Eden Weint Im Grab – Geysterstunde II

2011 brachte die Berliner Dark-Metal-Band Eden Weint Im Grab ihr Album „Geysterstunde I“ heraus. Am 29. August setzt die Gruppe um Mastermind Alexander Blake nun ihre Reise mit „Geysterstunde II“ fort.

Was die Hörer erwartet erfahrt ihr in dieser Rezension.

eden weint im grab - geysterstunde ii

„Geysterstunde II“ hat eine stolze Laufzeit von 70 Minuten, die sich auf insgesamt 17 Tracks verteilt. Die meisten davon sind natürlich Lieder, einige aber auch gesprochene Textvorträge. Beides wird von Alexander Blake wie gewohnt ausschließlich in deutscher Sprache dargeboten.

Wie hoch der Stellenwert der Lyrik auf „Geysterstunde II“ ist, merkt man auch daran, dass sämtliche Lieder stark auf den Gesang ausgelegt sind. Die Instrumente bleiben im Zweifelsfall immer hinter der Gesangsspur zurück. Diese ist auch immer in ausreichender Lautstärke abgemischt worden, sodass das Textverständnis stets sicher gestellt ist.

Meistens tritt der Gesang in Form von Klargesang auf, selten wechselt Blake auch in einen gutturalen Growlscream über. Das Wort Klargesang ist auf „Geysterstunde II“ aber auch nur relativ. Gerade in langsameren Liedern nimmt Blake eher die Rolle eines Erzählers als eines Sängers ein. Ich würde nicht so weit gehen, den Gesang als Sprechgesang zu bezeichnen, doch hat der Gesang eine ausgeprägte erzählerische Komponente.

Doch was wird nun eigentlich gesungen? Eden Weint Im Grab haben sich den Titel des Albums durchaus zu Herzen genommen und tragen einem allerhand schaurig-schöne Geschichten von Geisterzügen („Nachtexpress nach Nirgendwo“), einer „Jenseitsflugmaschine“ oder auch einem verschütteten Bergmann vor („Der ewige Bergmann“).

Die Horror-Lyrik ist hier also durchaus Konzept. Dabei liegt Eden Weint Im Grab aber nichts ferner als die expliziten, brutalen Texte von Gruppen wie Eisregen oder ähnlichen. Stattdessen sind die Schauertexte von Eden Weint Im Grab eher unaufdringlich und subtil, nie provozierend oder plakativ. Unter den Bands mit Horror-Thematik nehmen Eden Weint Im Grab also die Rolle des guten Erzählers ein, der nicht auf Special Effects angewiesen ist.

Die musikalische Umsetzung baut dabei auf einem ruhigen Metal-Fundament auf, das sich meistens in einer Erzähler-freundlichen, mittleren Spielgeschwindigkeit bewegt. Gelegentlich wird das Klangbild auch schneller und auch Blastbeats kommen vor, wirklich hart wird es auf „Geysterstunde II“ aber nie.

Das gesamte Klangbild ist wie erwähnt um den Gesang herum aufgebaut, der stets im Zentrum steht. Neben den üblichen Metal-Instrumenten setzen Eden Weint Im Grab wie gewohnt auch Cello und Geige ein, die sich oft eher im Hintergrund aufhalten.

Zu diesem Fundament kommen diverse Elemente hinzu, die die Schauer-Atmosphäre der Texte sehr gut umsetzen. Hierzu gehören unter anderem Glockenspiel und Orgel, aber auch diverse Soundeffekte wie ein absichtlich verzerrter Klang in „Mein geysterhaftes Grammophon“, die dem Album den ein oder anderen surrealen Moment verschaffen. So ist „Geysterstunde II“ detailliert inszeniert worden und bringt das angestrebte Ambiente schön herüber.

Auf die reinen Kompositions- oder Spielfertigkeiten heruntergebrochen ist „Geysterstunde II“ hingegen wenig spektakulär. Das Songwriting ist nicht gerade auf Hits ausgelegt, Lieder mit Ohrwurm-Charakter, knackigen Melodien oder gar Refrains sind also die Ausnahme. Bei Eden Weint Im Grab geht es in erster Linie eben um andere Dinge.

Auch instrumental sollte man weder spektakuläre Solo-Einlagen noch schneidige Gitarrenriffs erwarten. Wer jedoch nicht mit falschen Erwartungen an „Geysterstunde II“ herangeht und das Schauer-Ambiente als wichtigstes Feature begreift, der bekommt hier ein hörenswertes Album.

Fazit

Was Konzept und Machart von „Geysterstunde II“ angeht, richtet sich das Album sicher nicht an jeden. Hat man aber etwas für eine dichte Atmosphäre und das wohlige Schauer-Ambiente übrig und legt keinen gesteigerten Wert auf großartige Refrains oder dergleichen, dann lohnt sich der Griff zu „Geysterstunde II“ durchaus.

Punkte: 7.5 / 10

 

Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de