Bloodbark ist der Name einer noch neuen, bisher praktisch unbekannten Black-Metal-Band. Die Gruppe ist komplett anonym. Weder ist bekannt wer hinter der Band steckt, noch woher diese kommt oder wie viele Mitglieder sie überhaupt hat.
Die Geheimniskrämer haben sich atmosphärischen, stimmungsvollen Black Metal auf die Fahnen geschrieben. Ihr Debütalbum „Bonebranches“ ist bereits seit Januar als Download erhältlich und erscheint nun am 15. Juni auch auf CD.
„Bonebranches“, das als CD auf 500 Exemplare limitiert ist, enthält lediglich drei Lieder. Die Stücke sind jedoch elf bis 18 Minuten lang, wodurch das Album trotzdem eine Gesamtspielzeit von rund 40 Minuten erreicht. Richtig üppig ist das nicht, aber natürlich länger als man es bei nur drei Liedern zunächst erwarten würde.
Gesungen wird auf dem Album auf Englisch – wenn denn überhaupt gesungen wird. Auf „Bonebranches“ nehmen nämlich lange Instrumentalpassagen eine durchaus tragende Rolle ein. Wenn der Gesang zu hören ist, dann als Scream, der von weit aus dem Hintergrund hervor zu dringen scheint. Mich persönlich erinnert der Gesang etwas an Summoning, auch wenn er dort noch verzerrter ist.
Vom instrumentalen Klangbild her sind Bloodbark eine eher ruhige und schwelgerische, nicht auf Härte ausgelegte Band. Die Spielgeschwindigkeit ist meistens recht gemächlich. Schnellere Abschnitte und Blastbeats kommen zwar vor, diese stehen jedoch keinesfalls im Vordergrund. Wer einfach eine Platte zum Headbangen sucht, ist hier also sicher falsch.
Bloodbark zeigen sich auf ihrem Album mit einem sehr verträumten, atmosphärischen Sound, der immer melodisch gestaltet ist. Inhaltlich handelt es sich um eine der naturverbundenen Bands, die schlicht Natur mit Musik verbinden wollen.
Lasst mich kurz im einzelnen auf die drei Lieder eingehen: „Eyeless Winter“ startet mit Klavier und (mit Sicherheit elektronisch erzeugten) Streichern, geht dann aber rasch in ein langsam dahintrabendes Black-Metal-Klangbild über. Es werden sehr kalte Klangfarben verwendet, vor allem die eisigen Riffs sind hervorzuheben. Später kommen gelungen eingesetzte Chöre hinzu.
„Ferns and Roads“ ist das längste Stück des Albums. Es hat einen langsamen, vielschichtigen Aufbau, der nach knapp vier Minuten nahtlos in eine härtere, schnelle Passage mit Blastbeats übergeht. Erst nach fast fünf Minuten kommt auch der Gesang hinzu. Das ab hier recht klassische Black-Metal-Stück bringt im seinem Verlauf auch breite Hintergründe und orchestrale Epik mit ein und klingt schließlich in einem langen Instrumentalteil aus.
„As Wolves“ setzt auf ein ruhiges Metal-Fundament, auf dem sich dann ein gesprochener Textvortrag vor Chören und Klavier aufbaut. Die Melodie wird dabei teils auch von einer der klassischen Klangspuren getragen (eine mit Keyboard imitierte Geige oder ähnliches!?), die dazu in den Vordergrund dringt und ihre rein begleitende Rolle aufgibt. Nach fast acht Minuten dieses durchaus Gänsehaut versprechenden Klangbilds steigt dann auch der Scream-Gesang mit ein.
Wie soll man all das nun bewerten? Zunächst zeigt schon die Beschreibung der Lieder, dass die Band hier durchaus viel Abwechslungsreichtum geschaffen hat. Von Screams bis gesprochenem Textvortrag, von langsamen bis schwungvollen Passagen und von orchestraler Begleitung bis hin zu Chören fällt „Bonebranches“ sehr vielseitig aus. Natürlich muss man diesen Punkt aber insoweit einschränken, dass „Bonebranches“ kein besonders langes Album ist.
Von den Spielfertigkeiten her stehen Bloodbark mit ihrer sauberen Melodieführung und den eisigen Riffs gut dar. Wirkliche Soloeinlagen sollte man nicht erwarten, die haben andere Black-Metal-Bands mit einer vergleichbar anspruchsvollen Ausrichtung aber meistens auch nicht.
Das Songwriting ist gut und gerät – wenngleich das Genre natürlich nicht auf Hits ausgelegt ist – durchaus eingängig. Am wichtigsten ist auf so einem Album aber natürlich die Atmosphäre. Die ist Bloodbark durchgehend sehr gut gelungen. Das Klangbild ist stimmungsvoll, mal verträumt und mal episch, das Ambiente einnehmend und zu keinem Zeitpunkt aufgesetzt. Gerne mehr davon!
Fazit
Ein echter Geheimtipp für Freunde von atmosphärischem Black Metal.
Punkte: 8 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de