Van Canto – Voices Of Fire

Van Canto sind die wohl einzige nennenswerte A-Cappella-Metal-Band der Welt und als solche unverwechselbar. Das Schlagzeug der stimmgewaltigen Truppe ist echt, alle anderen Instrumente werden durch lautmalerische Gesangsspuren ersetzt. Mit diesem Konzept haben es Van Canto nicht nur mehrfach in die Charts, sondern auch auf sämtliche großen Metal-Festivals geschafft.

Am 11. März bringt die Band ihr neues Album „Voices Of Fire“ heraus – und dieses Mal läuft einiges anders als gewohnt!

van canto - voices of fire

Wer sich das Cover genau angesehen hat, hat es vielleicht schon gemerkt: Van Canto tragen jetzt die Bezeichnung Metal Vocal Musical unter ihrem Bandnamen. Der Untertitel macht schon deutlich, dass „Voices Of Fire“ in eine etwas andere Richtung geht als die letzten Alben von Van Canto. Und tatsächlich: Die Änderungen sind durchaus umfangreich.

So entstand „Voices Of Fire“ in Zusammenarbeit mit dem Fantasy-Autor Christoph Hardebusch, dessen neuer Roman „Feuerstimmen“ fast zeitgleich erscheint. „Voices Of Fire“ widmet sich vollends der Fantasy-Welt von Hardebusch und ist damit quasi eine Art inoffizieller Soundtrack zum Buch.

Doch schlägt sich dieses Konzept auch im Sound des Albums nieder? Und ob! So fallen auf „Voices Of Fire“ sämtliche Cover von bekannten Pop-, Rock- und Metal-Stücken weg, von denen es auf jedem früheren Album der Band gleich mehrere gab.

Des weiteren setzen Van Canto bei „Voices Of Fire“ in großem Ausmaß auf Chor-Einlagen. Der deutlich gewachsene Umfang der Chöre passt nicht nur zur heroischen Fantasy-Thematik, sondern bringt den Sound von Van Canto tatsächlich ein gutes Stück weit in Richtung Musical. Das Metal Vocal Musical ist also keine leere Worthülse.

Die letzte große Neuerung, die das Buch-trifft-Musik-Konzept mit sich bringt, ist eine Erzählerstimme. Die taucht nach jedem Lied auf und trägt jeweils einen Text vor – meistens etwa 30 Sekunden lang. Überbewerten sollte man die Erzähl-Brocken aber nicht. Eine wirkliche Story kann man sich mit ihnen nicht zusammenreimen, viel eher sollte man sie als atmosphärisches Stilelement sehen.

Genau wie die Erzählerstimme sind alle Lieder des Albums auf Englisch, deutsche Lieder gibt es dieses Mal nicht. Die Gesamtspielzeit fällt mit rund 55 Minuten recht umfangreich aus.

Wie ist Van Canto nun die Umsetzung ihres neuen Albums gelungen? Ziemlich gut. Die Band überzeugt auch im Musical-Gewand mit tadellosen stimmlichen Leistungen und einem abermals guten Songwriting. Knackige Melodien und Refrains waren schon immer eines der Herausstellungsmerkmale von Van Canto und kommen auch dieses Mal nicht zu kurz. „Voices Of Fire“ enthält vielleicht nicht die besten Hits aller Van-Canto-Alben, erreicht in dieser Hinsicht aber auf jeden Fall wieder ein hohes Niveau.

Dass dieses Mal keine Cover-Version dabei ist mag mancher Fan schade finden, wirklich vermissen wird man sie auf einem solchen Konzeptalbum aber nicht. Die zahlreichen Chöre haben Van Canto gut in ihr Klangbild integriert. Kein Wunder, denn eine heroische beziehungsweise epische Intonation hatte die Musik der A-Cappella-Metal-Band schon immer.

Auch den Punkt des Abwechslungsreichtums können Van Canto für sich verbuchen. So wechseln Haupt- und Nebenstimmen häufig hin und her. Mal steht der kernige Gesang von Sly im Vordergrund, mal aber auch der Gesang von Inga, der stellenweise auch leicht in den Sopran übergeht.

Abschließend noch ein Wort zur Härte: Der Sound von Van Canto ist in den letzten Jahren tendenziell weicher geworden. Die kantigeren „rakkatakka“-Laute sind spätestens mit dem 2014er-Album „Dawn of the Brave“ komplett weggefallen und weicheren Vokallauten gewichen. Auf „Voices Of Fire“ bleibt es auch dabei, zumindest die Geschwindigkeit wurde aber durchgehend wieder etwas erhöht. Das Mehr an Vortrieb macht den Sound wieder etwas „metalliger“. Fans der frühen Jahre dürfte das – auch ohne eine Rückkehr des „rakkatakka“ – freuen.

Fazit

Keine Coverversionen mehr, ein Musical-Überbau mit vielen Chören und ein Albumkonzept in Zusammenarbeit mit einem Fantasy-Autor: Van Canto wagen auf „Voices Of Fire“ Neues und legen dabei erneut ein gelungenes Album vor.

Punkte: 8 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de