Last Leaf Down aus der Schweiz spielen Post Rock beziehungsweise Shoegaze. 2017 setzte die Band mit ihrem sehr guten Album „Bright Wide Colder“ ein echtes Ausrufezeichen. Und dann?
Nichts. Kein weiteres Album, keine ausgedehnte Tournee. Acht Jahre lang nichts.
Doch jetzt ist es tatsächlich soweit: „Bright Wide Colder“ erhält endlich einen Nachfolger. Der trägt den Titel „Weight Of Silence“ und ist ab dem 11. April erhältlich. Mehr über das gute Stück erfahrt ihr in dieser Rezension.
„Weight Of Silence“ enthält zehn Lieder mit einer Gesamtspielzeit von 42 Minuten. Die Texte sind ausschließlich Englisch und fallen recht nachdenklich aus. Es geht um die menschliche Gefühlswelt, um Kämpfe die man mit sich selbst austrägt – das alles aber oft nur in Andeutungen und nicht plakativ.
Musikalisch setzen Last Leaf Down den eingeschlagenen Weg fort. Zu hören ist melodischer, breit aufgestellter Post Rock mit einem sehr vollen Klangbild. Die enorme Fülle schaffen Last Leaf Down fast allein mit den Rock-Instrumenten. Es gibt zwar auch mal Klavier oder ein bisschen Elektronik im Hintergrund, das aber wirklich nur in ganz kleinem Umfang.
Gewohnt charakteristisch ist auch wieder der Gesang, der sehr gelungen ist und eine hohe stilistische Bandbreite aufweist. Unterschiede zum vorherigen Album beschränken sich hingegen auf vergleichsweise kleine Dinge. So wurde das Schlagzeug etwas zurückgefahren, der Bass kommt mir dafür jetzt dominanter vor.
Schon nach den ersten Minuten des Albums ist man wieder voll im Vibe. „Weight Of Silence“ bringt viele atmosphärische Stimmungsbilder mit, die den Hörer gut mitnehmen. Oft setzt das Klangbild auf eine kalte Gitarrenarbeit und ein gedämpftes, um nicht zu sagen trauriges Ambiente. Selbst wenn warme Klangfarben zum Tragen kommen, wird das Klangbild trotzdem nicht überschwänglich freudig.
Es geht hier eben nicht um das große Hurra, sondern um Musik zum Träumen und Schwelgen. Das merkt man auch daran, dass die Lieder nicht auf die griffige Melodie oder den Ohrwurm getrimmt sind. Es gibt zwar auch mal einen richtig tollen Refrain wie in „Water“, das ist aber keinesfalls die Regel sondern eher ein Bonus.
Die Spielgeschwindigkeit bleibt bei alledem übrigens im langsamen bis mittleren Bereich. Wenn es in „Illusion“ auf einmal schnell vorangeht, dann fällt das auf diesem Album schon richtig auf.
Insgesamt bietet „Weight Of Silence“ vielschichtige und anspruchsvolle Lieder, die vollends auf Atmosphäre ausgelegt sind. Spielerisch, gesanglich und technisch haben die Schweizer ihr Konzept wieder tadellos in die Tat umgesetzt. Fans des Genres können sich hier auf ein absolut hörenswertes Album freuen. Wie schon der Vorgänger ist auch „Weight Of Silence“ einfach wieder ein sehr ästhetisches Klangerlebnis.
Fazit
Last Leaf Down machen auf dem Niveau weiter auf dem sie vor langer Zeit aufgehört hatten. Bleibt zu hoffen, dass es bis zum nächsten Lebenszeichen der Band nicht wieder acht Jahre dauert.
Punkte: 8.5 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de