Karg ist ein Black-Metal-Projekt des österreichischen Musikers J.J. (Harakiri For The Sky). Zweieinhalb Jahre nach dem letzten Album “Traktat” legen Karg nun wieder ein neues Werk vor. “Resignation” erscheint am 25. November und fällt deutlich experimenteller aus als das Vorgängeralbum.
Was euch genau erwartet erfahrt ihr in dieser Rezension.
“Resignation” kommt mit vier langen Liedern auf eine Gesamtspielzeit von 46 Minuten. Auf der limitierten Erstauflage des Albums gibt es zusätzlich noch zwei Coversongs als Bonus. Wie immer interessieren die uns aber nicht, für die Rezension zählt nur die normale Standard-Ausgabe des Albums.
Die Texte sind anspruchsvoll und wie schon auf dem vorherigen Album in österreichischer Mundart gehalten. Im Dialekt besingt J.J. Trennung, Abschied, Schmerz, Enttäuschung und andere Gefühlszustände, die es auf dem Lebensweg zu überwinden gilt.
Sein musikalisches Fundament hat “Resignation” im melodischen Midtempo Black Metal. Es geht dieses Mal aber auch weit darüber hinaus. Dass Karg einen ganzen Stall voller Gastmusiker an Land gezogen haben, geht dabei fast schon unter. Entscheidend ist, dass dieses Mal weit in andere Genres hinein gewildert wird und “Resignation” auch Klangbilder auffährt, die mit dem Black Metal nichts mehr zu tun haben.
“Traktat” war zwar auch anspruchsvoll und brachte hier und da Klavier und Geige mit ein. Insgesamt war es aber doch vergleichsweise geradlinig. “Resignation” vollzieht damit einen klaren Bruch und öffnet sich durchaus auch für klangliche Experimente.
Das Fundament bildet wie gesagt Black Metal in mittlerer Spielgeschwindigkeit. Ein zwar nicht übertriebener, aber doch etwas komplexer Aufbau und der markante Scream von Sänger J.J. verleihen dem Klangbild einiges an Wiedererkennungswert. Der Sound gestaltet sich einnehmend, ist auf Hits aber genauso wenig ausgelegt wie auf schiere Härte.
Im Vordergrund steht stattdessen die Atmosphäre und die ist auch wirklich wieder gelungen. Die kalten Klangfarben bringen das gewollt trübe Ambiente genauso gut herüber wie der Gesang, der die Attribute energiegeladen und verzweifelt nahtlos unter einen Hut bringt.
Auch die Abwechslung stimmt, immer wieder sind besondere Momente oder Details zu entdecken. In “Was bleibt” gibt es zum Beispiel mal Blastbeats mit Klavier-Begleitung und in “EBBE//FLUT” füllen die beiden Sängerinnen von E-L-R den Hintergrund mit textlosem Vokalgesang.
Immer wieder werden auch ruhige Instrumentalpassagen mit eingebaut, die man für sich genommen als Post Rock bezeichnen könnte. Wenn Karg sich aber an die richtig großen Experimente wagen, dann werden die leider nicht so gut in die Stücke eingebunden wie der Post Rock. Das ist schade, denn die Experimente sind ja eigentlich die große Neuerung des Albums.
So hat in “Generation ohne Abschied” der Hip-Hopper Private Paul einen Auftritt. Mit Sprechgesang! Damit hätte auf einem Black-Metal-Album sicher keiner gerechnet. Sein Rap ist aber ein Einwurf und steht für sich alleine. Er singt quasi die Bridge. Karg haben mit dem Feature sicher Mut bewiesen – so konsequent, ihren Gast in Strophe oder Refrain mit einzubinden, waren sie aber nicht.
Noch krasser ist es in “Was bleibt”. Das Stück ist die längste Zeit ein für Karg typischer Black-Metal-Song. Plötzlich geht er völlig ohne Ankündigung in warme Klangfarben über. Das Metal-Klangbild stoppt so als ob man den Stecker gezogen hätte. Stattdessen hört man auf einmal Streicher, Akustikgitarre und Klargesang.
Achteinhalb Minuten Black Metal. Schnitt. Gute drei Minuten wonnig-warme Akustik. Warum macht man das so abrupt? Das führt dazu, dass es in dem Stück ein vorher und ein nachher gibt – ohne erkennbaren Zusammenhang. Besser wäre es gewesen, den Akusik-Teil als Kontrast in das eigentliche Klangbild mit einzubinden. Bei den Post-Rock-Abschnitten klappt das ja schließlich auch. So hängt der Akustik-Teil aber einfach nur hintendran so wie bei “Grab der Wellen” das Klassik-Outro.
Fazit
“Resignation” ist ein hörenswertes Black-Metal-Album für das anspruchsvollere Publikum. Gegenüber vorherigen Werken wagen Karg dabei auch Neues und stellen sich stilistisch breiter auf. Die Integration der neuen Elemente in ihr eigentliches Klangbild ist aber noch nicht immer optimal gelöst.
Punkte: 7 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de