Fjoergyn – Lucifer Es

Die stilübergreifende Metal-Band Fjoergyn veröffentlicht am 24. Februar ihr neues Album “Lucifer Es”. Für die Gruppe aus Thüringen handelt es sich dabei um das fünfte Studioalbum.

Wie es sich anhört erfahrt ihr in dieser Rezension.

“Lucifer Es” hat eine Gesamtspielzeit von einer vollen Stunde und fällt damit ziemlich umfangreich aus. Die deutschsprachigen Texte des Albums tragen durchaus poetische Züge.

Vom Sound her zeigen sich Fjoergyn gewohnt komplex. Ihr Klangbild bedient sich an der Rockmusik ebenso wie an verschiedenen Metal-Genres. Ruhige, sphärische Post-Rock-Klänge sind genauso vertreten wie offensive Metal-Passagen, in denen sogar Blastbeats zum Einsatz kommen. In den härtesten Momenten liegt der Black Metal nicht fern.

Hin und wieder wird das Spieltempo aber auch in einer fast schon an Doom Metal erinnernden Weise heruntergedrosselt. Sehr schnelle und sehr langsame, sehr harte und sehr zurückgenommene Abschnitte wechseln sich dabei gerne auch innerhalb der einzelnen Lieder ab.

Im Gegensatz zu Fjoergyns letztem Album “Monument Ende” von 2013 fallen auf “Lucifer Es” die Einflüsse der klassischen Musik kaum noch ins Gewicht. Anstatt Flöte oder orchestralem Bombast tauchen im Hintergrund nun vor allem Synthesizer-Spuren auf. Die geben dem Sound von Fjoergyn mitunter einen surrealen Unterton oder einen sakralen Beigeschmack.

Akustikinstrumente wie die Akustikgitarre im Titelstück “Lucifer Es” sind dagegen rar geworden, Streichinstrumente wie auf “Monument Ende” findet man auf dem neuen Fjoergyn-Album nur noch sehr selten.

Der Gesang ist gewohnt vielseitig und pendelt zwischen Klar- und Growl-Gesang. Hin und wieder findet auch ein gesprochener Textvortrag satt.

Der vielseitige und an Einflüssen reiche Sound von Fjoergyn ist insgesamt stilistisch sehr eigen. Was hier dargeboten wird, hört man so nicht alle Tage. Der Sound von Fjoergyn wirkt atmosphärisch, experimentell und hat großen Wiedererkennungswert.

In dieser Nonkonformität liegt auch die größte Stärke des Albums. Dass “Lucifer Es” ungewöhnlich ist, hört man in jedem Lied aufs Neue. Jenseits dieses großen Herausstellungsmerkmals offenbart das Album aber auch Schwächen.

So ist “Lucifer Es” durchaus anspruchsvoll – um nicht zu sagen schwergängig. Zwar waren Fjoergyn nie eine Band mit großen Hit-Ambitionen, in Sachen Songwriting hätten die Thüringer hier aber ruhig eine Schippe drauflegen können. Eingängige Melodien oder Refrains, mit denen manch andere Band ihre Musik trotz einiger Komplexität zugänglich macht, sind auf “Lucifer Es” kaum zu finden.

“Lucifer Es” bietet damit zwar ein interessantes, aber streckenweise auch ein anstrengendes Hörerlebnis. Etwas mehr ginge auch noch bei den Spielfertigkeiten. Zwar zeigt die Band gerade in den Instrumentalpassagen auch mal einiges an Spielfreude, dieses Niveau wird aber nicht durchgehend gehalten. So bleibt das Riffing in vielen Strophen unspektakulär und wirkt wenig inspiriert.

Fazit

“Lucifer Es” ist ungewöhnlich und stilistisch interessant, zeigt sich in Sachen Songwriting und Spielfertigkeiten aber nur gut durchschnittlich.

Punkte: 6.5 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de