Symphonisch angehauchter Gothic Metal mit Folk-Einschlag – so kann man am ehesten die Musik der Gruppe Coronatus beschreiben. In den Jahren ihres Bestehens hat die Gruppe zahlreiche Besetzungswechsel und auch manche weniger wohl gesonnene Kritik wegstecken müssen.
Dennoch stellte die Band immer wieder eine Besetzung auf die Beine, trat im Vorprogramm von Bands wie Haggard oder Within Temptation auf und stellte auch immer mal wieder ein Album vor. Am 25. Oktober veröffentlichen Coronatus ihr neues Werk „Recreatio Carminis“, den Nachfolger des 2011er-Albums „Terra Incognita“.
Vergleicht man das letzte und das neue Album, so stellt man fest, dass stilistisch bei Coronatus alles in gewohnten Bahnen verläuft. Die Band bietet einen sehr melodischen Sound, der eine gewisse symphonische Note hat und durch Streicher wahlweise einen klassischen oder folkigen Touch erhält. Das große Charakteristikum der Gruppe ist nach wie vor der zweigleisige Gesang. Die Baden-Württemberger setzen nämlich durchgehend auf zwei Gesangsstile – weibliche Rock-Röhre und Sopran.
Stichwort Gesang: Auf „Recreatio Carminis“ bringt sich – passend zum Titel – auch die ehemalige Sopranistin Carmen wieder mit ein. Das Album erscheint in einer regulären und in einer limitierten Version. Auf letzterer wurden als Bonus-Tracks zwei Stücke des 2011er-Albums mit Carmen neu aufgenommen: „Fernes Land“ und „Sie stehen am Weg“. Die beiden Lieder wurden ursprünglich von der aktuellen Sopranistin Ada eingesungen, die auch 2011 schon an Bord war.
Zwei der beliebtesten Stücke des letzten Albums (das gilt vor allem für „Fernes Land“!) mit der alten Sängerin neu aufzunehmen ist durchaus eine nette Idee. Weniger überzeugt die Laufzeit der normalen Version des neuen Albums. Ohne die beiden Bonus-Stücke beträgt die nämlich nur 41 Minuten.
Doch jetzt genauer zur neuen CD: Ebenso kontrastreich wie das Zweispiel aus Rock- und Soprangesang gestalten sich auch die Stimmungen der Lieder. Von Stücken mit breitem Klassik-Bombast („The Monk“) geht die Reise bis hin zu folkigen Feierliedern („So tanzt“). „Recreatio Carminis“ gestaltet sich also – wie von Coronatus gewohnt – durchaus abwechslungsreich.
Von Coronatus gewohnt ist man jedoch auch das, was sich auch dieses Mal wieder als größter Schwachpunkt zeigt. Gemeint ist das unstete Songwriting. Es war auf „Terra Incognita“ so und es ist auch wieder auf „Recreatio Carminis“ der Fall: Coronatus zeigen sehr wenige Lieder, die richtige Hits sind und die unbestreitbaren Höhepunkte der aktuellen Schaffensphase. Jenseits dieser Ohrwürmer bietet sich dem Hörer aber ein nur durchschnittliches Songwriting, das größtenteils vor sich hinplätschert und sich nicht länger festsetzen kann.
Zu den Glanzstücken des neuen Albums zählt allen voran „Sternenstaub“. Das Lied hat eine schöne Atmosphäre, eine griffige Melodie, einen richtig knackigen Refrain und spielt den Kontrast der beiden Gesangsstile gelungen aus. Hier haben Coronatus wirklich alles richtig gemacht. „Sternenstaub“ ist auf „Recreatio Carminis“ praktisch das, was „Fernes Land“ auf „Terra Incognita“ war. Dieses Niveau können Coronatus auf dem Rest des Albums aber einfach nicht halten, denn oft siedelt die Band mit einem unspektakulären, überraschungsfreien Songwriting eine ganze Stufe tiefer.
Fazit
„Recreatio Carminis“ ist kompositorisch mal gut, mal aber auch nur durchschnittlich. In jedem Fall ist es aber ein vielseitiges Album, das vom Kontrast seiner beiden Gesangsstile profitiert.
Punkte: 7 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de
Pingback: Neues Video von Coronatus | DARK-FESTIVALS.DE