Die russische Folk-Band Moon Far Away gibt es schon seit 25 Jahren, außerhalb ihres Heimatlands ist die Gruppe bisher aber kaum bekannt.
Ihr kommendes Album „Athanor Eurasia“ wird nun aber auch bei uns erscheinen. Angekündigt wird das Werk als Mischung aus westlichem Neofolk und klassischer russischer Folklore.
Veröffentlichungstermin ist der 28. Juni.
„Athanor Eurasia“ wird in verschiedenen Versionen erhältlich sein. Wer möchte bekommt das Album als limitierte Schallplatte oder in einer nennen wir es mal Premium-Ausgabe mit Bonus-CD und hübschem Begleitbuch.
Die Rezension beschäftigt sich wie immer ausschließlich mit der Standard-Ausgabe des Albums. Auf dieser finden sich zehn Lieder mit einer Gesamtspielzeit von 51 Minuten. Das erste Stück „The Song Of The Five Lakes Watermill“ ist als einziges instrumental und kann auch als langes Intro verstanden werden.
Drei der Lieder sind in englischer, der große Rest in russischer Sprache verfasst. Zu den russischen Liedern liegen mir die Texte leider auch nur auf Russisch vor, ich kann also nichts zum Inhalt sagen. Laut Pressetext basieren einige davon aber zumindest lose auf russischen Volksliedern. Die Texte der drei englischen Lieder sind recht offen gehalten und metaphernreich. Es geht dabei nicht immer bloß um Natur und Mystik.
In „The Blank Flag Of The Europe“ wird zum Beispiel der Niedergang Europas besungen. Ihr eigenes Land nehmen Moon Far Away dabei übrigens nicht aus, sondern zählen es explizit dazu. So schließt das Lied mit „From Russian plains to mounts of Spain lies the Wasteland of the West“. Nochmal Glück gehabt, Portugal!
Musikalisch bieten Moon Far Away relativ ruhigen, zeitlosen Folk, der sich nicht an irgend einer Epoche festhält. Das instrumentale Klangbild basiert fast durchgehend auf Akustikgitarre und Perkussion beziehungsweise zurückhaltend eingesetztem Schlagzeug. Dieses Fundament wird durch wechselnde Folk-Instrumente ergänzt, so zum Beispiel Flöte oder etwas, das für mich nach Maultrommel klingt.
Dem instrumentalen Klangbild steht meist weiblicher, seltener männlicher Gesang vor. Der Gesang, der gerade nicht im Vordergrund steht, kommt oft als Begleitstimme im Hintergrund zum Einsatz. Singt die sehr ruhige Männerstimme zur Akustikgitarre, erinnert das mitunter an Bands wie Sol Invictus. Vielleicht ist es kein Zufall, dass deren Sänger Tony einen Gastauftritt im Stück „Celebrate!“ hat.
Die gesamte Inszenierung von „Athanor Eurasia“ ist äußert zurückhaltend angelegt. Verschiedene Stimmungen deuten sich in den Liedern allenfalls an. Das Klangbild schlägt nie greifbar in eine bestimmte Richtung aus, ist also weder explizit düster noch fröhlich.
Sowohl der defensive Einsatz von Instrumenten als auch der Gesang tragen diesen Eindruck mit. Oft wird nur mit sehr ruhiger, gedeckter Stimme gesungen. Stellenweise geht der Gesang nahezu in einen gesprochenen Textvortrag über.
Umgesetzt haben Moon Far Away ihr Konzept gut und durchaus hörenswert. Man sollte sich aber darüber im Klaren sein, dass es sich bei „Athanor Eurasia“ um ein leises Album handelt, das keine Ausrufezeichen setzt. Alles auf „Athanor Eurasia“ ist schön, stimmig und gut anzuhören. Nichts davon ist jedoch spektakulär oder allzu innovativ.
Die russische Band hat nicht die Vielfalt von Elane, nicht das spielerische Level von Corvus Corax und nicht die Hits von Rome. Dafür kreieren Moon Far Away mit der zurückhaltenden Machart ihrer Musik eine durchaus eigene Atmosphäre.
Öfter würde man sich die Momente wünschen, in denen Moon Far Away das klassische Songwriting verlassen und eigene Akzente setzen. So geschieht es in dem Stück „Polia, Vy Polia“, dem wohl stärksten Titel des Albums. In dem Lied fahren die Instrumente auf ein Minimum herunter. Vor einer nur noch hauchdünnen Gitarrenbegleitung bricht die Sängerin jedoch aus dem defensiven Konzept aus und zeigt ihre gesamte stimmliche Bandbreite. Wirklich gut, gerne mehr davon!
Fazit
„Athanor Eurasia“ ist ein ruhiges, bewusst zurückhaltend inszeniertes Album. Das Konzept ist interessant, wird mitunter aber etwas zu starr durchgezogen. Ein wenig mehr Kontur hätte es schon sein dürfen.
Was bleibt ist ein zwar nicht spektakuläres, aber dennoch hörenswertes Album für Fans des Genres.
Punkte: 7 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de