhnliches, beinahe instrumentales Akustik-Album, das sich insgesamt leider etwas leer anfühlt.

Punkte: 5.5 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de