Lotus Thief aus San Francisco haben kürzlich ihr zweites Album “Gramarye” veröffentlicht. Vom Plattenlabel wird es als eine Mischung aus Post Black Metal, Space Rock und Ambient angekündigt.
Was dahinter steckt erfahrt ihr in dieser Rezension.
“Gramarye” enthält fünf Lieder mit einer Gesamtspielzeit von rund 43 Minuten. Markenzeichen des Albums sind der weibliche, gern auch zweistimmige Gesang, eine diffuse elektronische Komponente im Hintergrund und eine atmosphärische Ausrichtung.
Als Fundament dient dabei ein Rock- beziehungsweise Metal-Klangbild. In welche Richtung das genau ausschlägt, ist teilweise recht unterschiedlich. Mal fahren die Gitarren mit eisigen Riffs ein sehr kaltes Klangbild auf, das an Post Metal erinnert. Mal geht der Sound mit lauschigem Rock aber auch in sehr warme Klangfarben über.
Der Pressetext beschreibt dieses Konzept also als eine Mischung aus Post Black Metal, Space Rock und Ambient. Black Metal ist dabei doch ein bisschen weit hergeholt. Es kommen zwar hin und wieder auch Blastbeats vor, gutturaler Gesang beschränkt sich hingegen auf ganz wenige Momente und in diesen auch nur auf den Hintergrund.
Space Rock ist dagegen ganz und gar nicht übertrieben. Die diffusen elektronischen Spuren im Hintergrund sind auf “Gramarye” fast durchgehend präsent und werden zu einem der Herausstellungsmerkmale des Albums. Von ihrem Klang her wirken sie immer schwebend und abgedreht.
Ich selbst würde “Gramarye” wohl schlicht als Post Rock oder elektronisch unterfütterten Artrock bezeichnen. Der Rockmusik sind Lotus Thief jedenfalls deutlich näher als dem Metal. Ihr sehr eigener Sound weiß dabei durchaus zu gefallen, auch wenn die Übergänge zwischen harten und weichen Passagen mitunter etwas abrupt wirken.
Gut ist an “Gramarye” nicht zuletzt wie abwechslungsreich das Album trotz seiner nur fünf Lieder geworden ist. Die Songs decken ein recht breites Klangspektrum ab, das von kalten Gitarrenwänden und Passagen mit ordentlichem Vortrieb bis hin zu warmen Klangstrukturen und einem gemächlich dahinwabernden Sound reicht.
Hin und wieder ist dabei sogar Raum für einige experimentelle Ansätze. In “Circe” sorgen zum Beispiel Zupfinstrumente für einen je nach Assoziation orientalischen oder meditativen Touch.
Die Spielfertigkeiten sind dabei nicht wirklich besonders, auf Soloeinlagen oder dergleichen sollte man also nicht hoffen. Auch serviert “Gramarye” keine großen Ohrwurm-Einlagen. Um solche Aspekte geht es auf dem Album aber auch gar nicht. Im Vordergrund steht die besondere Atmosphäre und der sehr eigene Sound der Band. Beides ist zweifellos gelungen.
Fazit
Ein hörenswertes Album für alle Fans außergewöhnlicher Rockmusik.
Punkte: 7.5 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de