Ahnengrab – Schattenseiten

Ahnengrab aus Frankfurt (Oder) haben sich Pagan Black Metal auf die Fahnen geschrieben. Vor ein paar Jahren hatte die Band einige Live-Präsenz, zählt trotzdem aber nicht zu den wirklich bekannten Gruppen des Genres.

Das mag auch daran liegen, dass seit der Veröffentlichung ihres letzten Albums „Omen“ schon sechs Jahre vergangen sind. Die Schaffenspause ist nun aber vorbei, denn mit „Schattenseiten“ erscheint an diesem Freitag wieder ein neues Album der Brandenburger. Wie es geworden ist erfahrt ihr in dieser Rezension.

„Schattenseiten“ enthält zehn Lieder, darunter ein Instrumentalstück mit Akustikgitarre („…when paths separate“) und ein instrumentales Metal-Stück („Sternenmeer“). In den acht übrigen Liedern wird durchgehend auf Deutsch gesungen. Die Gesamtspielzeit des Albums liegt bei knapp einer Stunde.

Pagan Black Metal ist ein relativ dehnbarer Genre-Begriff, unter dessen Hut sich viel bringen lässt. Im Fall von Ahnengrab steht dahinter ein ziemlich geradliniger Metal-Sound, dem ein offensiver Gesang vorsteht, der sich frei zwischen Growl und Scream bewegt.

Mit geradlinig meine ich, dass das Klangbild ziemlich schnörkellos ist und auf Hintergründe und Füllstoff verzichtet. Hin und wieder findet eine Akustikgitarre ihren Weg in die Lieder, seltener auch mal ein Einwurf von Klargesang. Elektronik, Folklore-Instrumente oder dergleichen werden aber überhaupt nicht verwendet.

Der Sound von Ahnengrab ist melodisch und gar nicht so düster wie man es bei der Verortung der Band im Black Metal vielleicht vermuten würde. Im Gegenteil, gerade riffige und gitarrenlastige Stücke wie „K-37c“ sind stimmungsvoll und nutzen fast schon freundliche Klangfarben.

Trotz der geradlinigen, wenig ausschmückenden Herangehensweise von Ahnengrab ist „Schattenseiten“ durchaus abwechslungsreich geraten. Auch ohne Folk-Instrumente oder dergleichen schaffen Ahnengrab einen vielseitigen Sound, zu dem komplexer aufgebaute, ruhigere Stücke („Des Weltenend‘ Melancholie“) ebenso gehören wie echte Brecher mit Blastbeat-Wänden („Herbstbeginn“).

Das hohe Maß an Abwechslung gefällt und auch die Umsetzung sowohl der ruhigeren als auch der härteren Stücke ist durchaus atmosphärisch. In Sachen Spielfertigkeiten stehen Ahnengrab gut dar, wenngleich die Band dahingehend nicht zur ersten Riege des Genres gehört. Hervorzuheben sind die zwar nicht allzu häufigen, aber immer gelungenen Soloeinlagen. Der Gesang ist ebenfalls gut wenn auch nicht herausragend.

Vom Songwriting her gibt es auf dem Album Licht und Schatten. Es gibt einzelne Höhepunkte wie vor allem „Rad der Zeit“. Das wohl beste Lied des Albums ist richtig mitreißend und hat das Potenzial zum Ohrwurm. Dieses Niveau können Ahnengrab über die Dauer ihres Albums aber nicht halten. So bleibt von manch anderem Stück dann doch recht wenig hängen.

Insgesamt sind Ahnengrab in keiner Disziplin wirklich brillant, schaffen alles in allem aber ein gelungenes Album mit Ecken und Kanten, das nicht wie Stangenware klingt.

Fazit

„Schattenseiten“ ist weder Hit-Schleuder noch Hochglanzprodukt, dafür aber ein hörenswertes Album mit Charakter.

Punkte: 7 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de