Die deutsche Dark-Metal-Band Bethlehem war in den 25 Jahren ihres Schaffens mal mehr und mal weniger aktiv. In ihrem Genre gehört die Gruppe zu den ältesten noch bestehenden Bands.
Zum 25-jährigen Jubiläum veröffentlichen Bethlehem nun ein Album, das schlicht den Namen der Band trägt. Musikalisch wird es als Rückgriff auf ihren am Black Metal orienteirten Sound der mittleren und späten 90er-Jahre angekündigt.
“Bethlehem” erscheint am 2. Dezember. In dieser Rezension erfahrt ihr mehr über das Album.
“Bethlehem” enthält zehn Lieder mit einer Gesamtspielzeit von rund 50 Minuten. Es gibt das Album auch als Boxset, das eine zweite CD mit vier zusätzlichen Liedern enthält. Gegenstand dieser Rezension ist ausschließlich die Standart-Variante des Albums.
Der Sound des Albums steht wie angekündigt dem Black Metal recht nahe – zumindest phasenweise. In diesen Phasen herrscht ein kaltes, gitarrenlastiges Klangbild vor, das sehr ordentlichen Vortrieb hat und von Blastbeats flankiert wird.
Doch nicht das ganze Album orientiert sich so stark am Black Metal. Es gibt auch diverse Midtempo-Stücke ganz ohne Blastbeats (“Arg tot frohlockt kein Kind”) und sogar sehr ruhige, sich langsam aufbauende Lieder (“Kynokephale Freuden im Sumpfleben”).
Insgesamt fällt der Sound auf “Bethlehem” also durchaus abwechslungsreich aus. Von den Instrumenten her bleibt die Band dabei jedoch meistens bei Gitarre, Bass und Schlagzeug. Nur hin und wieder erhält das Klangbild eine Begleitung durch Klavier oder diffuse Elektronik.
Als verbindendes Element, das sowohl in den ruhigen als auch den harten Stücken relativ gleich bleibt, dient der Gesang. Der fällt wirklich extrem aus und ist dementsprechend markant.
So wird durchgehend ebenso kraftvoll wie verzerrt gesungen. Die Gesangsstimme springt dabei frei zwischen Growl und Scream hin und her. Mitunter wirkt der Gesang auch weniger wie klassischer Gutturalgesang, sondern eher wie extrem verzerrter Klargesang. Jedenfalls ist die Singstimme das Element, das auf dem Album den größten Wiedererkennungswert hat.
Die Texte werden dabei durchgehend in deutscher Sprache gesungen und sind, naja, ziemlich speziell. Liedtitel wie “Verderbnisheilung im sterbend’ Mahr” oder “Verdammnis straft gezügeltes Aas” lassen schon erahnen, dass die Lyrik des Albums schwer greifbar ist.
Man kann sich nicht ganz sicher sein: Ist das, was oft wie eine wahllose Aneinanderreihung sperriger Begriffe wirkt, künstlerisch zu interpretieren? Findet hier eine Überzeichnung statt wie bei Eisregen? Gar eine Parodie? Oder ist das wirklich ernst gemeint?
Spätestens wenn bei “Gängel Gängel Gang” irgendwelche Reime zu verrücktem Gelächter erklingen, stellt man sich die Frage, welche Substanzen im Entstehungsprozess des Albums wohl eine Rolle gespielt haben mögen.
Doch nun zur musikalischen Essenz des Albums: Die ist eigentlich ziemlich unspektakulär. Bethlehem zeigen keine überdurchschnittlichen Spielfertigkeiten. Auch das Songwriting ist eher zweckdienlich und wartet nicht mit Ohrwürmern oder einer besonderen Melodieführung auf. Die Strophen der Lieder bleiben oft etwas farblos.
Streng auf das musikalische heruntergebrochen ist “Bethlehem” also Durchschnitt, mehr aber auch nicht. Seinen Reiz enthält das Album stattdessen durch das hohe Maß an Unkonventionalität und den insgesamt etwas abgedrehten Eindruck.
Neben dem extremen, sehr markanten Gesang und den nicht alltäglichen Texten tragen hierzu auch einige besondere Momente bei, die hier und da zu finden sind. In “Kalt’ Ritt in leicht faltiger Leere” verstummt zum Beispiel mal die eigentliche Melodie. Zu wenigen Klavier-Sprenklern scheint sich der Gesang dann wirklich die Seele auszuhauchen. Solche Momente bleiben in Erinnerung, auch wenn die Melodien und Refrains des Albums dies nicht tun.
Fazit
Rein musikalisch ist “Bethlehem” nichts Besonderes. Durch die teils unkonventionelle Herangehensweise und den nicht alltäglichen Stil können Genre-Fans dennoch den einen oder anderen Durchlauf wagen.
Punkte: 6.5 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de