Mr. Hurley & Die Pulveraffen sind eine bestens gelaunte Folk-Band, die regelmäßig die Wackinger Stage des Wacken Open Airs unsicher machen. Die Festlandpiraten aus Osnabrück bringen nun ihr neues Album heraus.
Es trägt den Titel „Tortuga“ und erscheint am heutigen Freitag. In dieser Rezension erfahrt ihr mehr darüber.
„Tortuga“ enthält 18 Tracks mit einer Gesamtspielzeit von einer vollen Stunde. Vier der Tacks sind keine Lieder, sondern eine Art kleines Hörspiel – doch dazu später mehr. Das letzte Stück „Blau Wie Das Meer“ ist als Bonus gekennzeichnet und daher wohl nicht auf jeder Auflage des Albums enthalten. Selbst ohne das Lied ist „Tortuga“ aber noch mehr als umfangreich.
Das Album enthält heiter-schwungvolle Folklore, die stets in deutscher Sprache dargeboten wird. Die Lieder von Mr. Hurley & Die Pulveraffen spiegeln voll und ganz das Piraten-Konzept wieder, dem sich die Band verschrieben hat. Jedes, aber auch wirklich jedes Stück dreht sich irgendwie um die (idealisierte) Welt der Freibeuter.
Am Cover des Albums kann man schon erahnen, dass die bunte Truppe dabei nicht ganz ernst zu nehmen ist. Bei den Pulveraffen stehen die Zeichen vielleicht nicht ganz so sehr auf Kindergeburtstag wie bei Feuerschwanz, der humoristische Aspekt steht bei der Band aber ganz weit vorne. Wäre die Band ein Pirat, dann sicher nicht Klaus Störtebeker sondern eher Guybrush Threepwood – der glücklose Freibeuter aus der Computerspielereihe Monkey Island.
Meist geht es auf „Tortuga“ also um irgendwelche Inseln, feucht-fröhliche Piraten oder sonstigen Schabernack. „Ich Kanone Dich Nicht Leben“ ist zum Beispiel ein schunkeliges Seemannslied, in dem aber nicht etwa eine holde Dame besungen wird, sondern das gusseiserne Bordgeschütz.
Nur sehr selten werden Mr. Hurley & Die Pulveraffen auch mal ernst – und selbst dann bleiben sie in ihrer Piraten-Rolle. Ich meine damit „Der Haifisch“, das eine Art in Piraten-Metaphern gehaltenes Statement gegen Fremdenfeindlichkeit ist. Das mit dem weißen Hai, der die bunten Fische nicht möchte, kann man ein bisschen platt finden – die Haltung der Band kommt aber gut herüber.
Doch nun zum Hörspiel, das ich eingangs erwähnt habe: „Blakes Landgang“ Teil 1 bis 4 sind kurze Hörspiel-Schnipsel, die hin und wieder eingestreut werden und von einem Kapitän und seinem Besuch auf Tortuga erzählen. Ist auf jeden Fall originell und passt auf das Album!
Vom Sound her bieten Mr. Hurley & Die Pulveraffen einen ziemlich lockeren Folk-Sound, der vor allem auf Akustikgitarre und Akkordeon aufbaut. Andere Instrumente kommen zwar in durchaus anständiger Zahl vor, nehmen dann aber meist nur eine begleitende Rolle ein. Die Intonation bleibt insgesamt doch recht gleich, wirklich neue Elemente (wie der Kinderchor in „Schlechtes Vorbild“) sind die Ausnahme. Andere Bands bieten da etwas mehr Abwechslung.
Wirklich überzeugen können Mr. Hurley & Die Pulveraffen dagegen mit einem gelungenen und zu jeder Zeit eingängigen Songwriting. Dieses trägt die stimmungsvolle Ausrichtung des Albums vollends mit und lädt die Hörer zum Mitsingen ein. Klar, die Piraten-Band ist keine professionelle Hit-Maschine wie die bekannten Mittelalter-Rock-Bands und liefert auch von den Spielfertigkeiten her nicht das Niveau dieser Berufsmusiker.
In ihrem Genre zeigen sich Mr. Hurley & Die Pulveraffen aber wirklich souverän. „Tortuga“ mag rein musikalisch nicht die nächste Sensation sein, ist aber sympathisch, kurzweilig und eingängig. Mehr braucht es für eine gute Laune machende Piraten-Band gar nicht!
Fazit
Mr. Hurley & Die Pulveraffen sind eine kleine, bunte Band, die unterhaltsamen Folk im Piraten-Gewand liefert. Nicht mehr als das, aber auch nicht weniger. Wer sich von ihrem Humor und ihrem augenzwinkernden Konzept angesprochen fühlt, erhält hier ein hörenswertes und spaßiges Album.
Punkte: 7.5 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de