Unreqvited aus Kanada spielen Post Rock mit einer großen Portion Ambient und einer Prise Black Metal. Ihr kommendes Album „Mosaic II: la déteste et la détresse“ ist als geistiger Nachfolger des „Mosaic I“-Albums von 2018 angelegt.
„Mosaic II“ erscheint am 10. Januar. In dieser Rezension erfahrt ihr mehr darüber.
„Mosaic II“ enthält sieben Lieder. Es gibt auch eine Artbook-Version des Albums, die ein Lied mehr umfasst. Für die Rezension bleibe ich bei der regulären Version mit sieben Stücken, die es auf eine Gesamtspielzeit von 47 Minuten bringt.
Im Prinzip besteht das Album aus zwei Teilen. Zunächst gibt es vier „richtige“ Stücke, in denen Unreqvited die volle Bandbreite ihres Konzepts auffahren. Danach bringen die drei Lieder „Transience I“ bis „Transience III“ die volle Dröhnung Ambient und Noise.
Die vier „richtigen“ Lieder sind hoch unterschiedlich und mischen die verschiedenen Stilelemente von Unreqvited immer wieder durch. Das Fundament der Kanadier ist dabei melodischer, oft instrumentaler Post Rock. Dieser wird breit elektronisch ausgekleidet, manchmal aber auch von einem klassischen Klavier unterstützt. Für den (Black-)Metal-Anteil sorgen schließlich Blastbeats und textloser Scream-Gesang.
Gemeinsam ist den Liedern ein sehr breit aufgestelltes, sehr volles Klangbild. Darüber hinaus sind die Stücke aber durchaus unterschiedlich aufgebaut, lassen auch Raum für plötzliche Stimmungswechsel und brechen mitunter mit den Erwartungen.
„Nightfall“ beginnt mit Gitarre und Ambient-Elektronik. Im Hintergrund ist ein leiser gesprochener Textvortrag zu hören. Später kommt ein Klavier hinzu, die Riffs gehen in Richtung Metal und weit aus dem Hintergrund dringen die textlosen Screams nach vorne. Gegen Ende steigert sich das Klangbild sogar in Blastbeats hinein.
„Wasteland“ ist ein schnelles Lied und zweifellos näher am Metal als am Rock. Textlose Screams erklingen zu donnernden Blastbeats und einer dieses Mal orchestral anmutenden Elektronik. Für mich klingt es erst wie Ghost Bath mit mehr Synthesizern, später ist aber auch für ruhigere, verträumte Gitarrenpassagen Platz.
Völlig anders ist „Pale“. Es startet als ruhiges, mit sphärischer Elektronik unterfüttertes, instrumentales Rock-Stück. Später setzen Screams und Klavier mit ein, wobei das Midtempo aber nicht verlassen wird. In „Disorder“ klingt die Elektronik schließlich wie Choräle. Es fängt mit ruhigem Klavier an, endet schließlich aber im Blastbeat-Donner.
Die vier Lieder haben es richtig in sich. Unreqvited setzen aus den vielen unterschiedlichen Bausteinen einen anziehenden, atmosphärischen Sound mit Tiefgang zusammen. Das verträumte, komplexe Klangbild nimmt den anspruchsvollen Hörer ein und hält viele Facetten bereit, die es zu entdecken gilt. Was Unreqvited hier abliefern, ist ohne jeden Zweifel hörenswert.
Vom zweiten Teil des Albums kann man das leider nicht behaupten. „Transience I“ bis „Transience III“ setzen wie erwähnt vollständig auf Ambient beziehungsweise Noise. Die drei Stücke sind also auf das reduziert, was in den anderen Liedern ein Element oder ein Teilaspekt ist.
„Transience I“ liefert anderthalb Minuten undefinierbare Hintergrundgeräusche. Danach gibt es tiefe Elektronik, die klingt als ob man ein altes Summoning-Intro genommen und auf Diät gesetzt hat. „Transience II“ besteht aus wenigen Klaviernoten und ist kaum weiter erwähnenswert. „Transience III“ bietet zum Abschluss dann fast fünf Minuten Noise, genauer gesagt Gitarren-Sound ohne erkennbare Melodiestruktur.
Man hätte sich „Transience I“ bis „Transience III“ ohne weiteres sparen können. Oder noch besser: Durch ein, zwei der vollwertigen Lieder ersetzen.
Fazit
Wer stilübergreifenden Post Rock oder experimentellen Black Metal mag, der findet auf „Mosaic II“ vier entdeckenswerte, nicht alltägliche Lieder vor. Insoweit lohnt sich das Album mit Sicherheit. Auf die drei Elektro- beziehungsweise Noise-Stücke hat dagegen wohl keiner gewartet.
Punkte: 7.5 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de