Demersus Ad Nihilum – 180703

Falls man jemals von Florian Musil gehört hat, dann am ehesten aufgrund seiner Funktion als Schlagzeuger der Black-Metal-Bands Agrypnie und Theotoxin. Mit Demersus Ad Nihilum hat der Österreicher nun sein eigenes Soloprojekt ins Rollen gebracht. Auf dem Programm steht atmosphärischer Melodic Black Metal.

Am ersten Album von Demersus Ad Nihilum wird bereits gearbeitet, zunächst erscheint aber die Debüt-EP “//180703//”. Für das erste musikalische Lebenszeichen seiner Band hat Musil sich die Sänger von Agrypnie und Schammasch ausgeliehen.

Erscheinen wird “//180703//” am 25. Juni – diese Rezension verrät euch mehr darüber! Und bevor jemand fragt: Dass die Schrägstriche in der Überschrift fehlen hat technische Gründe.

“//180703//” enthält drei Lieder mit einer Gesamtspielzeit von 17 Minuten. Gesungen wird durchgehend auf Deutsch. Kein Wunder, denn die Liedtexte basieren auf Gedichten von klassischen österreichischen Schriftstellern wie Franz Grillparzer.

Musikalisch bietet “//180703//” melodischen Black Metal, der auf die Atmosphäre ausgelegt ist und durchaus auf den anspruchsvolleren Teil des Genres zielt. Dementsprechend geht es auch nie um schiere Härte. Gesanglich ist “//180703//” sehr breit aufgestellt. Neben Demersus Ad Nihilums eigenem Sänger Ragnar sind auch C.S.R. von Schammasch und Torsten von Agrypnie zu hören.

Wer jetzt wo genau singt, kann ich aber beim besten Willen nicht sagen. Es kommen nämlich oft auch mehrstimmige Passagen vor, bei denen der vordergründige Scream von tiefen Growls oder gar von Klargesang unterstützt wird. In den drei Liedern gibt es also drei Gesangsstile, von denen zumindest zwei oft auch zugleich zu hören sind.

Gehen wir die Stücke kurz durch: “Hin auf dornigen Wegen” bietet relativ schnellen, erstmal ziemlich klassischen Melodic Black Metal. Man erahnt etwas Klavier im Hintergrund, ansonsten fährt das Stück aber fast schon einen Oldschool-Sound. Zwei Mal geht das Lied aber unvermittelt in sehr ruhige Passagen über, die deutlich langsamer ablaufen, warme Klangfarben liefern und sogar Streicher im Hintergrund spielen lassen.

Diese ruhigen Passagen kontrastieren gelungen des sonst recht rohen und geradlinigen Black-Metal-Sound des Stücks. Die Übergänge zwischen harten und weichen Passagen sind dabei flüssig und wirken nicht aufgesetzt.

“Verwünschung” geht einen komplett anderen Weg. Das Stück fängt von vorne herein viel ruhiger und wärmer an. Härte und Geschwindigkeit werden heruntergefahren, im Vordergrund ist nun Platz für eine griffige Gitarrenmelodie. Die wärmeren Klangfarben bleiben erhalten, im Hintergrund sind auch wieder Streicher zu hören, das Stück macht einen fast rockigen Eindruck.

Am Anfang wird der Scream-Gesang wieder durch Growls unterstützt, später dann aber auch durch Klargesang. In ihrem Solo-Part ist die Klarstimme dabei durchschnittlich, im Duett mit den Screams bringt sie dafür einen richtig schönen Kontrast.

Das letzte Stück “Abschied” drückt wieder mehr aufs Gas. Sein fast blumiger Anfang führt dabei zunächst auf eine falsche Fährte, aber das ist nur das Intro. Das Stück an sich steht wieder nahe am Black Metal, entwickelt einen kraftvollen Schwung und spart auch nicht mit Blastbeats. In seinem Verlauf ist dann aber auch wieder Raum für ruhige, reduziert wirkende Instrumentalpassagen. Gegen Ende klingt “Abschied” dann als Midtempo-Stück aus.

Allein die Beschreibung der drei Lieder zeigt schon: Abwechslungsreich ist “//180703//” auf jeden Fall. Wie viele Facetten Demersus Ad Nihilum hier in gerade einmal drei Lieder legen, ist bemerkenswert und wirklich gut. Die hohe stilistische Bandbreite ist dann auch der größte Pluspunkt der EP.

Ohrwürmer sind die Lieder dagegen nicht. Klar, dieser Aspekt steht auch nicht wirklich im Vordergrund. Es gibt jedoch Black-Metal-Bands, bei denen das Songwriting trotz der anspruchsvollen Ausrichtung einfach griffiger und eingängiger ausfällt. Mir fallen da sowohl in Deutschland als auch in Österreich Bands ein, die in der Hinsicht deutlich über Demersus Ad Nihilum stehen.

Ganz schön, aber auch nicht spektakulär ist auf “//180703//” die Technik. Alles sitzt, alles passt und ist sauber gespielt – wirkliche Instrumentalsoli oder Aufsehen erregende Passagen finden aber nicht statt.

Gut gefällt auf dieser EP die Atmosphäre. Die gesamte Stimmung passt, alles wirkt natürlich, organisch und nie gekünstelt. Kurz gesagt: Es kommt schon was rüber dabei. Und das ist in diesem Genre wichtiger als die Frage, ob irgendwo ein Gitarrensolo auftaucht.

Fazit

Die große Sensation finden Black-Metal-Fans hier nicht, eine hörenswerte EP aber allemal. Insgesamt ein gelungener Start mit Potenzial zu mehr.

Auf eine Punktewertung wird wie bei allen EPs verzichtet.

(ohne Punktewertung)

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de