The Agonist – Five

Die kanadische Band The Agonist steht musikalisch irgendwo zwischen Metalcore und Melodic Death Metal. Vor allem in Nordamerika ist die Gruppe damit seit Jahren erfolgreich. 2014 waren The Agonist dann auch international in aller Munde als ihre Sängerin Alissa White-Gluz die Band verließ und bei Arch Enemy einstieg.

Mit der neuen Sängerin Vicky Psarakis an Bord veröffentlichten The Agonist im Jahr darauf das Album „Eye Of Providence“. Nun steht das zweite Album mit der neuen Besetzung in den Regalen. Es trägt den Titel „Five“ und ist heute erschienen. Hier erfahrt ihr mehr darüber.

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„Five“ enthält 14 Lieder mit einer Gesamtspielzeit von rund 57 Minuten. Das letzte Stück, ein Cover des Hozier-Songs „Take Me to Church“, ist als Bonus-Stück gekennzeichnet und ist daher wahrscheinlich nur auf der Erstauflage des Albums enthalten. Auch ohne das Bonus-Stück ist „Five“ aber zweifellos umfangreich.

Die Texte der Lieder sind durchgehend Englisch. Das ist nicht so selbstverständlich wie es sich anhört, denn The Agonist kommen aus Québec, dem französischsprachigen Teil Kanadas. Inhaltlich fallen die Texte durchaus auch mal tiefgründiger aus, was man auch in der Vergangenheit schon von der Band gewohnt war.

Der Sound läuft dagegen nicht immer in gewohnten Bahnen ab. Die grundsätzliche Ausrichtung erscheint dabei auf den ersten Blick noch unverändert. So setzen The Agonist auf ihren bewährten Wechsel aus Klar- und Scream-Gesang und schwanken instrumental zwischen Metalcore und klassischem Melodic Death Metal hin und her.

So weit so bekannt, doch das war lange nicht alles. „Five“ fällt nämlich insgesamt deutlich weicher aus als die frühen Werke der Band und geht streckenweise stark in Richtung Alternative Rock. Das Stück „The Ocean“ ist dafür das Paradebeispiel. Es klingt nicht nur deutlich weicher als die meisten bisherigen Lieder der Band, sondern setzt auch auf die Rhythmik von Rockmusik und verzichtet komplett auf Scream-Gesang.

Lasst es euch noch einmal auf der Zunge zergehen: Das ganze Lied über wird nur klar gesungen und auch das Klangbild hat eigentlich nichts mehr mit Metal zu tun. „Five“ wird durch solche Lieder im Kontrast zu den Metal-Stücken natürlich sehr vielseitig, ob alle Fans begeistert sein werden wage ich aber zu bezweifeln.

Ein bisschen muss ich da an In This Moment denken. Deren Wandlung vom Metalcore hin zur Rockmusik stieß bei vielen Fans nicht gerade auf Freudenschreie. Einen ganz so gravierenden Stilbruch wie In This Moment legen The Agonist aber nicht hin. Im Gegensatz zu den US-Amerikanern hören The Agonist für den Rock ja nicht mit dem Metal auf, sondern nehmen diesen als zusätzliche Facette in ihre Musik mit auf.

Wie hat die Band das alles nun aber umgesetzt? Technisch gibt es zunächst nichts auszusetzen. Die Lieder sind durchgehend gut gespielt, auch einige Soloeinlagen sind mit von der Partie. Produktionstechnisch ist das Album sauber und voll auf der Höhe der Zeit. Auch Sängerin Vicky Psarakis macht ihre Sache gut und gefällt vor allem mit ihrer großen stimmlichen Bandbreite.

Das Problem des Albums ist ein anderes. Die Songs sind einfach nicht so richtig gut. Alle Lieder gehen irgendwie ohne großes Aufsehen ins Ohr, packen einen aber nicht wirklich. Wenn ich an einige Stücke aus den frühen Jahren von The Agonist zurückdenke, kann „Five“ da schlicht und einfach nicht mithalten. Die Lieder sind nicht schlecht, um Himmels Willen, aber eben selten mehr als guter Durchschnitt.

Ausgerechnet das Cover von „Take Me to Church“ zeigt wie es gehen könnte. Das wirklich gelungene Cover stellt unter Beweis welches Potenzial in der Band steckt, wenn die gelungenen Spielfertigkeiten der Band und der überzeugende Gesang von Vicky Psarakis auf ein richtig gutes Songwriting treffen. Das ist auf „Five“ nur leider die meiste Zeit über nicht der Fall.

Fazit

„Five“ ist abwechslungsreich und technisch gut, vom Songwriting her dagegen ziemlich unspektakulär. Insgesamt ist das Album damit ordentlich, knüpft aber nicht an die Bestmarken von The Agonist an.

Punkte: 6.5 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de