Die Pagan-Metal-Band Surturs Lohe hat es nie zu wirklich großer Bekanntheit gebracht, besteht nun aber schon seit 20 Jahren. In diesen zwei Jahrzehnten waren Surturs Lohe mal mehr und mal weniger aktiv und haben bisher drei Alben veröffentlicht.
Am 2. September folgt mit „Seelenheim“ das vierte Werk der Thüringer Band. Diese Rezension nimmt es näher unter die Lupe.
„Seelenheim“ erscheint in zwei Versionen: Neben der einfachen CD ist das Album auch als Box-Set erhältlich. Das Box-Set versteht sich als besondere Veröffentlichung anlässlich des 20-jährigen Bandjubiläums und enthält neben dem eigentlichen Album auch ein Poster, einen Aufnäher, eine CD mit zwei Bonusstücken sowie eine Neuauflage der Demo-CD „Urda“ von 1999.
Diese Rezension beschäftigt sich nur mit der normalen Standard-Version von „Seelenheim“. Die kommt mit einem Intro und sieben Liedern auf eine Gesamtspielzeit von rund 47 Minuten. Gesungen wird auf dem Album durchgehend auf Deutsch.
Surturs Lohe gehören deutlich zu den anspruchsvolleren Bands des Genres und gehen dabei stilistisch gerne auch mal über dessen Grenzen hinweg. Das Grundgerüst der Band ist ein sehr melodischer, eher weicher Metal-Sound mit einem vergleichsweise geringen Folklore-Anteil.
Flöten kommen zwar vor, sind aber nicht durchgehend präsent. Dafür nutzen Surturs Lohe gerne auch die Akustikgitarre und auch mal ein Klavier. Letzteres ist für den Pagan Metal eher untypisch und verleiht „Seelenheim“ hin und wieder auch eine klassische Note.
Gesanglich setzen Surturs Lohe auf gutturale Screams, aber auch auf männlichen und weiblichen Klargesang. Der weibliche Klargesang geht dabei gerne auch in den Sopran über. Die Gewichtung der Gesangsstile untereinander variiert von Lied zu Lied.
Die verschiedenen Facetten des Klangbilds und der dreifach besetzte Gesang deuten schon an, dass „Seelenheim“ sehr abwechslungsreich ist. Und tatsächlich, die klangliche Bandbreite fällt derart groß aus, dass das Maß an Variantenreichtum zu einem der Herausstellungsmerkmale des Albums wird.
Vom sehr schwungvollen Stück mit Screams und Blastbeats („Lohe Surt“) über die folkloristische Ballade („Gotengrab“) und das zehn Minuten lange Epos („Schildwacht“) bis hin zum klassischen Akustikstück mit Soprangesang („Schwertleite“) ist alles dabei. Auch eine Version von Walther von der Vogelweides „Under der linden“ gibt es zu hören.
Surturs Lohe zeigen sich damit nicht nur vielfältiger, sondern auch deutlich anspruchsvoller als viele andere Bands des Genres. Auch jenseits des Vogelweide-Covers findet sich textlich mehr Tiefgang als beim Bierhumpen-Metal mancher Party-Wikinger.
Zusammen mit dem teils sehr ruhigen Klangbild macht das „Seelenheim“ zu einer CD, die sicher nicht auf das reine Feier-Publikum abzielt. Dementsprechend stehen bei „Seelenheim“ nicht der schnelle Refrain oder die Ohrwurm-Melodie im Vordergrund. Das ist weder gut noch schlecht und auch die reinen Unterhaltungs-Bands haben ganz sicher ihre Berechtigung. Man sollte sich aber bewusst machen, dass Surturs Lohe eben etwas schwerere Kost servieren und nicht mit falschen Erwartungen an das Album herangehen.
Umgesetzt haben Surturs Lohe ihr Album jedenfalls wirklich gut. Zwar hört man gerade bei vielen Klangspuren übereinander manchmal heraus, dass es sich hier um keine Hochglanz-Produktion handelt. Die musikalischen Fertigkeiten der Band, die Melodieführung und auch die Atmosphäre des Albums sind aber durchgehend gelungen. Wer auch komplexerem Pagan Metal zugetan ist und es nicht auf ständige Ohrwurm-Refrains abgesehen hat, der macht mit dem Album der Thüringer nichts falsch.
Fazit
Ein interessantes und vor allem sehr vielseitiges Album der anspruchsvolleren Sorte.
Punkte: 8 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de