Die deutsche Black-Metal-Band Der Weg einer Freiheit zählt zu den deutlich anspruchsvolleren Interpreten ihres Genres. Gute vier Jahre nach „Finisterre“ stellt die Gruppe in Kürze ihr neues Album „Noktvrn“ vor. Es ist das nunmehr fünfte Studioalbum der Band und erscheint am 19. November.
Auf „Noktvrn“ liefern Der Weg einer Freiheit bekannte Grundfesten ihrer Musik – aber auch echte Überraschungen. Die Details dazu erfahrt ihr in dieser Rezension.
Mit einem Intro und sechs Liedern kommt „Noktvrn“ auf eine Gesamtspielzeit von 48 Minuten. Dass nicht alles beim Alten geblieben ist, erkennt man schon beim Blick auf die Liedliste: Neben deutschen sind zum ersten Mal auch zwei englischsprachige Stücke vertreten. Die beiden Lieder sind auch sonst in jeder Hinsicht außergewöhnlich – doch dazu später mehr.
Gleich geblieben ist die Ausrichtung der Texte. Diese sind wie immer poetisch, interpretationsoffen und mit einer gewissen Schwermut versehen. Gleich geblieben ist auch das grundlegende musikalische Konzept, das zwei verschiedene Klangräume miteinander vereint. Es gibt einerseits wuchtige, harte Black-Metal-Passagen mit Blastbeats und herbem Gutturalgesang. Andererseits gibt es zurückhaltende Passagen mit sphärischem Instrumental-Sound.
Dieses Wechselspiel war immer schon charakteristisch für die Musik von Der Weg einer Freiheit. Daran hat sich auch auf „Noktvrn“ nichts geändert. Nach wie vor liegt darin auch eine große Stärke der Band. Der Weg einer Freiheit vereinen die zwei gegensätzlichen Ausprägungen ihrer Musik zu einem kontrastreichen, atmosphärischen Ganzen.
Trotz des vergleichsweise komplexen Aufbaus und den immer wiederkehrenden Stille-Phasen hält die Band durchaus auch die Härte ihres Genres hoch. Insgesamt liefert „Noktvrn“ einen stimmungsvollen, gut hörbaren Black-Metal-Sound mit hohem Wiedererkennungswert. Wissen sollte man, dass das Album trotz seines melodischen Überbaus keinen großen „Hit-Faktor“ hat. Die Musik der Band war nie auf den nächsten griffigen Refrain ausgelegt, aber das erwarten hier wohl auch die wenigsten.
Wenn man sich das alles jetzt so anhört, findet man auf „Noktvrn“ vieles von dem, wofür Der Weg einer Freiheit schon immer standen. Und ja, Fans der Band werden sich hier gleich zurechtfinden. Der Unterschied ist, dass die vier Musiker ihr Konzept deutlich weniger geradlinig umgesetzt haben als früher und auch mehr Raum für Neues lassen.
Genau da kommen die beiden englischsprachigen Lieder ins Spiel, die dem Album einen fast schon experimentellen Touch geben. „Immortal“ ist ein Feature mit dem ungarischen Folk-Musiker Dávid Makó alias The Devil’s Trade. Der für Der Weg einer Freiheit typische Wechsel zwischen hart und weich wird in diesem Stück auf die Spitze getrieben. Die Black-Metal-Passagen wechseln sich hier mit dem durchdringenden Klargesang des Gastmusikers ab. Dessen Einwürfe sind jedoch nicht etwa mit Folklore unterlegt, sondern mit einer diffusen Elektronik.
Das zweite englische Stück, „Haven“, hat mit Black Metal gleich gar nichts mehr am Hut. Es geht stark in Richtung Post Rock und verzichtet komplett auf Gutturalgesang. Stattdessen hört man hohen, fahlen, fast geisterhaften Klargesang, der mich an Alcest erinnert. Die zwei nennen wir es ruhig experimentellen Stücke müssen nicht jedem gefallen. Sicher würde manch einer stattdessen lieber noch einen zusätzlichen Brecher wie „Morgen“ nehmen. Das ist dann aber eine Geschmacksfrage, denn für sich genommen sind die zwei Stücke wirklich gelungen und fügen dem Sound von Der Weg einer Freiheit zusätzliche Facetten an.
Fazit
Ein gelungenes Album mit bekannten Stärken und auch neuen Komponenten.
Punkte: 8 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de