Im Sommer 2012 gelang der Folk-Metal-Band Ensiferum eine waschechte Überraschung. Die Finnen, die bis dato vor allem für ihre sehr hohe Spielgeschwindigkeit bekannt waren, veröffentlichten mit „Unsung Heroes“ ein Album, auf dem sie auf ruhigere Arrangements setzten und deutlich langsamer zu Werke gingen.
Nun haben Ensiferum mit „One Man Army“ das Nachfolgealbum vorgestellt. Führt die Band die Machart von „Unsung Heroes“ weiter oder kehrt sie zu ihrem schnelleren Stil zurück?
„One Man Army“ hat ein Intro und zehn Lieder und kommt damit auf eine Gesamtspielzeit von gut 53 Minuten. Es existiert auch eine limitierte Edition mit vier Bonusstücken, diese Rezension beschäftigt sich jedoch ausschließlich mit der regulären Verkaufsversion.
Die grundlegende Information über „One Man Army“ gibt es gleich vorab: Mit ihrem neuen Album drehen Ensiferum das Rad zumindest teilweise zurück zu ihren früheren Veröffentlichungen. „One Man Army“ ist kein zweites „Unsung Heroes“, also kein zweites überwiegend langsames Ensiferum-Album.
Auf „One Man Army“ schmettern die Finnen einem wieder Lieder in einem enormen Tempo entgegen, das man sonst eher aus dem Power Metal kennt. Nach dem Intro feuert mit „Axe Of Judgement“ gleich so ein Stück los, das keine Gefangenen macht und einen gewaltigen Vortrieb an den Tag legt. Auch „Two Of Spades“ ist ein mustergültiger Vertreter dieser alten Ensiferum-Schule.
Auf „One Man Army“ werden sich also auch alte Ensiferum-Fans zu Recht finden, die sich von „Unsung Heroes“ stilistisch eher weniger angesprochen fühlten. Nun wäre es aber falsch zu glauben, dass „Unsung Heroes“ vergessen ist und alles auf „One Man Army“ von sich geht wie auf den Frühwerken von Ensiferum.
Der Geist von „Unsung Heroes“ weht nämlich auch auf dem neuen Album noch nach. Gerade in der zweiten Hälfte ihres neuen Werkes haben Ensiferum auch langsamere, ruhigere Stücke an Bord, die komplexer und vielschichtiger sind als die eher auf Stimmung ausgelegten Stücke der Band. Auch der ruhigeren Seite von Ensiferum kommt auf „One Man Army“ ein großer Stellenwert zu. Die Stücke, die diese Seite der Band repräsentieren, haben im Extremfall eine Länge von über elf Minuten („Desecendants, Defiance, Domination“).
„One Man Army“ ist also wie schon erwähnt kein zweites „Unsung Heroes“, es bricht aber auch nicht mit „Unsung Heroes“. Stattdessen vereint „One Man Army“ die stimmungsvollen, schnellen Frühwerke von Ensiferum mit den langsamen, komplexen Stücken der „Unsung Heroes“-Ära.
Im Ergebnis macht dies „One Man Army“ zum wohl vielseitigsten und abwechslungsreichsten Album, das es von Ensiferum jemals gab. Der Spagat zwischen schnellen Stücken zum Feiern und langsamen, vielschichtig aufgebauten Songs gelingt Ensiferum dabei gut. Die beiden Seiten der Band wirken auf dem neuen Album nicht als Gegensätze sondern als großes Ganzes.
Wer noch zweifelt, dass „One Man Army“ zum abwechslungsreichsten gehört, was je das Bandlogo von Ensiferum getragen hat, bekommt mit „Neito Pohjolan“ dann sogar noch ein finnisches Polka-Stück serviert, das mit Metal gar nichts mehr zu tun hat.
Von der Umsetzung her können sich die Fans dabei wieder auf die typischen Ensiferum-Stärken verlassen. Das Album bietet tadellose Spielfertigkeiten, eine sehr gute Melodieführung und den für Ensiferum typischen Schuss Epik inklusive orchestralem Bombast und diversen Chören. Ein grandioser Hit wie das beliebte „One More Magic Potion“ mag dieses Mal zwar nicht dabei sein, das tut dem positiven Gesamteindruck des Albums aber keinen Abbruch.
Fazit
Ein gutes, sehr vielseitiges Ensiferum-Album.
Punkte: 8 / 10
Rezension: Stefan Frühauf, Stefan(at)dark-festivals.de
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