Grai („Rabenschrei“) sind eine Folk-Metal-Band aus der russischen Teilrepublik Tatarstan. Die Gruppe ist seit über zehn Jahren aktiv und hat bereits drei Alben veröffentlicht.
Über ihre Heimat hinaus sind Grai dennoch kaum bekannt. Mit ihrem neuen Album „Ashes“ könnte sich das nun ändern, denn einem deutschen Plattenlabel sei Dank wird es auch hierzulande vertrieben. Erscheinungstermin ist der 1. Dezember.
„Ashes“ kommt mit einem Intro und zehn Liedern auf eine Gesamtspielzeit von 49 Minuten. Unter den zehn Liedern befindet sich mit „… Pir Threontai“ ein Cover der griechischen Metal-Band Rotting Christ, die restlichen Lieder stammen von Grai selbst.
Die Liedsprache von „Ashes“ ist durchgehend Russisch – sogar im Cover von Rotting Christ. Was für ein Glück, dass neben den russischen Liedtiteln auf der Rückseite der CD-Hülle auch deren englische Übersetzung angegeben wird. Eine Übersetzung der Liedtexte gibt es hingegen nicht, das gesamte Booklet ist in kyrillischer Schrift gehalten. Worüber Grai singen kann ich euch also nicht sagen, der Pressetext spricht vage von Liedern über die Vergangenheit, die Liebe und das Leben.
Doch nun zur Musik: Grai bieten einen melodischen Folk-Metal-Sound im mittleren Spieltempo. Der Folk-Anteil kommt ganz überwiegend durch Flöten zur Geltung. Nur hin und wieder stoßen auch andere Folk-Instrumente wie Maultrommel oder Dudelsack hinzu.
Am Mikrofon gibt weiblicher Klargesang den Ton an. Gelegentlich wird der weibliche Gesang durch sehr tiefe Growls ergänzt, was einen starken Kontrast ergibt. Männlicher Klargesang ist hingegen nur sehr vereinzelt zu hören („Fortress“).
Obwohl wie erwähnt auch Growl-Gesang vorkommt, ist der Sound von Grai nie wirklich hart. Der Growl-Gesang bleibt das einzige Stilelement, das die Band aus härteren Metal-Genres entliehen hat. Insgesamt ist ihr Klangbild eher weich und immer sehr melodisch.
Der weibliche Gesang auf „Ashes“ ist nicht nur schön, sondern auch sehr charakteristisch. So ist es dann auch der Gesang, der die Musik von Grai am meisten prägt. Hervorzuheben sind die mehrstimmigen Passagen, bei denen Flötistin Aliya in den Gesang von Frontfrau Irina mit einstimmt. Hier kommt das slawische beziehungsweise osteuropäische Flair in der Musik von Grai am stärksten zum Tragen.
Technisch und spielerisch sind die Russen gut, waghalsige Soli oder dergleichen sollte man von „Ashes“ aber nicht erwarten. Das Songwriting des Albums ist guter Durchschnitt, viel mehr aber auch nicht. So sind die Lieder stimmig und gut hörbar, hier und da treten aber auch noch Längen auf. Wirkliche Ohrwürmer hat das Album jedenfalls nicht zu bieten, da fallen die meisten westlichen Bands dann doch ein Stück eingängiger aus. „Ashes“ punktet aber ohnehin nicht mit Hit-Potenzial, sondern mit seinem eigenen Stil und dem hierzulande nicht alltäglichen Flair.
Fazit
„Ashes“ ist kein Pflichtkauf, für Freunde von Folk Metal abseits ausgetretener Pfade aber auf jeden Fall entdeckenswert.
Punkte: 7 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de