„Das bisher beste Album von Thormesis.“ Das Fazit meiner Rezension zu „Trümmerfarben“ war Anfang 2017 ebenso kurz wie eindeutig.
Zwei Jahre später kehrt die Melodic-Black-Metal-Band nun mit dem Nachfolger zu „Trümmerfarben“ zurück. Das neue Werk ist das sechste Album von Thormesis und heißt schlicht „The Sixth“. Erscheinungsdatum ist der 8. März.
„The Sixth“ enthält sieben Lieder mit einer Gesamtspielzeit von 44 Minuten. Gesungen wird zum überwiegenden Teil auf Deutsch, teilweise – und das ist neu – aber auch auf Englisch.
Die deutschen Texte von Thormesis waren und sind gut und interpretationsoffen. Ob es die zusätzlichen englischen Texte unbedingt gebraucht hätte, sei also dahingestellt. Sie machen das Album aber auch nicht schlechter.
Musikalisch bieten Thormesis melodischen, gitarrenlastigen Black Metal. Der Sound wird durch einen harschen, gut umgesetzten Scream-Gesang gekennzeichnet. Dem Scream steht teils auch Klargesang zur Seite, der auf „The Sixth“ wieder eine etwas größere Rolle spielt.
Neben den Metal-Instrumenten findet häufig auch ein Klavier Verwendung, das mal die Hintergrundbegleitung macht, mal aber auch aktiv im Vordergrund die Melodie mitträgt. Die Lieder auf „The Sixth“ sind gewohnt vielschichtig aufgebaut. Gleichzeitig ist das neue Album das bisher vielleicht abwechslungsreichste von Thormesis.
Klavier und Klargesang sind nur die zwei offensichtlichsten von vielen Elementen, die auf dem Album für Variation sorgen. Zu nennen ist auch das oft wechselnde Spieltempo, das schnelle, nahe am Black Metal stehende Passagen genauso zulässt wie eher rockige Abschnitte in mittlerer Spielgeschwindigkeit.
Das Klangbild an sich wirkt immer sehr voll. Der eher hohe, wie erwähnt auf die Gitarren ausgerichtete Sound nutzt dabei oft kalte Klangfarben. Manchmal gibt es jedoch aber auch erbauliche, fast schon heroische Momente („Lichtermeer“).
Kein Zweifel: Thormesis gehören zu den künstlerisch anspruchsvollen Bands des Black-Metal-Genres. Die vier Musiker pflegen einen durchaus komplexen Sound, der auf die Atmosphäre ausgelegt ist. Umgesetzt haben sie dieses Konzept auf „The Sixth“ wirklich gut.
Thormesis bieten ihren Fans hier ein atmosphärisches, vielseitiges Album, auf dem es einiges zu entdecken gibt. Die recht unterschiedlichen Ausprägungen des Klangbilds stehen nie im Widerspruch zueinander, „The Sixth“ wirkt trotz der relativ hohen stilistischen Bandbreite immer stimmig.
Die Spielfertigkeiten sind dabei ebenfalls sauber, wenngleich die reine Technik hier nie im Vordergrund steht. Gelungen ist auch die Abmischung, allenfalls der Klargesang kommt hier und da etwas leise herüber.
Erwähnenswert ist auch, dass Thormesis trotz ihres vielfältigen, anspruchsvollen Konzepts ein recht griffiges Songwriting vorweisen können. Nicht alle, durchaus aber einige Lieder des Albums sind wirklich eingängig. Den größten „Hit-Faktor“ haben dabei rockige Stücke wie „Sonnen“. Trotz des künstlerischen Anspruchs bleibt „The Sixth“ damit zugänglich.
Fazit
Mit „The Sixth“ haben Thormesis das Niveau von „Trümmerfarben“ zweifellos gehalten.
Punkte: 8 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de