Ghøstkid (mit dem komischen ø, das man vielleicht von Fjørt her kennt) ist die neue Band des ehemaligen Eskimo Callboy-Sängers Sushi. Musikalisch wildert sein neues Projekt irgendwo zwischen stilübergreifender Metal-Musik und modernem Metalcore.
Gerade einmal neun Monate nach Sushis Ausstieg bei Eskimo Callboy steht nun bereits das Debütalbum von Ghøstkid in den Startlöchern. Es heißt schlicht “Ghøstkid” und erscheint am 13. November.
“Ghøstkid” enthält elf Lieder mit einer Gesamtspielzeit von 42 Minuten. Eigentlich sind es nur zehn Lieder, denn “This Is Hollywood” ist zwei Mal drauf. Ein Mal gibt es das Lied in Zusammenarbeit mit dem Rapper Timi Hendrix, ein Mal mit Johnny von Hollywood Undead. Die Texte des Albums sind durchgehend auf Englisch gehalten.
Eines nehme ich gleich vorweg: “Ghøstkid” ist ein enorm vielseitiges Album, das sehr unterschiedliche Stile in sich vereint. Das Grundgerüst pendelt dabei immer zwischen Metalcore und klassischem Metal.
Aus dem Metalcore stammt zum Beispiel das Wechselspiel zwischen Scream- und Klargesang, das Ghøstkid fast durchgehend betreiben. Anstatt normalem Klargesang kommt mitunter aber auch Sprechgesang beziehungsweise Rap zum Einsatz.
Das instrumentale Klangbild ist dagegen sehr sauber und oft klar strukturiert. Meistens steht es dem klassischen Metal näher als den Core-Genres. Elektronik kommt nur wenig zum Einsatz. Es gibt zwar schon elektronische Hintergründe. Im Gegensatz zu Eskimo Callboy findet man hier aber keine elektronischen Hooks, die die Melodie übernehmen würden.
Generell hat “Ghøstkid” musikalisch auffallend wenig mit Eskimo Callboy gemein. Von dem bunten, überdrehten Sound, der EC bekannt gemacht hat, ist Sushi mit seiner neuen Band weit entfernt. Das Klangbild von Ghøstkid ist durchgehend seriöser und ernster.
Auf diesem Fundament wird ein Großteil des Albums aufgebaut. Ghøstkid liefern dabei einen melodischen, durchaus eingängigen Sound, der eine große Bandbreite von hart bis weich bedient. Oft wechseln sich in einem Lied harte Refrains mit weichen Strophen ab – oder eben umgekehrt.
Lieder wie “Fool” und “Start A Fight” bleiben relativ nahe an diesem Grundkonzept und tauschen höchstens mal den Klargesang gegen Rap aus. “Sharks” klingt dagegen völlig anders. Es verzichtet nicht nur vollständig auf Screams, sondern nimmt in den Strophen auch noch fast komplett die Gitarren raus.
“This Is Hollywood” (das Lied, das zwei Mal drauf ist) geht ähnlich weit. Hier bestehen die Strophen nur noch aus Beats und Rap. Erst in den Refrains schlägt auch wieder der Metal durch.
Zwischen alledem gibt es mit “Cold World” dann doch eine richtig gelungene Ballade mit Streichern und Klavier. Ghøstkid haben auf ihrem Debütalbum also wirklich eine enorme stilistische Bandbreite unter einen Hut gebracht – und das bei weniger als einer dreiviertel Stunde Laufzeit.
Es mag zwar nichts dabei sein, was für sich genommen neu oder spektakulär ist. Das Zusammenspiel von so vielen verschiedenen Einflüssen funktioniert aber sehr gut. Der Abwechslungsreichtum ist jedenfalls einer der größten Pluspunkte des Albums.
Auch das Songwriting ist gut und hält den einen oder anderen griffigen Refrain bereit. Was es allerdings noch nicht mitbringt, ist der eine richtige Hit. Außerdem laufen nicht alle Lieder des Albums auf dem gleichen Niveau ab. So mag “Supernova” (mit Marcus von Heaven Shall Burn) zu den härtesten Momenten des Albums gehören, ist jenseits seines schicken Refrains aber relativ banal.
Den positiven Gesamteindruck von “Ghøstkid” trübt das aber nicht. Insgesamt liefern Sushi und co. hier eine ziemlich runde Sache ab. Man darf gespannt sein, wohin der Weg noch führt.
Fazit
Ghøstkid sind keine zweiten Eskimo Callboy, denn Sushi setzt mit seiner neuen Band doch deutlich andere Schwerpunkte.
Wer damit klar geht, bekommt hier ein hörenswertes und sehr vielseitiges Debütalbum.
Punkte: 7.5 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de