Sunken – Livslede

Sunken sind eine melodische Black-Metal-Band der anspruchsvolleren Sorte, deren Musik Anleihen an Post Rock und Shoegaze nimmt. Die Band ist seit einigen Jahren aktiv, bisher aber nur wenig bekannt.

Am 18. September veröffentlichen die Dänen ihr neues Album „Livslede“. Diese Rezension verrät euch mehr darüber.

„Livslede“ kommt mit einem Intro und vier langen Liedern auf eine Gesamtspielzeit von 43 Minuten. Die Texte befassen sich unter anderem mit Angststörungen und Hoffnungslosigkeit – manche Black-Metal-Klischees müssen ja auch erfüllt werden. Details dazu muss ich aber schuldig bleiben, denn die Texte sind alle auf Dänisch.

Die Themenauswahl mag auf „Livslede“ also klassisch Black Metal sein, der Sound ist dafür alles andere als klassisch. Sunken liefern ein modernes, melodisches und sehr auf die Atmosphäre getrimmtes Hörerlebnis.

Ihr vielschichtiger Sound zeichnet ein sehr volles, flächiges Klangbild. Die Lieder sind vielstimmig und verwoben aufgebaut, was von der Machart her an Shoegaze erinnert. Im Hintergrund agieren mitunter Chöre oder eine diffuse Elektronik, was die Klangdichte noch erhöht.

Typisch Black Metal sind eigentlich nur die Riffs, der Scream-Gesang und die Blastbeats. Die riesige Klangwand, die auf diesem Fundament aufgebaut wird, hat mit der sonst üblichen Kälte des Genres aber wenig gemein. Sunken schaffen ein organisches Klangbild, das für Black-Metal-Verhältnisse in geradezu warmen Klangfarben gehalten ist.

Ruhigere Passagen in den Liedern gehen mitunter auch in den Post-Rock über. Trotz der Rock- und Shoegaze-Anleihen und dem erstaunlich warmen Klangbild, bleibt „Livslede“ aber dennoch ein Black-Metal-Album.

Gemessen an der unkonventionellen Herangehensweise und dem durchaus vorhandenen Anspruch ist „Livslede“ ein geradezu hartes Album. Hörer dürfen sich auf eine oft hohe Spielgeschwindigkeit, viel Vortrieb und knackige Blastbeats freuen. Letztere sind nicht einmal auf die Instrumentalpassagen beschränkt. Die Blastbeats donnern sogar hinter Gesangspassagen.

Umgesetzt haben Sunken all das wirklich gut. „Livslede“ ist nicht nur sauber gespielt und produziert. Vor allem sind die Songs wirklich atmosphärisch dicht, fesselnd und vielseitig. Die Stücke gehen gut rein, laden zum Schwelgen ein und lassen dabei keine Längen aufkommen.

Natürlich geht es bei „Livslede“ nicht um den schnellen Refrain. Das zeigt allein schon das Ausmaß der Stücke, „Ensomhed“ ist als längstes der Lieder über zwölf Minuten lang. Wie erwähnt haben wir es hier mit einem durchaus anspruchsvollen Album zu tun, das keine Ohrwürmer liefert, sondern die Atmosphäre in den Vordergrund stellt – und das in gelungener, wirklich hörenswerter Art und Weise.

Doch zum Abschluss noch eine Überraschung: Nur drei der vier Lieder sind im beschriebenen Black-Metal-Stil gehalten. Das vierte Lied, „Delirium“, geht völlig andere Wege. Sunken liefern hier ein ruhiges, relativ reduziertes Post-Rock-Stück mit gesprochenem Textvortrag anstatt Metal-Gesang.

Es ist schon auffällig, wie deutlich sich das Lied von den drei Black-Metal-Stücken abgrenzt. Mit „Delirium“ fahren Sunken rund neun Minuten lang praktisch einen komplett anderen Stil. Wahrscheinlich findet das auf diesem recht kurzen Album nicht jeder sinnvoll. Manch einer hätte wohl lieber noch ein weiteres Black-Metal-Stück genommen. Hörenswert ist „Delirium“ aber allemal.

Fazit

Ein starkes, atmosphärisches Black-Metal-Album

Punkte: 8 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de