Die österreichische Post-Black-Metal-Band Anomalie wurde 2011 von Christian Brauch alias Marrok ins Leben gerufen. Erfahrungen im Genre hatte der Musiker da schon gesammelt, war er doch bereits bei Harakiri For The Sky tätig.
Anomalie, die mittlerweile über ein vollständiges Lineup verfügen, bringen nun am 17. März ihr drittes Album “Visions” heraus. Wissenswertes darüber erfahrt ihr in dieser Rezension.
“Visions” enthält sieben Lieder mit einer Gesamtspielzeit von rund 51 Minuten. Die Liedsprache des Albums ist Englisch.
Wie die Verortung der Band im Post Black Metal schon erahnen lässt, gehören Anomalie zu den komplexeren und durchaus auch anspruchsvolleren Black-Metal-Bands. Schiere Härte steht auf ihrem Album daher ebenso wenig im Vordergrund wie Headbang-Passagen.
Stattdessen liefern die Österreicher ihren Fans einen vielschichtigen, voll auf Atmosphäre ausgelegten Sound. Das Klangbild wird dabei sehr melodisch gehalten und in recht kalten Klangfarben gezeichnet. Neben den üblichen Metal-Instrumenten wird oft auch eine Akustikgitarre verwendet, seltener ist auch ein Klavier zu hören. Mit Synthesizern oder dergleichen halten sich Anomalie dagegen konsequent zurück.
Der Gesang von Frontmann Marrok bewegt sich grundsätzlich im Scream, ist aber nicht extrem verzerrt und wirkt für die Verhältnisse des Genres vergleichsweise verständlich. Gerne setzen Anomalie auch mehrstimmige Passagen ein. Hin und wieder ist auch ein gesprochener Textvortrag zu vernehmen, vereinzelt auch echter Klargesang (“White Forest”).
Auffallend ist zudem die hohe klangliche Bandbreite von “Visions”. Anomalie haben ihr Album wirklich abwechslungsreich gestaltet und gehen mit ihrem Stücken in mitunter recht unterschiedliche Richtungen. Während “A Monument” zum Beispiel langsam, getragen und schwer beginnt und fast schon ein Hauch von Doom Metal aus den Boxen dringt, hämmert “The Wanderer” dem Hörer wahre Blastbeat-Wände entgegen.
Umgesetzt haben Anomalie ihr Album sehr souverän. “Visions” ist nicht nur spielerisch und produktionstechnisch auf der Höhe der Zeit, es überzeugt auch durch sein gelungenes Songwriting. Ein durchgehend gutes Riffing nimmt den Hörer für sich ein und sorgt dafür, dass das Album trotz seines künstlerischen Anspruchs nicht unzugänglich wird.
Vom nennen wir es mal Ohrwurm-Faktor her mag “Visions” dabei nicht die Bestmarke von Anomalie sein. Wenn man zum Beispiel an “Refugium” zurückdenkt, das Titelstück des vorherigen Anomalie-Albums, dann war das mit seiner genialen Hook noch ein Stück mitreißender als das jetzt auf “Visions” der Fall ist.
Der Atmosphäre von “Visions” tut das aber keinen Abbruch, denn die ist absolut gelungen und zu jeder Zeit dicht. Dafür sorgt neben den guten Spielfertigkeiten und dem hohen Maß an Abwechslungsreichtum gerade auch das kalte, immer stimmungsvolle Riffing. Zusätzlich tragen zur Atmosphäre außerdem einzelne besondere Momente bei, beispielsweise das leicht surreale Intro von “A Monument”, die mutmaßlich auf Latein gehaltene Passage von “Towards The Sun” oder der Abschluss von “Illumination” mit Klavier und Windgeräuschen.
Fazit
Ein atmosphärisches Black-Metal-Album der anspruchsvolleren Sorte.
Punkte: 8 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de