Wusstet ihr, dass es auch in Indonesien Black Metal gibt? Ich auch nicht. Die Band, um die es heute geht, heißt Finsmoonth und hat sich 2020 in Jakarta gegründet. Seither stehen die fünf Musiker für melodischen Black Metal mit Post-Rock-Einflüssen.
Ihr Debütalbum „Affliction“ erscheint am 13. Mai beim deutschen Plattenlabel Northern Silence. Vielleicht ist das ein Hinweis darauf, dass die Black-Metal-Infrastruktur in Indonesien noch nicht sehr ausgeprägt ist. Jedenfalls sorgt dieser Umstand dafür, dass „Affliction“ auch in Deutschland erhältlich sein wird. Diese Rezension verrät euch mehr über das Album!
„Affliction“ kommt mit einem Intro und sechs Liedern auf eine Gesamtspielzeit von 47 Minuten. Die Liedtexte sind auf Englisch gehalten und behandeln ein recht weites Themenfeld. Es geht um Romantik und Verzweiflung, um psychologische Themen, aber auch um Lyrik beziehungsweise Gedichte.
Eines gleich vorweg: Die Musik von Finsmoonth hat keinen regionalen oder gar folkloristischen Touch. „Affliction“ klingt nicht irgendwie exotisch. Vom Stil her könnte das Album locker auch von einer deutschen oder skandinavischen Band sein.
Das Fundament besteht aus einem melodischen, schwungvollen Black-Metal-Klangbild in mittlerer bis flotter Spielgeschwindigkeit. Im Vordergrund steht der energiegeladene, durchaus mitreißende Scream von Frontmann Tino. Blastbeats kommen häufig zum Einsatz, trotzdem ist der Sound für Black-Metal-Verhältnisse nicht übertrieben hart.
Man könnte Finsmoonth nach dieser Beschreibung für eine relativ normale Melodic-Black-Metal-Band halten. Und ja, bis hierher ist das Konzept nicht spektakulär. In ihren Sound bringt die Band aber auch noch starke Post-Rock-Einflüsse mit ein. Oft findet sich ein sehr breites, flächiges Gitarrenspiel, das an bekannte Post-Rock-Bands erinnert.
In Instrumentalpassagen lässt „Affliction“ den Black Metal mitunter ganz hinter sich und geht komplett in den Post Rock über. Auch gibt es in den Black-Metal-Stücken manchmal echte Ruhepassagen, die verträumt wirken und sehr zurückhaltend inszeniert sind. So schnell wie das Klangbild heruntergefahren ist, so schnell kann es dann aber auch schon wieder die nächste Blastbeat-Attacke liefern. Platz ist auch für Einwürfe von Klargesang oder gesprochenen Textvotrag.
Den Kontrast zwischen hart und weich, zwischen Black Metal und Post Rock, haben Finsmoonth wirklich gut hinbekommen. Die Übergänge sind fließend, das Klangbild stimmig und der Höreindruck atmosphärisch. Den einen großen Hit liefert „Affliction“ zwar nicht, der steht bei einem Album dieser Ausrichtung aber auch nicht im Vordergrund.
Die Spielfertigkeiten sind dabei in den reinen Black-Metal-Passagen voll in Ordnung, in den Post-Rock-Passagen richtig gut. Aufnahmequalität, Produktion und Abmischung stimmen. Das Album ist nicht überproduziert, aber absolut auf der Höhe der Zeit. Auch in dieser Hinsicht zerlegen Finsmoonth sämtliche Vorurteile, die mancher vielleicht gegenüber einem Debütalbum aus Südostasien haben mag.
Fazit
Ein gelungenes Debüt, das Black Metal und Post Rock zu einem stimmungsvollen Ganzen verbindet.
Punkte: 7.5 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de